Neue Aufenthaltsqualität für den Strausberger Platz

Strausberger Platz aus der Vogelperspektive

Der Strausberger Platz von oben

Den Strausberger Platz kennt die halbe Welt – spätestens seitdem „Good Bye, Lenin!“ vor genau 20 Jahren zum internationalen Kultfilm avancierte. Die schon von weitem erkennbare hohe Fontäne in der Mitte des vom Verkehr umtosten Ovals taucht inzwischen in vielen Spots über Berlin auf. Doch was die Clips nicht zeigen, sind die zerborstenen Schmuckplatten um den Brunnen, die längst verschwunden Blumenbeete oder die verdorrten Rasenflächen an den vier Rändern. Nur Fachleute wissen, wie es um das Kunstwerk selbst, den „Schwebenden Ring“ vom Bildhauer Fritz Kühn, bestellt ist. Die 16 Kupferplatten aus dem Jahr 1967 tragen inzwischen dicke Ablagerungsschichten und die Stahlkonstruktion ist zum Teil korrodiert, ganz zu schweigen von den Schäden am Becken.

Doch nun scheint eine Lösung in Aussicht. Denn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hat auf Antrag des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg Fördermittel aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung frei gegeben.

Dialog mit dem Landschaftsplanungsbüro

Anwohnende im Gespräch mit dem Landschaftsplanungsbüro

Damit werden Planungen für Maßnahmen finanziert, die auf eine denkmalgerechte Sanierung des Brunnens zielen und zudem eine höhere Aufenthaltsqualität in den Randbereichen in Blick nehmen. Dort sollen Grünflächen dem Klimawandel angepasst werden und eine größere Artenvielfalt aufweisen.

Für die Planung des Vorhabens sollen zunächst die Anwohnenden ihre Meinung äußern. Die machen von dieser Möglichkeit seit dem Start der Online-Beteiligung auf mein-berlin.de regen Gebrauch.

Auch zum ersten öffentlichen Vor-Ort-Termin am 11. Juli direkt vor dem ehemaligen Haus Berlin kamen mehr Interessierte, als das beauftragte Büro Henningsen Landschaftsarchitekten erwartet hatte. Jedenfalls waren die vorbereiteten Fragebögen schnell vergriffen und die Kiste mit den ausgefüllten Formularen gut gefüllt. Einige zückten deshalb ihr Mobiltelefon und fotografierten den QR-Code mit dem Link zur Beteiligungsplattform. Andere nutzten die Gelegenheit, die ausliegende Skizze des Platzes mit ihren „Post-its“ zu füllen. Die dort notierten Wünsche und Vorschläge werten das Planungsbüro und das Bezirksamt hinsichtlich ihrer Machbarkeit aus.

Infostand am Strausberger Platz, 12. Juli

Wichtig ist vielen Anwohnenden auch, den historischen Kontext des Platzes und seine Einordnung als Denkmal stärker bekannt zu machen. So präsentierten Mitglieder des Vereins Stalinbauten e.V. eine ganze Mappe mit Fotos aus der Entstehungszeit des Brunnens, was die jungen Landschaftsarchitektinnen besonders freute. Denn für die nun folgende denkmalpflegerische Zielplanung des Brunnens sind solche Belege hilfreich.

Bevor der Platz wieder als Ganzes erlebbar sein wird, sind noch viele Aufgaben zu erledigen. Derzeit lässt hier die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt die Radwege verbreitern und die Lichtsignalanlagen mit Kameras ausstatten, die die Verkehrsströme erfassen und die Ampelphasen bedarfsgerecht steuern.

Parallel läuft die Vorplanung für die Restaurierung des Kunstwerkes durch die Firma Achim Kühn, die in Nachfolge von Fritz Kühn dessen Kunstschmiede weiterführt.

Post-Its-auf-Skizze

Wünsche aus der Nachbarschaft

Die BVG plant, den U-Bahn-Tunnel unterhalb des Platzes zu sanieren. Im Anschluss würde die Montage des restaurierten Brunnens erfolgen. Nach heutiger Planung erneuern die Wasserbetriebe im Auftrag des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg die Pumpentechnik und das Becken.

Bis dahin laufen die Planungen für die Verbesserung der Grünflächen in mehreren Schritten weiter. Anfang 2024 werden die Ergebnisse der aktuellen Beteiligungsrunde wiederum öffentlich zur Diskussion gestellt und an dieser Stelle selbstverständlich veröffentlicht. Dass manches Projekt einen langen Vorlauf braucht, dann aber sehr gut angenommen wird, kann man im Fördergebiet wenige Meter weiter östlich, an der Karl-Marx-Allee 70, gut erkennen. Hier sitzen Jung und Alt im Sommer gern an den drei plätschernden Brunnen, die von üppig blühenden Beeten eingerahmt sind. Auch hier wurde 2019 über das Förderprogramm Nachhaltige Erneuerung eine neue Qualität des Aufenthalts geschaffen.
Bianka Gericke