Die goldene Spanadauer Ehrennadel 2021

Spandauer Ehrennadel 2021/ Preisträger

v.l. Bezirksbürgermeister Kleebank, Thorsten Süfke, Ingrid Hill, Siegfried Schmidt, Hannelore Krause, Wolfgang Kleeßen, BVV-Vorsteherin Gaby Schiller

Die Spandauer Ehrennadel wurde am 28. August 2021 zum zwansigten Mal an Personen verliehen, die sich über längere Zeit in besonderer und herausragender Weise für das Gemeinwohl im gesellschaftspolitischen Bereich in Spandau verdient gemacht haben.

Das Findungsgremium – bestehend aus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, seinem Stellvertreter Gerhard Hanke, der Bezirksverordnetenvorsteherin Gaby Schiller und ihre Vertreterin Ulrike Billerbeck – hatte in diesem Jahr sechs besondere Mitbürgerinnen und Mitbürger ausgewählt, deren Verdienste um den Bezirk Spandau mit dieser höchsten Auszeichnung des Bezirks gewürdigt werden:

Horst Noack, einer der Preisträger, war in diesem Tag verhindert und bekam die Nadel im kleinen Kreis verliehen.

Horst Noack

Sicherheit ist gegeben Horst Noack ist im Raum.
Raum hat er seiner Passion technisch theoretisch immer gegeben.
Zum Glück – so gibt er schon gut 50 Jahre sein Wissen und Expertise im Techni-schen Hilfswerk Spandau weiter. Weiter geht auch seine Neugierde und seine Fä-higkeit des Helicopterblickes. Eigentlich fliegt er eher nach Tokio, Oman und Kana-da, aber zum Glück ist er 1955 in Spandau gelandet. Sicherheit und Kümmern sind seit jeher sein Gebiet. Also egal welche Aussage heute hier möglicherweise fällt: Baum droht, Brückenpass oder Bergung. Seien Sie sich sicher:
Sicherheit ist gegeben Horst Noack ist im Raum.

Vorgeschlagen für die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 – Horst Noack

Horst Noack ist ein angenehmer Gesprächspartner, ruhig, aufgeräumt und sondiert die Lage in unserem Gespräch zu allererst. Eine Gabe und ein Wesenszug der ihn in seinem Leben begleiten wird. Horst braucht die große Bühnen und den Vorder-grund nicht, denn er weiß das die zweite Reihe viel mehr Bewegungsfreiheit bietet und nutzt diese für seine Ansichten und Ziele. Sein trockener Humor bleibt dabei nicht auf der Strecke, als der Kladower mir erzählt, das man unterscheidet zwischen Berlin, der Stadt Spandau und Kladow als fantastisches Dorf. Eine Art, die ihn weit gebracht hat und den Eindruck vermittelt das Horst Noack in sich ruht sowie daraus seine persönlichen Vorteile und Ziele ableitet.
Zurückhaltend, der Sicherheit verbunden und lösungsorientiert.

Horst Noack bereichert 1955 unseren Bezirk mit seiner Geburt in der Lynastraße
Und wird am Grüngürtel seiner Kindheit frönen im Schlepptau mit seiner zwei Jahre älteren Schwester. In frühester Kindheit kristallisiert sich schon heraus, Horst ist ein Theoretiker und seine Schwester die praktisch veranlagte. Sein Vater ist Polizist und die Mutter kümmert sich als Hausfrau um den Nachwuchs.

Der kleine Horst spielt Fußball und stromert durch die Innenhöfe mit ihren Müllhäu-sern, bevor er in der Birkengrundschule paukt und danach die Borchert-Oberschule unsicher macht. Sicher war nur, wenn man mit der Straßenbahn in die Altstadt fährt gibt es neben Eger die beste Currywurst. Ein fahrbarer und geschmacklicher Ge-nuss in den wir ja vielleicht bald wiederbekommen.
Ein Racker war er nie, aber seine Beobachtungsgabe und das einordnen von Men-schen und Situationen rumort damals schon in ihm – loslassen wird ihn dieser Charakterzug nie mehr.

