Konflikt

Reibung erzeugt Wärme

Unser Zusammenleben besteht aus vielfältigen, teilweise auch widersprüchlichen Bedürfnissen, Ansprüchen und Perspektiven. So sind bei der Frage nach der Nutzung von Grund und Boden Nutzungskonfikte und damit Protest und Reibung vorprogrammiert. Oftmals stehen Einzelinteressen und Eigentumsrechte dem Wohl der Allgemeinheit entgegen. Dies wird sowohl bei Nachverdichtung von bestehenden Nachbarschaften mit bezahlbarem Wohnraum oder dem Bau von Windkraftanlagen, aber auch bei monofunktionalen Neubauten ohne Mehrwert für die Nachbarschaft, oder bei der Entstehung subkultureller Biotope deutlich. Letztlich geht es um die Frage, wie wir miteinander leben wollen. Dieses „Wir“ muss Brüche, Konfikte und entgegengesetzte Interessen verkraften, vermitteln und aushandeln können. Die Aufgabe, zu vermitteln, wird nicht zuletzt Planenden zuteil, die auch unter Berücksichtigung zukünftiger Generationen versuchen im Sinne des ↦Gemeinwohls unterschiedliche Ansprüche auszugleichen. Produktiv genutzt, bieten Konfikte die Chance für einen Neuanfang und unkonventionelle Akteurskonstellationen, denn Krisen verlangen die Neubetrachtung einer Situation, das Neu-Verhandeln festgefahrener Muster und das Schmieden neuer Allianzen. Nur so entstehen Räume für ↦Experimente, ↦Kooperation und ↦Soziale Innovationen.

Beispiele

Gängeviertel, Hamburg

Entstanden aus einer Protestaktion gegen die Stadtplanungspraxis Hamburgs, steht das Gängeviertel exemplarisch für die produktive Kraft von Konflikten, die zunächst aussichtslos erscheinen. Nach jahrelangem Ringen und kreativen Protestaktionen von zahlreichen Aktivistinnen und Aktivisten und eines großen Unterstützerkreises konnte die Stadt zu einem Rückkauf des privatisierten Areals bewegt werden. So wurde die Basis für dauerhaft gesicherte, genossenschaftlich betriebenen Räume für Kunst, Kultur und sozialverträgliches Wohnen gelegt. www.das-gaengeviertel.info