Wunschproduktion

Erst wünschen, dann mitmachen

Wenn Beteiligungsverfahren von Kommunen organisiert werden (↦Beteiligung), ist der Blick meist fokussiert auf ein Labyrinth an Baugrenzen, Baudichten und anderen Kennziffern. Obwohl der Auftrag der Kommunalpolitik meist einen Spielraum für die Zielbestimmung lässt, steckt die Verwaltung mit ihren Plänen schnell einen engeren Rahmen. Eine grundsätzliche Beschäftigung mit der ↦Zukunft einer Fläche findet dann nicht mehr statt. Die Idee einer kollektiven Wunschproduktion geht auf das Nachbarschaftsprojekt Park Fiction in Hamburg (1995 –2005) zurück. Zentral ist dabei, dass der Prozess nicht auf eine beliebige Äußerung von ergebnisorientierten und messbaren Wünschen reduziert wird, vielmehr geht es um eine kreative und spielerische Herangehensweise: Autark für sich und in der Summe gemeinsam werden Visionen und die Bedingungen eines zukünftigen Ortes erarbeitet. Die kollektive Wunschproduktion geht von den Potentialen eines Ortes aus und nicht wie bei der Frage nach Bedürfnissen von einem Mangel aus. Ein großes Gewicht haben dabei unkonventionelle (auch künstlerische) Planungswerkzeuge wie Testnutzungen, Grillfeste, der Einsatz von Knetmodellen, eine Anlaufstelle, um vor Ort ins Gespräch zu kommen, mit Bibliothek oder „Wunscharchiv“ sowie Telefonhotlines für alle, die erst nachts inspiriert sind. Mit tragbaren „Planungsstudios“ werden auch weniger beteiligungsnahe Gruppen in der Nachbarschaft erreicht. Die Erkenntnisse können im weiteren Verlauf in Planungsprozesse eingebunden werden (↦Prozessorientierung).

Beispiele

Park Fiction St. Pauli, Hamburg

Eingebettet in ein Nachbarschaftsnetzwerk startete Mite der 1990er Jahre eine „Kollektive Wunschproduktion“ mit dem Ziel, die Bebauung des letzten freien Elbhangs auf St. Pauli zu verhindern. Anstatt des reinen Protests fanden auf der Fläche Aktionen statt wie beispielsweise Planungswerkstätten in einem frei zugänglichen Container oder Vorträge zu Themen wie Parks und ihren politischen Hintergründen. www.park-fiction.net