Der an der Erna-Berger-Straße stehende Wachturm ist der letzte seiner Art. Der pilzförmige “Rundblickbeobachtungsturm” – im Grenztruppenjargon als BT 6 bezeichnet – besteht aus einem schlanken runden Schaft, in dessen Inneren zwei eiserne Leitern in die achteckige Beobachtungskanzel führen. Dieser Typ wurde ab 1966 zur Grenzsicherung an der Berliner und innerdeutschen Grenze eingesetzt.
Wie die gesamte Grenzanlage unterlagen auch die Wachtürme dem stetigen Wandel zur “Perfektion” und erfuhren einige Modifikationen. Die so genannten Rundblickbeobachtungstürme wurden aufgrund ihres engen Schaftes, der nur geringe Standsicherheit bot und das schnelle Ausrücken der Grenzsoldaten im Alarmfall erschwerte, ab 1972 durch geräumigere, quadratische Beobachtungstürme ergänzt. Dieser Bautyp wurde ab 1966 als erster Wachturm aus massivem Beton gebaut. An der Berliner Grenze standen 200 dieser Türme, heute ist nur noch dieser eine erhalten.
Der heute in der neu angelegten Erna-Berger-Straße stehende Wachturm wurde im Zuge der Baumaßnahmen am Leipziger Platz Ende der Neunzigerjahre um acht Meter nach Osten versetzt. Ursprünglich befand er sich außerhalb des Todesstreifens und diente der Vorfeldsicherung der Grenze. Von ihm aus wurde das verwinkelte und unübersichtliche Gelände zwischen dem ehemaligen Haus der Ministerien (heute: Bundesfinanzministerium), der Akademie der Wissenschaften der DDR (heute: Berliner Abgeordnetenhaus) und der inneren Hinterlandsicherungsmauer an der Niederkirchnerstraße sowie der äußeren Hinterlandsicherungsmauer parallel zur Wilhelmstraße überwacht. Andere denkmalgeschützte “Rundblickbeobachtungstürme” wurden nicht zur Grenzsicherung, sondern zur Überwachung besonderer staatlicher Sicherheitsbereiche eingesetzt, wie dem Gefängnis der Staatssicherheit in Hohenschönhausen und der ehemaligen Dienststelle der Staatssicherheit in Weißensee.
Seit 2001 steht der Wachturm in der Erna-Berger-Straße unter Denkmalschutz.