Sieben Kilometer sind nicht viel – wenn da nicht die Hügel wären.
Sei es als Erweiterung einer anderen Tour oder auch nur als eigenständige Wanderung, es lohnt sich, die Tour durch die hügelige Waldlandschaft im Revier Wannsee zu unternehmen.
Gestartet wird am Schiffsanleger Pfaueninsel in südwestliche Richtung. Direkt hinter dem Wirtshaus zur Pfaueninsel läuft man den Weg hinauf in Richtung Blockhaus Nikolskoe auf die “Stolper Berge”. Zur Rechten kann man durch die Bäume auf die Havel schauen und nach wenigen Minuten zeichnet sich zwischen den Bäumen das erste Etappenziel ab: die Kirche Sankt Peter und Paul.
Der Bau dieser Kirche wurde durch die Tochter des Königs Friedrich-Wilhelm III. von Preußen, Prinzessin Charlotte, ins Leben gerufen. 1817 ehelichte Prinzessin Charlotte den russischen Großfürsten Nikolaus Pawlowitsch, der später Zar Nikolaus I. wurde. Als der König ein Jahr später seine Tochter in St. Petersburg besuchte und wunderbare Stunden mit ihr und dem Zaren in einem russischen Blockhaus verbrachten, ließ Friedrich-Wilhelm direkt nach seiner Rückkehr für seine Tochter hier auf den Stolper Bergen ein russisches Blockhaus errichten, das den Namen “Nikolskoe” erhielt. Sein Wunsch war es, dass sich der Zar und seine Tochter Charlotte bei Besuchen in Preußen so heimisch wie möglich fühlen sollten. Nach einer 6-wöchigen Bauzeit übergab der König ein Jahr später das Blockhaus an den Zaren und seine Gemahlin. Bei einem abendlichen Spaziergang äußerte die Zarin ihrem Vater gegenüber, dass es doch wunderbar sein müsste, an diesem Ort das Geläut von
Glocken zu hören. Dies war der Auslöser für den königlichen Baubefehl am 22. Mai 1832. In Anlehnung an den Baustil des Blockhauses sollte die Kirche ebenfalls im russischen Stil erbaut werden. Nach den Entwürfen des Architekten August Stüler wurde 1834 mit ihrem Bau begonnen. Während des Baues waren Bauherren wie Peter Joseph Lenné, Albert Dietrich Schadow und Anregungen von Karl-Friedrich Schinkel prägend für die Gestaltung der Kirche. Die Bauzeit belief sich auf drei Jahre.
Ein besonderer Ohrenschmaus ist das Glockenspiel der 28 Glocken, das täglich zu jeder vollen Stunde von 10-18 Uhr zu hören ist. Nach Kriegsende bis 1985 wurde über eine Lautsprecheranlage nur die Melodie von “Üb immer Treu und Redlichkeit” gespielt. Erst durch den Einbau eines neuen Glockenwerkes ertönt seit dem 1. Advent 1985 immer eine andere Melodie zur vollen Stunde. In einem Schaukasten ist zu lesen, welche Melodie wann zu hören ist.
Die Kirche ist übrigens täglich von 11-16 Uhr geöffnet und kann gern besichtigt werden.
Für den weiteren Verlauf der Wanderung geht man die kleine Anhöhe hinauf und es wird der Nikolskoer Weg überquert. Direkt neben dem Forsthaus Nikolskoe (geklinkertes Haus auf der anderen Straßenseite) geht man entlang des Zaunes auf dem Weg hinein in den Wald. Am Ende des Grundstückes schließt ein kleiner Friedhof an. Es lohnt sich, einen Abstecher auf diesen wirklich kleinen Friedhof zu machen.