Das verwundert es nicht, dass in der Schule Gravitation und das chemische Perio-densystem Begeisterung hervorrufen und der Berufswunsch ganz klar was mit Fummeleien, Handwerk und Technik zu tun haben muss – diesen Wunsch wird er sich erfüllen.

Beginnen wird er mit dem Eintritt ins „Technische Hilfswerk“ mit 14 Jahren. Hier er-öffnet sich Horst eine neue, kleine Welt – pfadfinderähnlich wie er es nennt. Hier werden kleine Brücken über Flüsse gebaut, die Industrieausstellung auf der Messe Berlin besucht und auch mal der alte Otto Plegemann aus der Kleiderkammer nach Hause eskortiert – soziales Engagement würde man heute sagen.
Hier passiert es dann auch, Horst wird zukünftig Problemlöser, kühler Kompetenz-kopf in verzwickten Situationen, lernt den verschworenen Haufen zu schätzen, die Gabe andere zu unterstützen und weiterzubringen als auch mit den sogenannten Helicopterblick alles im Blick zu haben– Technisches Hilfswerk sei Dank, das ihr das freigeschürft habt.

Beruflich hat er auch alles im Blick. Das damalige Arbeitsamt will ihn zum Fernmel-detechniker machen, aber das krude „Kabeln knippern“ findet Horst überschaubar interessant. Also wird’s deutlich herausfordernder, Praktikum bei Siemens, Lehre bei Osram, Studium hintendran und schon ist man Ingenieur. Das er dabei mitunter noch Zeit hat im alten Stadtbad seine Zukünftige kennenzulernen und diese Liai-son mit zwei Kindern krönt, ist eine respektable Ausbeute.

Die durchschnittlichen 200 Jahresstunden im Technischen Hilfswerk nutz er inten-siv, mit Motorsäge, Werkzeugkunde, Stegebaulehrgang, Brückenpass, Bergung, Instandsetzung, Aufstellen und Abstützen und Trinkwasser-Notversorgung sind nur einige Schlagwörter der Tätigkeiten, Lehrgänge und Fortbildungen, die er absolviert hat und später seine Erfahrungen als Zugführer weitegibt.

Horst ist und war immer ein Allround – Talent mit ungeheurem Wissendurst. Nach-dem das digitale Zeitalter die Funkgeräteproduktion seines damaligen Arbeitgeber Bosch überrollt, wechselt er 1997 ins Facilitiy-Management. Wer jetzt despektierlich meint, Hausmeistern könnte er auch, wird mit den Ohren schlackern, denn auch diese Sparte ist im neuen Jahrtausend angekommen. Mit seinem technischen Ver-ständnis ist er mit für die Entwicklung von maschinellen Ausweis- und Zutrittskon-trollen zuständig und von der Lüftung des Gebäudes bis zum Wachschutz für eini-ges weitere.

Es nötigt mir Respekt ab, als er von Gasexplosionen, Stromausfällen, Sturmschä-den, Hausexplosionen, Waldbränden, Drehleitern, dem Job als Fachberater der Feuerwehr und sogar von Erfahrungen mit Defibrillatoren spricht. Ich bilde mir ein, das ich nicht der Einzige bin, der das technische Hilfswerk und sein Tun bis jetzt etwas unterschätz hat.

Wie schreibt es Johannes Weid, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des THW Spandau, in seinem Schreiben an mich:
Das bedeutet, dass Herr Noack in den 51 Jahren Zugehörigkeit zum THW – in seiner Freizeit – über 10.000 Stunden für die Allgemeinheit geleistet hat. Das sind, berech-net auf 8 Arbeitsstunden und eine fünf Tagewoche 250 Arbeitswochen, also mehr als 5 Arbeitsjahre.

Mein „Helicopterblick“ sagt mir, dass man dafür nicht genug Respekt und
Anerkennung aussprechen kann.

