Beteiligung zur Mühlen- und zur Nordpromenade im Fördergebiet Greifswalder Straße am Tag der Städtebauförderung

Tag der Städtebauförderung 2023, Greifswalder Straße

Auftakt zum Spaziergang auf der Mühlenpromenade am Platz der Drei Grazien

Im Fördergebiet Greifswalder Straße konnten die Berlinerinnen und Berliner erleben, wie unterschiedlich die Veranstaltungen zum Tag der Städtebauförderung am 13. Mai ausgestaltet sind. So lud das Bezirksamt Pankow gemeinsam mit den Gebietsbeauftragten (Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG) zu einem Kiezspaziergang auf der Mühlenpromenade ein, während am Nachmittag parallel zum Kulturtag der Nachbarschaftsinitiative „Platz sucht Identität“ (PsI) an einem Info-Stand die Planungen für die Nordpromenade vorgestellt wurden.

Spaziergang auf der Mühlenpromenade

Treffpunkt für den Kiezspaziergang entlang der Mühlenpromenade war der “Platz an den Drei Grazien“. Dieser Ort war mit Bedacht gewählt, denn er bildete den Auftakt für die Neugestaltung der in Ost-West-Richtung verlaufenden Promenade. Eröffnet wurde der ca. 4.000 Quadratmeter große Mehrgenerationenplatz rund um die Skulptur mit Gesamtkosten von 1,26 Mio. Euro im vergangenen Jahr.

Tag der Städtebauförderung 2023

Kreuzung der Fuß- und Radverbindung mit einer Wohngebietsstraße

Rund 30 Interessierte nutzten die Möglichkeit sich zu informieren und in einen regen Austausch mit dem Bezirksamt und der Gebietsbeauftragten zu treten. Sebastian Holtkamp von der Planergemeinschaft und Oliver Wanske vom Fachbereich Stadterneuerung erläuterten die nächsten Schritte für die klimaangepasste Neugestaltung der Promenade und des Brunnenplatzes. Neben einem weiteren Bürgergespräch beim Kiezfest am 7. Juli 2023 sind für diesen Sommer eine Verkehrszählung, Varianten zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung sowie vertiefende Untersuchungen, u.a. zu eventuell vorhandenen Altlasten, geplant. Im Herbst soll öffentlich über die Ziele der Neugestaltung und die Vorgaben für den im Jahr 2024 vorgesehenen Landschaftsarchitekturwettbewerb diskutiert werden.

Wie notwendig die sorgfältige Vorbereitung solcher Vorhaben ist, konnte man bei der regen Diskussion an den Zwischenstopps erkennen. Dabei ging es u.a. um das Beleuchtungskonzept, die zukünftige Gestaltung mehrerer Spiel- und Sportplätze sowie das Konfliktpotenzial zwischen Radfahrenden und Fußgängern auf der gemeinsam genutzten Promenade. Dieses Thema ist besonders brisant, weil Schulen und Kindergärten unmittelbar angrenzen. Wertvolle Anregungen und Hinweise zur Barrierefreiheit lieferten die Teilnehmenden im Rollstuhl.

Besonders viel Raum nahm der Austausch über die Neugestaltung des Brunnenplatzes am westlichen Ende der Promenade ein. Einig war man sich, dass die Brunnen in den zunehmend heißen Sommern besonders wertvoll für die Aufenthaltsqualität sind. Diskutiert wurde, wie man in der Gestaltung den unterschiedlichen Altersgruppen gerecht werden kann. Soll es einen naturnahen Brunnen geben, der mit Regenwasser gespeist wird oder ein Kinder-Planschbecken? Am besten wären drei verschiedene Angebote, ob sich das realisieren lässt, wird die Zukunft zeigen.

Tag der Städtebauförderung 2023, Nordpromenade

Infostand und kleines Kiezfest an der Nordpromenade

Infostand an der Nordpromenade

Um das faire Mit- und nicht Nebeneinander von Jung und Alt ging es auch am Nachmittag auf der anderen Seite der Michelangelostraße, der Nordpromenade. Am Stand der Planergemeinschaft und des Bezirksamtes konnte man sich ein Bild davon machen, wie der große alte Bolzplatz zu einem modernen multifunktionalen Sportplatz mit Angeboten für Fußball, Tischtennis und Klettern umgestaltet werden soll. Der angrenzende mit Weiden bewachsene Platz wird zu einem „Weidengarten“ für die ältere Generation. Hierzu lag ein aktualisierter Entwurf vor, der die Anregungen und Hinweise vom Aktionstag am 28. Februar im Seniorenstift berücksichtigt.

Frau Tippkötter vom Büro Belvedere Landschaftsarchitekten und Thomas Wenzl von der Planergemeinschaft erläuterten in Einzelgesprächen die Planung für die Freiraumgestaltung nördlich der Michelangelostraße. Vorgesehen ist die Sanierung der Wege sowie der Neubau der Rampe, die den Höhenunterschied zwischen dem westlichen und östlichen Teil ausgleicht. Auch eine Wegeverbindung entlang des nordöstlich angrenzenden Jüdischen Friedhofs wird neu gestaltet. Ein kleiner „Jugendtreff“ mit Tischtennisplatte und Sitzblöcken bildet dort künftig den Abschluss der Promenade.

Tag der Städtebauförderung 2023, Nordpromenade

Die Künstlerin Adi Liraz bei ihrer Performance zum Gedenken an die Dichterin Gertrud Kolmar

KulturTag#13 der Initiative "Platz sucht Identität" (PsI)

Für guten Zulauf zum Tag der Städtebauförderung sorgte auch der KulturTag#13 unter dem Motto „Wege und Geschichten an der Friedhofsmauer“. Den hatte die Nachbarschaftsinitiative PsI, unterstützt vom Team der Mobilen Stadtarbeit „Hallo! Mühlenkiez“, organisiert. Projektleiterin Valentina Sartori erzählte, worum es der Initiative geht, die mit Mitteln des Programms „Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften (FEIN)“ gefördert wird. Man wolle lokale Geschichte sichtbar machen, um die Identifikation der Menschen mit ihrem Quartier zu stärken. In Zusammenarbeit mit Bewohnerinnen und Bewohnern erarbeitete PsI den „KulturWeg Mühlenkiez“, der neun markante Orte unter die Lupe nimmt. Ein großes Anliegen steht kurz vor der Vollendung: Der kleine Platz am Eingang zum Einsteinpark an der Storkower Straße (Nr. 53/55) soll den Namen von Wilhelm und Emmi Blank erhalten, die dem NS-Regime mutig widerstanden.

Wie bei den vorherigen KulturTagen gab es wieder Angebote für alle Altersgruppen: eine Kinderwerkstatt, einen thematischen Kiezspaziergang und zum Abschluss ein Konzert mit dem Klezmer Ensemble „Erev Tov“. Für Aufsehen sorgte die Kultur-Performance der israelischen Künstlerin Adi Liraz. Sie zog in ihrem roten Kleid einen roten Wollfaden vom Bolzplatz bis zur jüdischen Friedhofsmauer. Zur Überraschung der Anwesenden enthüllte sie zum Abschluss eine Papierkugel, bedruckt mit Zitaten der in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Lyrikerin Gertrud Kolmar. Adi Liraz rezitierte diese bis zur Rückkehr am Bolzplatz, um sie abschließend in die Zweige der Weiden zu hängen. Auf die Frage, ob der rote Faden eine Verbindung zur Geschichte symbolisiere, gab sie zu verstehen, dass dieser in der hebräischen Kultur sehr vieldeutig sei.

Text: Thomas Drechsler