Macht man sich die Mühe und liest einmal die alten Inschriften, findet man von einer Schlossjungfer über königliche Förster und Hegemeister bis hin zum bedeutenden königlichen Hofgärtner sehr interessante Inschriften. Auf einem verwittertem Steinkreuz findet man eine Inschrift mit den Namen von Herrn und Frau Maitey, hinter der sich eine interessante Geschichte verbirgt. Harry Maitey stammte von den Sandwichinseln und heuerte auf der “Meteor” an. Als das Schiff damals für den preußischen Staat auf der Inselgruppe unterwegs war, um Gewürze zu holen, entschied sich der Hawaiianer Maitey, mit in die für ihn “neue Welt” zu segeln. In Sweenemünde betrat er das erste Mal preußischen Boden. Der König selbst ließ es sich nicht nehmen, ihn persönlich kennen zu lernen, und gab ihm Arbeit als Fährgehilfe und Maschinist auf der Pfaueninsel. Dort war er auch zuständig für die Wasserspiele.
Der Krieg wurde ihm dann zum Verhängnis. So heißt es, dass er sich bei der Arbeit mit französischen Kriegsgefangenen mit Pocken infiziert haben soll. Am 26.02.1872 verstarb er in seinem Haus in Klein-Glienicke. 17 Jahre später verstarb seine Frau Dorothea, die neben ihm bestattet wurde.
Nach dem Rundgang verlässt man den Friedhof wieder (bitte unbedingt die Pforte wegen der Wildschweine schließen) und folgt dem Weg weiter hinein in den Wald nach Süden (rechts). Querfeldein läuft man über die Anhöhe und erreicht auf der anderen Seite wieder einen Waldweg. Auf diesem schnurgerade Weg, namens Moorlaker Gestell, geht es weiter nach Osten (links) bis zur nächsten Kreuzung. Dort wird wieder nach Süden (rechts) abgebogen und die Stolper Berge weiter “erklommen”. Kurz vor dem “Alten Königsweg” hat man den höchsten Punkt der Stolper Berge mit 97 Metern erreicht. Zum Alten Königsweg geht es wieder hinunter, um anschließend wieder hinauf auf den Schäferberg zu führen. Hat der Weg die höchste Stelle erreicht, sieht man zur Linken den majestätischen Sendeturm auf dem Schäferberg in den Himmel ragen. Liefe man geradeaus weiter nach unten, würde man die Königstraße erreichen.
Die Königstraße ist die Verbindung zwischen Berlin und Potsdam. Dies war aber nicht immer so. Einst war diese Verbindung die Poststraße, die über den Schäferberg führte. Nur mit Mühen konnte die steile Strecke mit Pferdekutschen und später mit anderen Fahrzeugen überwunden werden. Deshalb wurde der Bereich der heutigen Königstraße 1934 durch den Reichsarbeitsdienst abgetragen und im angrenzenden Dorf Stolpe beim Straßenbau wieder aufgeschüttet. Der Höhenunterschied zwischen Hauseingängen und Straßenniveau ist heute noch teilweise zu sehen. Durch die Begradigung der Strecke ist die Verbindung zwischen Berlin und Potsdam deutlich verbessert worden.
Die Tour geht weiter auf der Anhöhe des Schäferberges. Dort wird nach Osten (links) in Richtung Sendeturm abgeschwenkt. Nach wenigen Minuten steht man direkt an der Umzäunung des Fernmelde- und Sendeturmes.
Dieser 212 Meter hohe Turm hatte eine Bauzeit von vier Jahren und wurde im Juli 1964 in Betrieb genommen. Er war bis 1990 eines der Verbindungsglieder zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland. Das besondere an ihm war, dass er für Überhorizont-Richtfunkverbindungen eingesetzt wurde. Sein Pendant stand im Harz auf dem Torfhaus. Diese technisch sehr aufwendige Richtfunkmetode war nötig, da eine weite Distanz überbrückt werden musste, denn zu Zeiten der damaligen DDR war es nicht möglich, Sende- und Empfangsanlagen als “Zwischenstationen” aufzustellen. Deshalb mussten die Signale über die Erdkrümmung hinaus senden. Die Signale wurden durch die Atmosphäre reflektiert und von großen Parabolantennen wieder “eingefangen”. Diese Streustrahlung war natürlich längst nicht so gut, wie Funkwellen, die direkt zwischen zwei Antennen gesendet werden können. Die Parabolantennen waren in zwei Eben aufgehängt (in 30 und 55 Metern Höhe) und
hatten einen Durchmesser von 18 Metern. Gleichzeitig konnten über 5000 Telefongespräche gleichzeitig übertragen werden, was bei einer Millionenstadt nicht wirklich viel ist.
