Kieztour: Rund ums Rathaus

Kieztouren-Faltblätter

Rathaus Schöneberg, Bayerisches Viertel und Akazienkiez

Das Bayerische Viertel, benannt nach seinen vorwiegend bayerischen Straßennamen, liegt nördlich vom Rathaus Schöneberg. Es ist ein etabliertes Wohnquartier mit großbürgerlichen Bauten in ruhigen Straßen und idyllischen Plätzen, das um 1900 nach Plänen von Salomon und Georg Haberland entstanden ist und zum beliebten Wohn- und Arbeitsort vieler jüdischer Bürgerinnen und Bürger wurde.
Das kurz danach gebaute Rathaus Schöneberg war Ausdruck der bis 1920 selbstständigen Stadt Schöneberg und wurde später wichtiges Zentrum der Berliner Nachkriegsgeschichte. Sie können nach Herzenslust herumschlendern oder einfach im Rudolph-Wilde-Park am Rathaus die Seele baumeln lassen.
Im Akazienkiez finden Sie das kreative und quirlige Schöneberg. Individuelle Geschäfte, Cafés und Restaurants laden zum Stöbern und Verweilen ein.

Historie

Mit großzügigen Plätzen, Vorgärten und herrschaftlichen Mietshäusern war das Bayerische Viertel besonders beliebt bei Wissenschaftlern, Künstlern, Literaten und dem liberalen jüdischen Bürgertum. Die systematische Erniedrigung, Unterdrückung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung wird insbesondere durch das 80-teilige Denkmal von Renata Stih und Frieder Schnock nachvollziehbar. Ebenso erinnern die vielen „Stolpersteine“ aus Messing auf den Gehwegen an die Opfer des NS-Terrors.
Das ab 1911 gebaute Rathaus Schöneberg war ab 1949 politischer Mittelpunkt des geteilten Berlins. Bis 1991 hatten die Regierenden Bürgermeister von Westberlin hier ihren Dienstsitz und von 1945 bis 1993 tagte das Berliner Abgeordnetenhaus im Rathaus.
Der Akazienkiez beginnt an der Apostel-Paulus-Kirche, die an der Ecke zur Grunewaldstraße im Stil der märkischen Backsteingotik Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Die Straße wurde nach einem Akazienwäldchen benannt, das hier ehemals einen kleinen Feldweg säumte. Einige der Bäume stehen heute noch um die Kirche.
Am nördlichen Ende der Akazienstraße verläuft die Hauptstraße, Zentrum des ursprünglichen Dorfes Schöneberg. Im Haus Nummer 155 lebten von 1976 bis 1978 David Bowie und Punkrocker Iggy Pop. In Bowies Berliner Zeit entstanden die Alben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“.

Café Haberland

Café und Quartierszentrum. In Kurzfilmen und Berichten, wird das Leben und Schicksal ehemaliger zumeist jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels dargestellt.

Bar jeder Vernunft

Ein Ort für Kultur, Cabaret und Theater, der an das nachtverliebte Berlin der 1920er Jahre erinnert. Die „Bar jeder Vernunft“ im historischen Spiegelzelt ist eine Kulturbühne mit besonderem Charme nordwestlich vom Viktoria-Luise-Platz, fußläufig über die Welser-, Geisberg- und Schaperstraße zu erreichen.

„Rote Insel“ und Tempelhofer Feld

Von der Hauptstraße nach Osten zweigt die Kolonnenstraße in Richtung „Rote Insel“ ab. Sie ist umschlossen von Bahnstrecken und verdankt ihren Namen der Bewohnerschaft aus der Arbeiterklasse mit überwiegend linker politischer Gesinnung während der Weimarer Republik. Hier findet man ganze Straßenzüge gut erhaltener Altbauten aus der Zeit zwischen 1880 und 1918. In der Leberstraße 65 ist Marlene Dietrich geboren und aufgewachsen.
Landmarke im Viertel ist der Gasometer, ein denkmalgeschützter Gasbehälter, der besichtigt werden kann (Infos auf der Internetseite des EUREF-Campus).

Auch sehenswert: Die Ev. Königin-Luise-Gedächtniskirche auf dem Gustav-Müller-Platz.
Folgen Sie der Kolonnenstraße weiter, gelangen Sie über die Dudenstraße zum ehemaligen Tempelhofer Flughafen. Seit der Schließung des Flughafens im Jahr 2008 hat sich das Flugfeld zu einem beliebten Ort für urbane Freizeitaktivitäten entwickelt.

Kieztour

Die Kieztour “Rund ums Rathaus” (inklusive Plan) können Sie nachfolgend als PDF downloaden.

  • Kieztour "Rund ums Rathaus"

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    Dokument: BA Tempelhof-Schöneberg/Regionalmanagement CITY WEST

Viktoria-Luise-Platz

Viktoria-Luise-Platz

1. Viktoria-Luise-Platz

Ausgangspunkt ist der Viktoria-Luise-Platz (U4).
Die Tochter des Kaisers Wilhelm II. gab dem Platz ihren Namen, der 1899 von dem Gartenarchitekten Fritz Encke entworfen wurde. Das einmalige Ensemble aus hochherrschaftlichen Häusern, teilweise mit imposanten Jugendstil-Fassaden und Vorgärten, dem Brunnen und den Kolonnaden, ist heute denkmalgeschützt. Gepflegte Restaurants und Cafés beleben die ansonsten ruhige Gegend.
Im Haus Nr. 11 lebte Billy Wilder, der Regisseur des Films „Manche mögen’s heiß“. Das renommierte Berufsausbildungszentrum Lette-Verein hat hier seinen Sitz. 1866 gegründet, gab der „Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts“ unverheirateten Frauen erstmals die Möglichkeit einen Beruf zu erlernen.

