„Kreatives für den guten Zweck“
Frau Lotte Aurich ist gebürtige Berlinerin. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Schweiz, ehe sie schließlich in eine Pflegefamilie nach Spandau kam. In der Havel- und Zitadellenstadt absolvierte Frau Aurich ihre Schulausbildung, zunächst in Haselhorst und später in Spandau. Nach dem Abitur begann sie eine Ausbildung zur Grund- und Realschullehrerin. Die engagierte junge Lehrerin begann ihre Laufbahn im Schuldienst dann in der Grundschule in der ehemaligen Zwangsarbeitersiedlung in Hakenfelde. Es handelte sich um eine besondere Reformschule mit modernem Konzept. Die begeisterten Pädagogen wollten eine vorbildliche und demokratische Schule gestalten. die Verhältnisse waren schwierig, das Gebäude hatte so dünne Wände, das es keinen Musikunterricht geben durfte, wenn die Nachbarklasse ein Diktat schrieb…
Frau Aurich lernte in dieser Zeit auch ihren Ehemann Claus kennen, einen Siemensstädter. Die beiden lernten sich bei gemeinsamen Aktivitäten in einer Jugendorganisation kennen und lieben. Im Jahr 1955 heirateten die beiden und zogen bald darauf in das geerbte gemeinsame Haus in Siemensstadt ein. Schnell folgte die Geburt der drei Kinder Martin, Monika und Matthias, die für einige Jahre die Aktivitäten ihrer Mutter bestimmten. Doch mit der Einschulung des jüngsten Sprosses nahm Frau Aurich ihre Tätigkeit als Lehrerin an der Robert-Reinick-Grundschule in Siemensstadt wieder auf. Zu dieser Zeit drängten sich noch 48 Kinder in einer Klasse, eine Anzahl, die sich im Laufe der Jahre dann später glücklicherweise reduzierte. Während der vielen Jahre, die Frau Aurich an “ihrer” Schule tätig war, wandelte sich das Bild der Schule erheblich. Die früher als gutbürgerlich wahrgenommene Schule wurde in späteren Jahren oft herabwürdigend als
“Türkenschule” bezeichnet. Die Schwerpunkte hatten sich verschoben und Frau Aurich widmete sich verstärkt der Durchführung von Förderunterricht für Kinder türkischer Herkunft.
Diese Veränderungen in der Sozialstruktur durch Zuzug vieler Menschen aus anderen Ländern, weckten in Frau Aurich und anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern das Bemühen, sich aktiv für das Verständnis zwischen Deutschen und Zuwanderern einzusetzen. So gehörte Sie zu den Begründerinnen des Arbeitskreises “Deutsche und Ausländer”, der in Zusammenwirken mit der evangelischen Kirche in Siemensstadt unter anderem mit der Organisation von Frühlings- und Sommerfesten helfen wollte, Barrieren abzubauen.
Nachdem der Ehemann von Frau Aurich aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden war, beendete Frau Aurich auch Ihre Tätigkeit im Schuldienst. Beide reisten gemeinsam vor allem in die Mittelmeerregion, wo ihr von der Archäologie begeisterter Ehemann viele Ausgrabungsstätten besuchte. Während ihr Mann sich historischen Fundstücken widmete, wandte sich Frau Aurich der Malerei zu.
Aus diesen Zeichnungen wurden dann großformatige Bilder, für die Herr Aurich dann die Rahmen baute. Sogar zu einer Ausstellung in das Spandauer Kulturhaus hat es die Künstlerin gebracht.
Die künstlerische Seite von Frau Aurich führte dann sicher auch dazu, dass sie gemeinsam mit anderen im Stadtteil aktiven Bürgerinnen und Bürgern im Jahr 1989 den ersten vorweihnachtlichen Hobbymarkt in Siemensstadt organisierte. Hobbykünstler haben hier die Möglichkeit, ihre selbst gefertigten Produkte anzubieten und zu verkaufen. Die ersten Veranstaltungen wurden im Sportzentrum des SC Siemensstadt durchgeführt, aber das stetig wachsende Interesse führt bald zu einem Umzug ins Hotel Holiday Inn am Rohrdamm.
Heute sind es gut vierzig Aussteller, die ihre Bastelarbeiten anbieten. Wichtig ist für Frau Aurich aber nach wie vor, dass keine kommerziellen Angebote gemacht werden dürfen, sondern nur “Eigenbauten”. Der von den Organisatoren erbetene Spendenanteil kommt in jedem Jahr sozialen Zwecken zu Gute.
Schließlich lässt sich der Markt auch als Anregung verstehen, eigene kreative Potentiale zu wecken und zu fördern und ist so auch ein Beitrag zur dezentralen Kulturarbeit in Spandau.
Grund genug, heute mit der Verleihung der Spandauer Ehrennadel an Frau Lotte Aurich für ein so langjähriges Engagement laut und vernehmlich DANKE zu sagen.