Ein halbes Jahrhundert Technik und THW, als Zugführer, stellvertretender Ortbe-auftragter, Fachberater, Ausbildungsbeauftragter, Gründungmitglied des THW Hel-fervereins, dessen Ziel die Förderung der Jugendarbeit ist und seine menschliche Art hat er den Dienst dieser Institution gesteckt und tut dies immer noch unablässig.

Ob es denn auch ohne geht, frage ich ihn und er antwortet lächelnd: „Wenn Sie meinen Platz wollen, sollen Sie zeigen was Sie können!“ – schön, dass du noch ein bisschen bleibst –wir brauchen Dich in Spandau.

Für jemanden der Spandau sicherer macht, der auch in seiner Freizeit beim
Nachbarn Satelittenschüssel installiert und seinen Dienst an der Allgemeinheit mit Freude ausübt und sprichwörtlich lebt.

Wie sagtest du schön: Gesund im Kopf bleiben ist das Wichtigste.

Auf das deine Neugierde niemals versiegt, du noch viele Reisen mit deinen Söh-nen rund um den Erdball machst und uns weiter an deiner einnehmenden Art teil-haben lässt.

Die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 für Horst Noack.

Siegfrie Schmidt

Sind Sie der Pfarrer hier? Diese Frage hört er oft!
Oft, na gut 24 mal, ist er auch schon den Berlin Marathon gelaufen.
Gelaufen ist er auch schon durch die halbe Welt, nämlich mit seinen Kindern und Jugendlichen auf Fahrt. In Fahrt kommt er auch jährlich am Waffelstand auf dem Spandauer Weihnachtsmarkt. Markt der Eitelkeiten hingegen kennt er nicht, auch wenn er ab und an Hermann Hesse rezitiert. Mit 75 hockt der „alte Knacker“, wie er selber sagt, nochmal im Hörsaal und gibt sich Theologievorlesungen, auch wenn er sich selber als Altstadtbürger bezeichnet und sagt früher war nicht alles besser.
Unkonventionell, dem Gegenüber verbunden und mit einer Menge Fernweh.

Vorgeschlagen für die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 – Siegfried Schmidt.

Unser Gespräch beginnt etwas holprig, da ich wie immer etwas zu schnell rede und
Herr Schmidt sich mir immer etwas entgegen beugt – ich bin leicht verwirrt, bis er mir behutsam mitteilt, dass diese Schnelligkeit nicht so ganz förderlich für sein Hörgerät ist.

Ich spreche etwas langsamer und so funken wir beide dann auf der gleichen Audi-owelle. Nicht das ich folgend erwartet hätte, dass Herr Schmdt mir die Beichte ab-nimmt, aber meine Vorurteile sahen ein Gespräch über Kirche, Altar und ein Dasein im frommen Strudel des Gemeindeglaubens – es kam zum Glück anders.

Siegfried Schmidt kann begeistern, hat einen erwähneswerten Humor – wir lachen und er sagt einen Satz, der mir hängenbleibt, als er über Kinder und Jugendliche spricht:„Ehrenamt muss man sich leisten können!“ Siegfried Schmidt hat es sich die letzten 55 Jahre geleistet. Extrem wissend, neugierig und empathisch.

Siegfried Schmidt erblickt am 25.01.1946 in Schöneberg das Licht der Welt unter denkbaren schlechten Vorzeichen, er wird sich seinen weiteren Weg nämlich ohne Eltern bahnen. Vielleicht schon ein erster unbewusster Knackpunkt, warum er sei-ne Kraft und Aufmerksamkeit zukünftig Kindern und Jugendlichen widmen wird.

Seine erste Heimat findet er mit 12 Jahren im Evangelischen Johannesstift.
Ab hier wird er Spandau nicht mehr verlassen und bezeichnet sich heute adrett weltmännisch als Altstadtbürger.

Der kleine Siegfried schätzt das diakonische Umfeld, auch wenn er heute schel-misch grinsend von einer „Dorfgemeinschaft“ spricht. Doch der Umgang mit Behin-derten, Schwachen und Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens ste-hen inspiriert ihn.

