Eine 9 km lange Radschnellstrecke unter dem denkmalgeschützten Hochbahn-Viadukt der U1 ist die große Vision der bürgerschaftlichen Projektinitiatoren. Der bisher verwaiste, teilweise als Parkraum genutzte Ort soll so in einen qualitativ hochwertigen Stadtraum samt überdachtem Radweg verwandelt werden. Diese Vision ist ein Spielfeld zeitgemäßer Mobilität, Innovation und Freizeitangebote, das zum internationalen Vorzeigeprojekt werden soll.
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz führte 2019 eine verkehrstechnische Machbarkeitsstudie für den Teilbereich Kreuzberg durch. Nachdem bereits langjährige Arbeit in die Konzeption des Projekts geflossen ist, wird nun im Rahmen der Förderung innerhalb des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ ein Praxistest durchgeführt, der eine politische Entscheidungsgrundlage schafft und aus dem sich konkrete Umsetzungsempfehlungen für die Realisierung ableiten lassen: Als erster Schritt werden dafür im Rahmen eines Reallabors ein kurzer Abschnitt in Kreuzberg als Testfeld, Experimentierort und Katalysator für die weitere Entwicklung des Vorhabens entstehen. Zu den Projektbausteinen gehören eine Detailstudie, die mit den Erkenntnissen der Verkehrsuntersuchung verzahnt ist, die 120 – 200 m lange Teststrecke und eine weitreichende projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit.
Berlin erfährt derzeit, ebenso wie viele Städte weltweit, eine Renaissance des Radverkehrs. Dieser Umbruch birgt viele Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten, erfordert aber auch neue Aushandlungsprozesse in der Stadtgesellschaft. Dem trägt das Projekt durch einen bewussten Umgang mit bestehenden Stadträumen Rechnung. Dabei werden Verkehrsräume sozial und multifunktional gedacht.
Das Konzept hat breiten Rückhalt aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Berlin und wurde medial – national wie international – viel diskutiert und mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundespreis ecodesign 2016.