Kieztour: Regenbogenkiez

Kieztour: Regenbogenkiez

Der Regenbogenkiez – eine eigene Identität

Der Stadtteil Schöneberg hat eine eigene Historie als Wohn- und Amüsierviertel und ist heute international unter dem Namen Regenbogenkiez bekannt. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich rund um Motzstraße, Nollendorfstraße, Eisenacher Straße und Fuggerstraße die Berliner Homosexuellenszene.
Der Nollendorfplatz, im Volksmund „Nolle“ genannt, stellt den Mittelpunkt des Regenbogenkiezes dar. Seine Nachbarschaft ist kulturell aufgeschlossen und liberal.

Christopher-Street-Day

Christopher-Street-Day

Das Quartier beherbergt schwulen- und lesbenfreundliche Kneipen, Restaurants, Cafés, Hotels und Geschäfte, die zusammen einen unverwechselbaren Ort der Vielfalt und Toleranz ergeben. Wahrzeichen ist die nachts regenbogenfarbig beleuchtete Kuppel des U-Bahnhofs.
Zur Pride Week im Juni mit dem Stadtfest und dem stadtweiten Umzug anlässlich der Christopher-Street-Day-Parade kommen hunderttausende Besucherinnen und Besucher. Der CSD Berlin wird seit 1979 jährlich als Demonstration für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender urchgeführt. Im September ist Schöneberg Heimat des Folsom Europe.

Historie

Die erste Blütezeit der homosexuellen Stadtkultur reicht in die 1910er und 1920er Jahre zurück. Damals trafen sich hier Künstler und Bohemiens in den Gaststätten und Varietés. Aus dieser Zeit stammt das 1906 eröffnete ehemalige „Neue Schauspielhaus“, das heutige „Metropol“. Als Christopher Isherwood 1929 nach Berlin kam, beschrieb er in seinem Buch „Leb wohl, Berlin“ die libertäre Halbwelt der wilden Zwanziger Jahre und schuf ein einzigartiges Porträt der Hauptstadt kurz vor ihrem Untergang.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten fand diese Freiheit ein jähes Ende. Die Lokale wurden geschlossen und viele der Schwulen und Lesben wurden verfolgt, ermordet oder in Konzentrationslager deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand im Kiez wieder schwul-lesbisches Leben.
Heute prägt den Ort eine Mischung aus Altbausubstanz und Nachkriegsarchitektur. Es ist ein beliebter Wohnstandort mit eigenem Flair und durch viele privat geführte Läden und gastronomische Angebote lebendig, vielfältig und international.
An Samstagen zieht der Wochenmarkt auf dem Winterfeldtplatz regelmäßig hunderte Besucher_innen an und die Maaßenstraße wird zum Laufsteg der Schöneberger Szene, ein Erlebnis für die Gäste.

Schwules Museum

Das Schwule Museum ist mit seinen Ausstellungen und Archivbeständen eine der weltweit größten Institutionen für die Erforschung, Archivierung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der LGBTIQ-Communities. Seit seiner Gründung 1985 zeigt es wechselnde Ausstellungen über lesbische, schwule, trans*identische, bisexuelle und queere Lebensgeschichten, ihrer Kunst und Kultur.

  • Lützowstraße 73, 10785 Berlin
    Sonntag, Montag, Mittwoch, Frreitag 14:00 bis 18:00 Uhr, Donnerstag 14:00 bis 20:00 Uhr,
    Samstag 14:00 bis 19:00 Uhr, Dienstag geschlossen
    15 Minuten Fußweg vom U-Bhf. Nollendorfplatz
    Mehr Informationen bekommen Sie auf der Internetseite des Schwulen Museums
Homosexuellen-Denkmal

Homosexuellen-Denkmal

Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Das Denkmal befindet sich im Berliner Tiergarten in der Nähe der anderen zentralen Gedenkorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen.
Es steht im Kontext zum Denkmal der während des Nationalsozialismus ermordeten Juden, der Sinti und Roma und der Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde.

  • Standort: Ebertstraße, Berlin-Mitte,
    U-Bahnhof Potsdamer Platz, U2

Bauhaus-Archiv

Das Gebäude wurde vom Gründer des Bauhauses, Walter Gropius, entworfen und verfügt über Ausstellung, Bibliothek und Archiv zu den Themen Architektur, Kunst und Gestaltung der Moderne. Der Kunsthistoriker Hans Maria Wingler gründete 1960 das Bauhaus-Archiv mit dem Ziel, eine Sammlung zum Thema aufzubauen; die Sammlung ist heute eine Besonderheit in der Museumslandschaft.

  • Klingelhöferstraße 14, 10785 Berlin
    Mittwoch bis Montag von 10:00 bis 17:00 Uhr, Dienstag geschlossen
    15 Minuten Fußweg vom U-Bahnhof Nollendorfplatz
    Mehr Informationen bekommen Sie auf der Internetseite des Bauhauses

Alter St.-Matthäus-Friedhof

Der Friedhof ist ein Gartendenkmal, auf dem sich kulturhistorisch bedeutende Grabmäler und eine Gedenkstätte für die Aids-Opfer befinden. Hier finden Sie auch die Grabstätten schwuler Künstler wie Rio Reiser und Lokalgrößen aus der Schöneberger Schwulenszene. Es gibt ein Café, eine Ausstellung und Lesungen sowie Führungen.

  • Fußläufig erreichbar vom S-Bhf. Yorckstraße (ca. 600 m Fußweg)
    oder 20 Minuten Fußweg vom U-Bhf. Nollendorfplatz.

Kieztour

Die Kieztour “Rund ums Rathaus” (inklusive Plan) können Sie nachfolgend als PDF downloaden.