Kirche zum Heilsbronnen

Kirche zum Heilsbronnen

2. Bayerisches Viertel

Über die Regensburger Straße, in die Ansbacher Straße, überqueren Sie die Hohenstaufenstraße. An der Heilbronner Straße betreten Sie das Bayerische Viertel, das im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Mehrzahl der Gebäude waren Teil des Berliner Wiederaufbauprogrammes, zu erkennen an den Bronzetafeln neben den Hauseingängen. In der Ferne der Turm der Kirche zum Heilsbronnen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung verschleppt und ermordet oder floh in die Emigration. 1993 entstand das Flächendenkmal „Orte des Erinnerns im Bayerischen Viertel“. Insgesamt erinnern an Straßenlaternen 80 Hinweistafeln mit Symbolen, Gesetzestexten und Schicksalsberichten an die schrittweise Entrechtung der Berliner Juden.
Über die Barbarossastraße rechts in die Münchener Straße. An der Ecke Penzberger Straße befindet sich der Gedenkstein an die Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945. Penzberg ist eine Partnerstadt des Bezirks.

Haben Sie Lust auf einen Abstecher in die Haberlandstraße 8? Hier lebte bis 1933 Nobelpreisträger Albert Einstein.

3. Ehemalige Synagoge

An der Ecke Münchener Straße/Westarpstraße stand die ehemalige Synagoge des Viertels, ein Gedenkstein erinnert heute daran.
Architekt Max Fraenkel entwarf das Gebäude, das Raum für 836
Menschen bot im Jahr 1910. Während der Reichspogromnacht wurde das Gotteshaus wegen seiner Lage zwischen Wohnhäusern nicht zerstört, jedoch während des Krieges beschädigt und 1956 abgerissen.
Zum Gedenken an die jüdische Bevölkerung gestalten seit 1999 Schülerinnen und Schüler der Löcknitz-Grundschule dort eine stetig wachsende Denksteinmauer.

4. Bayerischer Platz

Nach rechts in die Grunewaldstraße zum Bayerischen Platz. Er ist das Zentrum des Viertels. Das Café Haberland über dem U-Bahnhof ist mit seinem zeithistorischen Portal ein perfekter Anlaufpunkt für alle, die das Viertel genauer erkunden wollen. Im U-Bahnhof selbst gibt es eine interessante Fotowandausstellung über das Bayerische Viertel und seine Bewohnerinnen und Bewohner.

Orte des Erinnerns

Flächendenkmal: Orte des Erinnerns

5. Flächendenkmal

Gehen Sie die Grunewaldstraße entlang und biegen links in die Bozener Straße ein. Hier gab es wenige Kriegsschäden; die erhaltenen stuckbesetzten Fassaden zeugen vom ursprünglichen Flair des Bayerischen Viertels. Queren Sie die Meraner Straße und gehen Sie weiter in die Wartburgstraße und über die Salzburger Straße zum Rathaus. Entlang der Strecke finden Sie weitere Tafeln des Flächendenkmals und Stolpersteine.

Weitere Information bekommen Sie auf der Internetseite der Stolpersteine.

6. Rathaus Schöneberg

Das Rathaus Schöneberg wurde 1914 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Es galt während der deutschen Teilung als westberliner Symbol für den Freiheitswillen der geteilten Stadt. Hier wirkten u.a. Ernst Reuter, Willy Brandt und Richard von Weizsäcker.
John F. Kennedy hielt nach dem Mauerbau seine legendäre Rede „Ich bin ein Berliner“ vor dem Rathaus. Jeden Tag um 12.00 Uhr läutet seit ihrer Installation im Jahr 1950 die berühmte „Freiheitsglocke“, die nach dem Vorbild der „Liberty Bell“ in Philadelphia entworfen wurde. Sie war ein Geschenk der amerikanischen Bevölkerung.
Eine Infostele vor dem Rathaus Schöneberg informiert über den Mauerfall.

Wir waren Nachbarn

Wir waren Nachbarn

7. „Wir waren Nachbarn“

Im Lichthof des Rathauses ist die Dauerausstellung „Wir waren Nachbarn“ zu sehen. Die biografischen Alben der Ausstellung dokumentieren auf sehr persönliche Weise die Lebens- und Leidensgeschichte der jüdischen Bevölkerung Schönebergs und des Bayerischen Viertels.

8. Rudolph-Wilde-Park

Zu Erholung lädt der Rudolph-Wilde-Park am Rathaus ein. Mit seinem Springbrunnen und dem Goldenen Hirschen, dem Wappentier Schönebergs, erinnert er an einen Kurpark. In der Parkmitte liegt der U-Bahnhof Rathaus Schöneberg, in Form einer Orangerie erbaut. Der westliche Parkteil hat Landschaftscharakter und geht in den Wilmersdorfer Volkspark über. Entspannen Sie unter schattigen Bäumen und im Parkcafé. Von hier kommen Sie über die Belziger Straße in den Akazienkiez.
  • U-Bahnhof Rathaus Schöneberg, U4

Akazienkiez

Laufen Sie durch die Belziger Straße (gegenüber vom Rathaus) bis zur Akazienstraße. Hier warten vielfältige Läden, Restaurants und Cafés auf Sie.
Entdecken Sie die spezielle Mischung von kreativ, alternativ bis hin zu alltäglich und exklusiv, die das Ambiente des Kiezes ausmacht.