Zum Anfang möchte ich Ihnen einiges zur Entstehung des Rathauses erzählen:
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Schöneberg erfolgte am 03. November 1264. Schöneberg ist heute ein Bezirk in der Innenstadt Berlins, das war nicht immer so, denn bis zum Jahre 1920 lag Schöneberg vor den Toren Berlins. Nach der Reichsgründung 1871 und der Eröffnung des Bahnhofs Schöneberg nahm das Dorf Schöneberg eine rapide Entwicklung. Insbesondere die Bevölkerungszahl stieg an.
Bereits um die Jahrhundertwende (1900) reichte das alte Rathaus nicht mehr aus. Die Stadt Schöneberg wächst und braucht deshalb ein neues Rathaus. Nach der feierlichen Grundsteinlegung am 26. Mai 1911 wurden die ersten Räume Anfang 1914 bezogen. Eine offizielle Einweihung entfiel, da der erste Weltkrieg inzwischen ausgebrochen war. Im Jahre 1920 wurde die Stadt Schöneberg Teil der neuen Einheitsgemeinde Groß Berlin und bildete fortan zusammen mit Friedenau den 11. Bezirk. Mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ab 1933 wurde die demokratische Selbstverwaltung zerschlagen.
Der zweite Weltkrieg hinterließ Spuren, Schöneberg wurde stark zerstört. Auch das Rathaus Schöneberg war in einem trostlosen Zustand. Von der Zerstörung betroffen waren insbesondere der Turm und der BVV-Saal. In den Jahren 1945-1955 wurde das Rathaus Schöneberg wieder aufgebaut.
Die politische Spaltung Berlins im November 1948 führte zu der Überlegung, dass sich der Bürgersaal (heute: Willy-Brandt-Saal) des Schöneberger Rathauses gut für die zukünftigen Sitzungen des Parlaments eignen würde. Im Januar 1949 fand die erste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung (heute Abgeordnetenhaus) im Schöneberger Rathaus statt. Für über 40 Jahre, bis zum Fall der Mauer, hatte der Senat und das Abgeordnetenhaus zusätzlich und sozusagen als „Untermieter“ des Bezirks hier seinen Sitz. Damit war das Schöneberger Rathaus politischer Mittelpunkt der geteilten Stadt Berlin. Immer wieder versammelte sich hier die Berliner Bevölkerung:
- am 12.05.1949 nach Aufhebung der Berliner Blockade
- am 24.10.1950 bei der Übergabe der Freiheitsglocke
- am 16. und 19.08.1961 zum Protest gegen den Bau der Mauer
- am 26.06.1963 hielt der amerikanische Präsident John F. Kennedy seine unvergessliche Rede „Ich bin ein Berliner“. Nach seiner Ermordung im November 1963 wurde der Platz vor dem Rathaus Schöneberg in John-F.-Kennedy-Platz umbenannt (vorher hieß er Rudolph-Wilde-Platz nach dem ersten Bürgermeister der Stadt Schöneberg)
Am 09. November 1989 fiel die Berliner Mauer, Berlin war nicht länger geteilt. Nach der deutschen Wiedervereinigung ziehen der Regierende Bürgermeister und die Senatskanzlei 1991 ins Rote Rathaus und das Abgeordnetenhaus zog 1993 aus. Seit dem gehört das Schöneberger Rathaus wieder dem Bezirk.