  • Kieztour "Regenbogenkiez"

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    Dokument: BA Tempelhof-Schöneberg/Regionalmanagement CITY WEST

Bahnhofskuppel

1. U-Bahnhof Nollendorfplatz

Der U-Bahnhof Nollendorfplatz ist Ausgangspunkt der Tour durch den Regenbogenkiez. Die Bahnhofskuppel wird nachts in den Regenbogenfarben beleuchtet und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der schwul-lesbischen Community. Das Lichtkonzept des Berliner Lichtkünstlers Moritz Wermelskirch wurde 2014 installiert.
Ebenfalls als Ausdruck für gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz steht auf der Verkehrsinsel des Nollendorfplatzes die Regenbogenstele des Berliner Künstlers Salomé.
Am südlichen Ausgang des U-Bahnhofs erinnert der Rosa Winkel an die Verfolgung und Ermordung Homosexueller im Dritten Reich.

Eine architektonische Landmarke am Nollendorfplatz ist das heutige Goya. Das 1905 erbaute ehemalige „Neue Schauspielhaus“ wurde zunächst für die „leichte Muse“ genutzt. Operetten von Walter Kollo wurden hier uraufgeführt, wie z.B. „Wie einst im Mai“ mit dem berühmten Lied „Das war in Schöneberg im Monat Mai“. Nach dem Krieg erlangte das Theater unter seinem bis heute bekannten Namen „Metropol“ vor allem als Szenediskothek Berühmtheit. Gruppen wie Depeche Mode, Human League oder O.M.D. traten hier auf.

Maaßenstraße

Maaßenstraße

2. Maaßenstraße

Die Maaßenstraße ist die Promenade der „Schönen und Entspannten“ im Regenbogenkiez. Hier begegnen sich Bewohner_innen aus der Nachbarschaft, Geschäftsleute und neugierige Besucher_innen in den stark frequentierten Restaurants und Straßencafés. Seit 2015 ist die Maaßenstraße die erste Begegnungszone Berlins, in der der Pkw-Verkehr reduziert wurde, um mehr Raum für das urbane Leben zu schaffen.

Winterfeldtmarkt

Winterfeldtmarkt

3. Winterfeldtplatz

Der Wochenmarkt auf dem Winterfeldtplatz ist das Mekka für kulinarische Freuden. Vielfältigkeit und Qualität machen den Markt über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Über 150 Händler verkaufen hier frische Lebensmittel, Blumen, Kleidung und vieles mehr. Nicht zu vergessen die vielen internationalen kulinarischen Köstlichkeiten!
Architektonisch interessant sind das Wohnhaus mit den geschwungenen Balkonen sowie die Turnhalle von Architekt Hinrich Baller aus dem Jahr 1999, dazwischen das Puppentheater „Hans Wurst Nachfahren“.

  • Markttage:
    mittwochs von 8:00 bis 14:00 Uhr
    samstags von 8:00 bis 16:00 Uhr.

4. Nollendorf- und Winterfeldtstraße

Erkunden Sie die Straßenseiten der Nollendorf- und Winterfeldtstraße. Lassen Sie sich von der Angebotsvielfalt der Geschäfte und Dienstleister inspirieren. Hier gibt es noch viele inhabergeführte Boutiquen und ausgefallene Läden. Auch Liebhaberinnen und Liebhaber von Antiquitäten und kunstvollem Nippes kommen hier auf ihre Kosten.

Winterfeldtstraße 19-23: Nur 150 Meter östlich des Winterfeldtplatzes befindet sich das ehemalige Fernmeldeamt. Seinerzeit die größte telefonische Vermittlungsstelle Europas, wurde das Gebäude in den 1920er Jahren im klassischen Backsteinexpressionismus gebaut. Seit 2013 befindet sich hier der „Hubraum“, ein Kreativzentrum auf 8.000 Quadratmeter als Start-up Inkubator für Unternehmensgründer.

5. Motzstraße, Eldorado

Das Angebot in der Motzstraße umfasst sowohl Alltagsbedarf, Trödel und Antiquitäten als auch schwule Clubs und Bars. Der heutige Biosupermarkt Eldorado an der Ecke Kalckreuthstraße trägt seinen Namen nach einem berühmten Schwulenlokal, dessen Ruf bis heute für das Image der goldenen Zwanziger Jahre steht.

Viktoria-Luise-Platz

6. Viktoria-Luise-Platz

In Richtung Westen, entlang der Motzstraße, erreichen Sie den Viktoria-Luise-Platz. Es ist einer der schönsten, historisch rekonstruierten, Stadtplätze Schönebergs mit Rasenflächen, Blumenbeeten und einer weithin sichtbaren Fontäne. Der Platz wird von hochherrschaftlichen Altbauten gesäumt, deren Vorgärten Restaurants und Cafés beherbergen. Ein Hingucker ist auch der historische U-Bahnhof der Linie 4, der 1910 von Architekt Alfred Grenander entworfen wurde.

7. Fuggerstraße

In Richtung Norden liegt die Fuggerstraße, in der sich früher wie heute Cafés, Szenebars und die bekannte Diskothek „Connection“ sowie die Szenekneipe „Prinzknecht“ befinden. Von hier aus ist es nicht weit bis zum U-Bahnhof Wittenbergplatz (U-Bahnlinie 2) und dem KaDeWe oder Sie kehren über die Motzstraße zurück zum Nollendorfplatz.

Bei Nacht

Haben Sie durch diese Tagestour Lust auf mehr bekommen? Dann besuchen Sie den Regenbogenkiez auch mal bei Nacht! Sie werden die bei Tage teilweise beschaulichen Orte lebendig und mit einem internationalen Publikum frequentiert wiederfinden!