Das Gebiet der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme ehemaliger Güterbahnhof Köpenick wird durch die Bahngleise des Personen- und Güterverkehrs in einen nördlichen und einen südlichen Teilbereich gegliedert. Die gesamte Ausdehnung des Gebiets von Ost nach West beträgt knapp 2 km. Durch die Nähe zu den S-Bahnhöfen Köpenick und Hirschgarten und zur Bahnhofstraße mit diversen Straßenbahn- und Bushaltestellen sowie Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen eignet sich der Standort in besonderer Weise für den Wohnungsbau und eine gewerbliche Entwicklung. Auch die Müggelspree und der Müggelsee liegen nicht weit entfernt. Während ein Teil der Schienenanlagen heute durch die Berliner Verkehrsbetriebe, die DB sowie für den Transport von Gütern genutzt wird, liegt hier eine weitere, von außen schwer einsehbare Fläche brach: der ehemalige Güterbahnhof Köpenick.
Im Zuge der Industrialisierung und der Höherlegung der Gleisanlagen der Berlin-Frankfurter-Eisenbahn (später: Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn) im beginnenden 20. Jahrhundert entstand hier, in unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Köpenick, eine Güterladestelle entlang der Ferngleise. Durch die Ansiedlung von Industrieunternehmen wurde der Güterbahnhof in den Folgejahren ausgebaut.
Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs nutzten Industriebetriebe den Güterbahnhof; der VEB Gamat hatte hier bis in die 1990er Jahre seine Produktionsstätte. Anfang der 1990er Jahre endete der Betrieb des Güterbahnhofs. Seitdem liegen die Flächen brach und die Gebäude sind dem Verfall überlassen. Heute hat sich die Fläche des brachliegenden Güterbahnhofs zu einem artenreichen Grünraum entwickelt. Nachtigallen und Zauneidechsen haben sich hier im Zuge der letzten Jahrzehnte angesiedelt. Ein wesentliches Ziel der Entwicklungsmaßnahme wird es daher sein, diese geschützten Arten behutsam umzusiedeln und Teile der Brachflächen in einen Stadtteilpark umzuwandeln.
Im nördlichen Teil, also oberhalb der Bahngleise, geht das Teilgebiet von West nach Ost von einer Zentrums- in eine vorstädtisch geprägte Stadtstruktur über. Nahe des S-Bahnhofs Köpenick und der Bahnhofstraße als zentraler Einkaufsstraße mit einer dichten Gründerzeitbebauung befindet sich das denkmalgeschützte ehemalige Gaswerk Köpenick. Am Standort Dahlwitzer Straße, im heutigen Stellingdamm, wurde im Jahr1889 die erste private Gasanstalt der Stadt Köpenick in Betrieb genommen. Im Laufe der Zeit wurde das Gelände der Gasanstalt immer wieder baulich überformt; die Entwicklungsmaßnahme sieht daher vor, den baulichen Bestand dieses Standorts denkmalgerecht zu sanieren.
Im Zuge der weiteren Industrialisierung versechsfachte sich die Zahl der Einwohnenden der sogenannten Dammvorstadt von etwa 5.000 auf 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Angesichts der Wohnungsnot nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde etwas weiter östlich am Stellingdamm die gartenstädtisch geprägte Siedlung Elsengrund nach den Entwürfen des Schweizer Architekten Salvisberg erbaut. Noch heute ist ein Großteil des Denkmalensembles erhalten und stellt den städtebaulichen Übergang zum Naturraum des angrenzenden Köpenicker Forsts und des Erpetals dar. Südlich der Bahngleise entstand etwa zeitgleich eine genossenschaftliche Wohnsiedlung des Beamten-Wohnungs-Vereins. Heute befinden sich in der Seelenbinderstraße kleinteilige Gewerbebetriebe; im Süden grenzt das Gebiet an den Bellevuepark.
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