Ganz im Gegensatz zur schulischen Inspiration, die sich eher auf die geliebten Wandertage reduziert hat. Hier galt der kleine Siegfried als jemand der sich geplan-ten Wegen gerne entzogen hat, um sich seinen eigenen geografischen Exkursio-nen zu widmen, zum Missmut der Pauker und Paukerinnen. Ein Wesenszug der ihn auch heute noch charakterisiert. Er möchte erfahren, selber machen und mit-verändern.

Wer diese Freiheiten in Sachen Bildung erfahren hat, sich an ihnen gelabt hat
und ein bisschen an der Freiheit des Seins geschnuppert hat, schließt sich doch mit offenen Armen und dem Wissen das Schulferien auch Berufsferien sein kön-nen, motiviert dem Bildungsbereich an und wird tatsächlich Lehrer.

Nach einem zweijährigen Ingenieurspraktikum bei Borsig stößt Siegfried in die Un-tiefen des Lehramtsstudiums und wird bis 2011 Schülerinnen und Schülern die Lehre der mathematischen Zahlen und die Hauptstädte in Erdkunde abfragen. Er wird kein einfacher, aber beliebter Lehrer, bewerte er sich selber.

Anfang der 60er wird er, nicht ganz freiwillig, konformiert. Doch wie gibt es seine Oma fast sentimental empathisch wieder: „Junge es hat noch keinem geschadet!“

Hier beginnt auch seine innige fortwährende Beziehung zur Nikolai- Gemeinde der Altstadt Spandau.
Wer sich als „Läutejunge“ der Kirchenglocken bewährt, der kann doch eigentlich auch Verantwortung für die Kirchenmäuse oder gar die Laienspielgruppe der Ge-meinde übernehmen, aber da auch ein gewisser Selbstzweck die Mittel heiligt, hat Siegfried ganz andere Pläne. Seine Gedanken schweifen in die weite Welt, ins Entdeckertum und die „Evangelische Jugendschaft Pegasus“ ist geboren.

Seit 55 Jahren kümmert sich Siegfried Schmidt um Kinder und Jugendliche und bezeichnet dies fast nebensächlich als Lebensinhalt. Jeder wird von ihm gefördert und gefordert. Ob er damit auch ein wenig einen längst verstohlen Wunsch kom-pensiert, mal Vater von vier Kindern zu sein, werden wir nicht erfahren, wichtig ist das er Dinge mit Herzblut angeht und diese Motivation ansteckend ist.

1969 zieht er dann auch wohnungstechnich ins pralle Leben – in unsere Altstadt – die Wege zur Gemeinde werden kürzer und die Reisen und Ziele länger und weiter. Man gibt ihm dafür Raum und finanziellen Background.

Mit den Kindern wird wöchentlich gebastelt, gewerkelt, gesungen, geschnitzt, ge-kocht, gestaltet und auch mal ein Instrument gelehrt. Siegfried Schmidt kann seiner Leidenschaft frönen und Erfahrungen teilen und weitergeben, an seine jungen Mitstreitern auf unzähligen Reisen nach Schweden, Korsika und quer durch Deutschland, auch wenn sein Tun in den Anfängen vom Pfarrer nicht erlaubt, sondern lediglich geduldet wurde.

Heute redet Herr Schmidt von einer Herausforderung und das das Essen auf Rei-sen eher „Schmalhans“ war.

Da verwundert es nicht, dass der adrette kirchliche Jetsetter 1983 die weibliche Be-gleitung der Jugendlichen oder besser gesagt, die junge Referendarin zur „guten Bekanntschaft“ macht, die bis heute andauert.

Siegfried Schmidt möchte mitreden, mitverändern und Ideen einbringen.
Selbstredend das ihm das 50 Jahre Mitgliedschaft im Gemeindekirchenrat, eine Mit-gliedschaft der Kreissynode und ein 30 jähriges Gastspiel in der Landesynode, Mit-glied im Ausschuss für Kinder und Jugend und viele weitere Aufgaben eingebracht hat. „Eine Ämterhäufung wie Sie sicherlich unzulässig ist“, wie er mir mit einem Lä-cheln mitteilt.

