„Die Mutter von Eulalia Eigensinn“
Frau Elisabeth Kranz wurde in Berlin-Dahlem geboren, kam allerdings bereits im Alter von drei Jahren nach Spandau, wo ihre Mutter als Heimleiterin der Kirchenmusikschule eine Dienstwohnung im Evangelischen Johannesstift bezog. Dort absolvierte sie auch die Grundschulzeit und besuchte dann die Carl-Friedrich-von-Siemens-Oberschule.
Frau Kranz zog mit Ihrem damaligen Ehemann und dem inzwischen geborenen Sohn, Darius nach Wien. Dort wurde 1969 Tochter Natascha geboren. 1970 kehrte die Familie nach Berlin zurück.
Nach einer Ausbildung zur Altenpflegerin arbeitete sie im Evangelischen Krankenhaus Schönow in Zehlendorf. In zweiter Ehe ist sie mit dem Theologen und Soziologen Peter Kranz verheiratet. 1978 erblickte Tochter Franziska das Licht der Welt.
Frau Kranz begann im Jahr 1980 ein Studium der Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt „Familien- und Altenbildung“. Während der dreijährigen Ausbildung leitete sie bereits verschiedene Erwachsenenbildungsgruppen im „Haus der Kirche“. 1983 graduierte sie sich zur Soziotherapeutin für Angewandte Gestalttherapie und Psychodrama.
Mit der Übernahme einer Pfarrstelle in der Spandauer Neustadt durch Ihren Ehemann zog die Familie im Jahr 1987 nach Spandau. Elisabeth Kranz gründete im November 1987 gemeinsam mit Martina Winnig-Schiedel und Inge Scharf-Krüger den Verein „Beratungs- und Selbsthilfetreffpunkt Eulalia Eigensinn e.V.“ Es war das einzige Frauenprojekt in Spandau.
Schnell war eine ehemalige Drogerie am Lutherplatz angemietet. In dem kleinen Laden begann die Frauenarbeit in der Spandauer Neustadt. Die damalige Sozialstadträtin Renate Mende leistete in den Anfangsjahren ideelle Unterstützung, die Senatsverwaltung für Soziales dann auch finanzielle Unterstützung in bescheidenem Rahmen. Der Verein wurde Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.
Die Etablierung der Frauenarbeit im Kiez war nicht immer einfach, zunächst war bisweilen die schnoddrige Berliner Formulierung „Zu den Emanzen jeh‘n wa nich‘ hin“ zu hören, doch die Arbeit zeigte schnell erste Erfolge, so dass der ursprüngliche Laden bald zu klein wurde. Die Erweiterung um ein angrenzendes Ladengeschäft fand die nun Senatsverwaltung großartig – aber zusätzliche Mittel stellte sie nicht zur Verfügung…
Drei Säulen kennzeichnen die Arbeit bei „Eulalia Eigensinn“: Es ist Treffpunkt für Frauen in der Spandauer Neustadt, es gibt viele Gruppenangebote und Einzelberatungen für Frauen in akuten Lebenskrisen.
So ergibt sich auch eine neue Definition des Begriffs Kaffee, nämlich
Kommunikation
Aktion
Für
Frauen
Eulalia
Eigensinn
Heute gibt es Selbsthilfe- und angeleitete Gruppen, Gruppen im Bereich Kreativität, Gesundheit und Psyche. Es gibt vorgeburtliche Gruppen und Mutter-Kind-Gruppen, ein Frauenfrühstück und ein Mittwochsnachmittagscafé auch für Männer. Große Bedeutung hat neben der Integrationsarbeit auch die Arbeit mit Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Die Altersspanne der Besucherinnen reicht von vorgeburtlich bis über 80 Jahre, und es sind Frauen jeglicher Herkunft.
Über zwei Jahrzehnte war Elisabeth Kranz Sprecherin des Spandauer Frauenbeirats und Sprecherin der Stadtteilkonferenz der Neustadt. Das Wohl des Stadtteils und die Vernetzung der einzelnen Projekte und Institutionen wie Schule, Kitas, Polizei, Kirchengemeinde und Quartiersmanagement lagen ihr sehr am Herzen.
Im Laufe der Jahrzehnte blieb Frau Kranz immer ein Fixpunkt für die Spandauer Frauenarbeit. Im Herbst vergangenen Jahres ging sie in den Ruhestand und konnte die Leitung von Eulalia Eigensinn an ihre Tochter Franziska übergeben. Als Vereinsvorsitzende bleibt sie der Arbeit engstens verbunden.
Frau Kranz legt übrigens Wert darauf, dass die im Verein geleistete Arbeit nie GEGEN Männer, sondern immer nur FÜR Frauen ausgerichtet war und ist.
Spandau bedankt sich heute für das wegweisende Engagement von Frau Kranz für die Frauen der Havel- und Zitadellenstadt mit der Ehrennadel des Bezirkes.