Heute dient der Turm als Sendemast für digitales Fernsehen wie DVB-T und digitales Radio (DAB). Auch noch analoge Rundfunkprogramme im UKW-Bereich werden von dort ausgestrahlt. Ebenso werden DMB-Dienste z.B. Handy gesendet.
Mit diesem Wissen wird der Turm umrundet, und am Zufahrtstor verlässt man sein Areal. Die Zufahrt wird überquert und auf der anderen Seite wieder auf den unbefestigten Weg in Richtung Nordenosten (in Verlängerung des Zaunes) weiter gewandert. Der Weg verbindet sich nach wenigen Metern mit einem anderen Weg und knickt leicht nach Norden (links) ab. Zurück geht es wieder hinunter bis zum Moorlaker Gestell, an dem nach Osten (rechts) abgebogen wird. Dem Gestellweg wird eine Zeitlang gefolgt. An der zweiten eindeutigen Wegekreuzung schwenkt man nach Norden (links) ein und verlässt den Gestellweg. Nach einer Anhöhe geht es hinunter zur Pfaueninselchaussee. An dieser Stelle eine kleine Besonderheit zu diesem Waldstück: in diesem Revier leben kleine Trupps von Mufflons.
Die dort frei lebenden Tiere sind in den 50er Jahren ausgesiedelt worden. Damals wurden die Mufflons im Saupark Springe eingefangen und in diesem Berliner Waldgebiet zur Bereicherung der Artenvielfalt freigelassen. Bis heute haben sich die Tiere sehr gut eingelebt und vermehrt. Mufflons sind sehr scheue Tiere und flüchten schnell, wenn sie Menschen bemerken. Die Heimat dieses Muffelwildes ist auf Korsika und Sardinien. In freier Wildbahn werden die ca. 90 cm hohen (Körperhöhe) und ca. 130 cm langen Tiere 8-10 Jahre alt. Das männliche Mufflon wird als Widder bezeichnet, das weibliche als Schaf und die Jungen als Lämmer. Eine Gruppe Mufflons nennt man Trupp oder Rudel. Ihre Nahrung besteht zu 70% aus Gräsern. Hinzu kommen noch Blätter, Kräuter, Samen und Früchte.
Mit etwas Glück, offenen Augen und leiser Fortbewegung kann man vielleicht ein Rudel Mufflons sehen.
Nach der Überquerung der Pfaueninselchaussee geht es immer weiter in nördliche Richtung, bis der Weg oberhalb der Havel endet. Ein letztes Mal wird nach links (Westen) abgebogen und entlang des Böschungsschutzes gelaufen. Der Weg führt langsam hinab zum Uferweg an der Havel. Auf der anderen Uferseite ist die Pfaueninsel und das Maschinenhaus zusehen. Zu den vertrauten Vogelstimmen können die Rufe der Pfauen von der anderen Uferseite herüber schallen und es wird einem ohne weitere Erklärungen klar, woher der Name der Insel kommt.
An einer kleinen Badebucht lädt noch einmal eine überdimensionale Bank zum Verweilen ein. Auf den letzten Metern zurück zur Pfaueninsel kann man sich bereits überlegen, ob man gern noch einen Abstecher hinüber auf die Pfaueninsel machen möchte, eine der kombinierbaren Touren anschließt oder doch lieber die Füße auf der heimischen Couch hochlegen möchte. Im Wirtshaus zur Pfaueninsel besteht noch einmal die Möglichkeit, sich für das weitere Vorgehen zu stärken.