Das er darüber hinaus, aus eigener Tasche, noch einen alten 5000 Quadratmeter großen Resthof im ländlichen wäldlichen Gebiet zwischen Helmstedt und Braun-schweig gekauft hat, zudem auch regelmäßig Reisen mit Kindern und Jugendli-chen stattfinden, passt zu seiner unkonventionellen Art.

Das ihn ab und an Leute fragen, ob er der Pfarrer ist, quittiert er mir mit einem Lä-cheln und antwortet mir herrlich ehrlich auf die Frage, ob er noch Wünsche hat, dass er wunschlos glücklich ist.
Ob er irgendwann ohne die Gemeinde kann, frage ich ihn dann noch und er
gibt zweideutig zu Protokoll: „Ich würde gern loslassen, aber nicht fallen lassen!“

Schön das Du noch eine Weile bleibst….

Für einen Mann der seit über einem halben Jahrhundert die Jugendarbeit in der St. Nikolai Gemeinde prägt, gestaltet, fördert und sich für die Belange eines Miteinan-ders ganz unaufgeregt und motiviert einsetzt und dieses täglich „vorlebt“.

Die goldene Spandauer…..

Ach ich hab noch was vergessen! Herr Schmidt sucht ne neue Wohnung

Herr Schmidt wohnt in der Jüdenstraße im vierten Stock ohne Fahrstuhl und würde sich wohnlich gerne verändern, das das Treppen steigen schon auf die Knochen geht.
Bitte bieten Sie nur Wohnraum in Spandau an, ich hatte ihm etwas in Charlotten-burg angeboten und das Gespräch endete auf einmal rasant schlecht. Also wenn Sie was wissen, sprechen Sie Herrn Schmidt an. Jetzt aber….

Die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 für Siegfried Schmidt

Hannelore Krause

„Du braucht keinen Beruf lernen, du lernst einen reichen Mann kennen“, riet ihr die Großmutter. Reich ist Sie aber nicht an Männern, sondern an Eindrücken und Er-fahrungen. Erfahren hat Sie eine Menge „Bereicherung“ in ihrem Leben und wer kann schon von sich behaupten Francois Mitterand und Simon Perez begegnet zu sein. Begegnungen sind ihre DNA und Tagespolitik ihr Salz in der Suppe. Ihr Süppchen hat sie stets, beruflich und privat, nach ihrem eigenen Geschmack ge-kocht und damit unendlich viel erlebt.
Klarer Standpunkt, internationale Spandauerin und glücklich!

Vorgeschlagen für die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 – Hannelore Krause.

Kaum bin ich durch die Wohnungstür bei Frau Krause, betrete ich eine andere Welt.
Sonst bin ich es gewohnt, dass ich zu viel rede, Frau Krause belehrt mich eines Besseren. Nach den ersten Minuten und vielen Geschichten, Erfahrungen und In-formationen hat Frau Krause etwas pompös gltzerndes, irgendwie etwas adrett In-ternationales.

Bevor ich etwas fragen kann, weiß Frau Krause schon fast alles über mich und als ich dann noch ein tagespolitisches Thema anschneide, weiß ich das ich hier richtig bin – Frau Krause ist nämlich extrem auf Zack, bewertet, diskutiert und wertet mit mir die aktuelle Lage aus– ich sage Ihnen höchst erfrischend. Sie wertschätzt „gebilde-te Menschen“ – ich bin etwas eingeschüchtert,ich hoffe ich kann dem gerecht wer-den.
Das Gespräch wird frech, neugierig und verdammt lebenslustig.

