Leichte Sprache
DGS
Liebe Leser_innen,
als am 24. Oktober 1950 die Freiheitsglocke zum ersten Mal im Turm des Rathauses Schöneberg erklang, brachte sie den Menschen in Berlin Zuversicht und Hoffnung. Sie erzählt von der Geschichte, wie aus Feinden Freunde wurden und was es heißt, in schweren Zeiten solidarisch zu sein. Für mich grenzt es heute noch an ein Wunder, dass es damals den West-Alliierten gelungen war, das eingeschlossene West-Berlin mithilfe der Luftbrücke zu versorgen.
Die Glocke mit ihrem Freiheitsschwur steht dafür, dass die Welt sah, dass die Menschen in Freiheit und Demokratie leben wollten. Schon von Kindheit an habe ich im RIAS jeden Tag das Glockengeläut mit dem Freiheitsschwur gehört. Für mich waren die den Freiheitsgedanken und sich gegen Tyrannei beschwörenden Worte – wie für viele Menschen – prägend. Von Nazi-Deutschland war der Zweite Weltkrieg ausgegangen und hatte unendliches Unheil über die Welt gebracht. Da war der von über 16 Millionen Amerikaner_innen unterschriebene Freiheitsschwur von der Unantastbarkeit und der Würde des einzelnen Menschen eine Forderung, aber auch Mahnung gleichermaßen.
Das Rathaus Schöneberg, das in der Zeit der Teilung der Stadt der West-Berliner Regierungssitz war, die Freiheitsrollen und die Glocke – sie stehen für die Zeit der Trennung, die durch Glasnost und Wiedervereinigung zum Glück der Vergangenheit angehören. Heute sind sie immer noch Zeichen der Freundschaft. Ich erlebe dies bis heute durch Gespräche mit Menschen, die das Rathaus Schöneberg besuchen. Es ist ihnen wichtig, an dem Ort zu sein, an dem die Freiheitsglocke immer noch jeden Tag um 12:00 Uhr läutet und der amerikanische Präsident John F. Kennedy 1963 seine berühmte Rede „Ich bin ein Berliner“ gehalten hat.
Am Heiligen Abend kommen auf dem Rathausvorplatz seit mehreren Jahrzehnten die Menschen zusammen, um mit Gesang und dem feierlichen Klang der Freiheitsglocke das Weihnachtsfest einzuläuten. Ein Ereignis, das von Frieden und Freiheit erzählt, zwei Güter, die die Welt heute immer noch dringend braucht.
Ihre Bezirksbürgermeisterin
Angelika Schöttler