Hannelore Krause beehrt diese Welt am 13.02.1943 im benachbarten Charlotten-burg. Doch durch die Arbeit des Vaters zieht es sie 1949 in Spandaus Sedanstraße.
Die Eltern sind guter Berliner Arbeiteradel – ihr Papa ist Kohlenhändler und ihre wehrte Frau Mutter schafft als Sekretärin beim Film, für das leibliche Wohl sorgt die Großmutter, der Großvater ist Hausmeister in der Schultheiß – Brauerei – eine ver-schworene Familienbande.

Die erste Schulbank drückt sie am Reformationsplatz, die Oberschule wird die Lilly Braun – sie wird nach der 10 Klasse ihre schulische Laufbahn beenden.

Ihre Jugend ist nicht wild, aber schön. Tanzlustbarkeiten, nette Abende in der Neu-endorfer Straße und schwimmbegeistert bei den Wasserfreunden an der Zitadelle.

Heute wird Sie sagen, dass es erst nach der Schule richtig „Klick“ gemacht hat.
Hannelore ist neugierig, aufgeschlossen und hat eine Sucht nach fremden Kultu-ren und Menschen. Berlin ist geteilte Stadt 1965 und mit Russen essen gehen oder eine Brieffreundschaft nach Japan pflegen, ist für die junge Frau ganz normal.

Mit 22 Jahren krönt sie dann die Zuneigung mit ihrer Sandkastenliebe. Die kleine Petra wird geboren. Nach 12 Jahren Ehe wird Sie sich scheiden lassen und ne-benbei
Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch lernen.

Beruflich verschlägt es sie in einen Presseverlag als Organisationstalent, Mädchen für Alles und Kommunikationskonifere – heute als Sekretärin und Stereotypistenin betitelt, bis Sie 1969 mir fast dreißig bei der Deutschen Welle ihre Brötchen verdient.

Hier wird Sie 36 Jahre ihrer Passion frönen und rechte Hand des Studioleiters, in-ternationale Kontakte knüpfen, organisieren und Menschen jeglicher Kulturen ken-nenlernen – das berufliche Paradies für die fast Dreißigjährige und auch privat „be-reichert“ sie sich, wie Sie es ausdrückt. Wer kann schon behaupten das er Gastmut-ter für Italierner, Jugoslawen, Franzosen und Menschen aller Herren Ländern war – Bekanntschaften, die über Jahrzehnte bestand hatten.

Die Deutsche Welle mit ihren internationalen Kontakten, weltweiten Sendegebieten und Menschen aus aller Welt ist Nährboden für Hannelore. Berichterstattung von der Internationalen Funkausstellung, der internationalen Tourismusbörse und die Organisation von Veranstaltungen. Hier lernt sie Größen wie Francois Mitterand oder Simon Perez kennen. Was anfing mit dem Satz des Chefs „traust Du Dir das zu“ entwickelt sich zu „Dir stehen alle Wege offen“! Hannelore wird Institution und unerlässliche Instanz.

Im Jahr 1997 öffnet sich ein neues Kapitel in Hannelores Leben, ehrenamtliche Tä-tigkeiten, wie Wahlhelferin, haben sich immer mal wieder in ihren Alltag eingeschli-chen, doch jetzt wird dieses Feld auch ein bisschen neuer Lebensinhalt, bevor sie 2006 in die wohlverdiente Rente eintritt.

Stadtrat Hanke fragt sie bei einer Veranstaltung ganz unvermittelt, wie Sie sich im Bezirk betätigen kann und in windeseile ist Sie Vorsitzende des Spandauer Union-hilfswerk – 12 Jahre wird Sie hier Busreisen, Frühstücke, Zusammentreffen und unzählige Veranstaltungen managen. Da sie Menschen liebt und diese be- und nicht verurteilt engagiert Sie sich in der 9. und 10. Klasse der Berthold-Brecht-Oberschule. Sieunterstützt jugendliche Migranten und Migrantinnen in der Schule, hilft bei Hausaufgaben im Stadteilzentrum Siemensstadt und war Patientenfürspre-cherin im Vivantes Klinikum sowie Gründungsmitglied der deutsch-slowenischen Gesellschaft.

„Ich will was machen“, sagt Sie zu mir und auf die Frage, ob Sie was mit dem Wort Ehrenamt anfangen kann, wirft sie schnippisch entgegen: Ehrenamt ist für mich, dass man noch Geld von zuhause mitbringen muss!“

Für mich ist Sie ein bisschen die „Grand Dame“ des Spandauer Ehrenamts, dies sich täglich mit Morgenpost und Bild-Zeitung tagesaktuell auf dem Laufenden hält „damit ihr nichts entgeht“, wie Sie sagt. Zur Flüchtlingskrise 2015 hat Sie auch mal unserem unserer Bundeskanzlerin geschrieben und ihre Meinung kundgetan.

Nichts hat sich geändert zu 1969 als Sie bei der deutschen Welle angefangen hat – immer noch neugierig, diskussionsfreudig und mit einer bemerkenswerten Auffas-sungsgabe – nur das Sie diese Attribute heute in den Dienst Spandaus stellt.

Ein Vierteljahrhundert Mitmenschlichkeit und ein gewisses „Helfersyndrom“, wie Sie oft zu hören bekommt. Hannelore bleibt sprichwörtlich in Bewegung. Ich hoffe du bewegst in unseren Bezirk weiterhin eine Menge und steckst die Leute mit deiner
Art, deinem Erfahrungsschatz und deinem„Tun“ weiter an.

Die goldene Spandauer Ehrennadel für Hannelore Krause!

Wolfgang Kleeßen

73 Jahre hat er gearbeitet und das nicht nur, damit andere saubere Klamotten ha-ben, sondern auch unbändig für sein Zuhause Kladow.
Das er über Kladow und Hundekot Bücher schreiben könnte ist dabei eher neben-sächlich. Nicht so richtig Nebensache ist das wenn er „Schönes Kladow“ sagt, das auch meint. Meinung und Durchsetzungsvermögen hat er und das er nicht die Klappe halten kann, weiß seine Frau nur zu genau. Ganz genau war er auch über ein halbes Jahrhundert bei der Freiwilligen Feuerwehr. Also was tun wenns brennt, welch Wunder wenn da einer den Kleßen nennt.

Vorgeschlagen für die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 – Wolfgang Kleßen

Ich sitze entspannt im Wintergarten beim Ehepaar Kleeßen bei Wasser, Windbeu-teln und plaudere und werde das Gefühl nicht los bei meinen eigenen Eltern zu sitzen. Wolfgang Kleeßen ist gesprächig, doch bei persönlichen Fragen reserviert. Angenehm und zurückhaltend. Renate dagegen möchte, dass ich über die We-senszüge Ihres Mannes etwas mehr erfahre. Doch jedes mal, wenn es etwas tiefer geht
schwenkt Wolfgang gekonnt kommunikativ auf sein Engagement zurück,
das eng und vor allem tief mit Kladow verbunden ist. Würde er es nicht anders dar-stellen, hätte ich das Gefühl, ich spreche mit Kladows Bürgermeister.
Meinungsstark, seiner Heimat verbunden und klare Kante.

Wolfgang Kleßen wird NICHT in Kladow, sondern in Charlottenburg geboren, nach eigener Aussage aber sofort nach der Geburt nach Kladow „verschleppt“. Der Vater kommt aus den Kriegswirren und baut einen Landwirtschaftsbetrieb auf, so das der kleine Wolfgang in seiner Kindheit auf Misthaufen rumturnt. Sein Zuhause ist die Finnhaussiedlung und seine schulische Karriere beginnt in der Palinschule. Pau-ken war nicht so ganz sein Ding, denn eine gewisse Undiszipliniertheit
charakterisiert ihn auch damals schon, so das der überschaubare Ruf der „engel-hardschen Klasse“ bald in aller Munde ist. Auch wenn Klassenlehrerin Engelhardts Strickhöschen in Erinnerung geblieben sind. Bübisch grinsend verortet sich Herr Kleßen heute als „fauler Schüler“.

Die wilden Jahre lassen wir aus, aber müsste ich Vermutungen anstellen, würde ich sagen, dass auch Wolfgang Kleßen in jungen Jahren kräftig unter Strom stand, was vielleicht an der Ausbildung als Elektrikergeselle lag.

Mit 25 Lenzen kommt ihm die Freiwillige Feuerwehr in die Quere, damals noch mit Sitz in der Sakrower Landstraße. Miteinander, Männlichkeit und das „Machen“ reizt ihn. Sechs Jahre Grundausbildung, unzählige Abendlehrgänge, 19 Jahre das Amt als Wehrführer, den Aufbau der Jugendfeuerwehr und den Umzug zum Kladower Damm hat er mitgemacht.

Feuer und Flamme sind auch die gemeinen Tanzlustbarkeiten auf dem Feuerwehr-gelände, wo 1973 auch gerne mal an den musikalischen Dezibel geschraubt wird. Hier hat Wolfgang vielleicht seinen schönsten Einsatz unter Liebessirenen.

Die fesche Renate ist als unmittelbare Nachbarin des Geländes in Not, sie hat es nämlich nicht so mit Geräuschbelästigung. Die Notlage macht sich Wolfgang Kle-ßen – Mann wie er ist- zu Eigen! Sicherheit ist gegeben, der Adler ist im Horst und Wolfgang und Renate nun schon fast ein halbes Jahrhundert verheiratet. Respekt für deinen Einsatz Wolfgang.

Beruflich wird sich der Mann in den besten Jahren künftig um Bleiche, Waschmittel und Bügelfalten kümmern sowie den Handwerksberuf des Wäschermeisters frönen. Ein kleines Miniimperium mit 3 Läden und 11 Annahmestellen wird er sein Eigen nennen.

Und da Wolfgang es nicht lassen kann „seinen Senf dazu zugeben“, wie es seine Herzdame liebevoll umschreibt, wird ihr Mann seine Hartnäckigkeit und sein Be-harrlichkeit ab 2005 auch für Kladow einsetzen und sich einmischen.

Unter dem Motto geht nicht, gibt’s nicht fungiert, Wolfgang 20 Jahre bis heute als Sprecher der „Initiative Schönes Kladow“. Bewohner und Bewohnerinnen und Ge-werbetreibende Kladows setzen mit Motivation und auch gewisser Penetranz Ver-änderungen durch.
Mal mehr und Mal weniger- Auch mit den „Verwaltungshanseln“ des Bezirksamtes, wo Dinge auch mal Bärte dauern, aber am Ende immer alle mit einem Lächeln da-stehen.
Die Erfolge füllen bei Kleßens ganz Amtslike einen ganzen Leitz-Ordner.

Wolfgang ist geschickter Problemlöser und betont er habe lediglich immer angeregt, auch wenn er lachend beichtet, dass er über das Thema Hundekot in Kladow Bü-cher schreiben könnte.

Anrufen, aufmerksam machen und gemeinsam Handeln ist seine Devise.

Hier scheut sich keiner selbst anzupacken, auch mal den eigenen Geldbeutel zu schröpfen oder Kontakte zu Handwerkern, dem Landschaftgartenbau oder Trans-portunternehmen zu pflegen und auch mal was für „lau“ zu machen.

Zu den großen umgesetzten Projekten, die ohne den „Arbeitskreis Schönes Kladow“ nicht denkbar wären, gehören unter anderem das Abbauen der Leitplanke inklusive der Neugestaltung der Kreuzung mit der Anlage eines Rosenbeets am Krampnitzer Weg / Sakrower Landstraße im Jahr 2000 bis 2003, mit Mitarbeit am Ha-fenkonzept 2000 bis 2007, die Erneuerung der Tür, des Vordachs sowie der Uhr an der „Alten Schule“ (heutige Stadteilbibliothek) von 2003 bis 2007, die Verbreiterung des Fußwegs entlang des Friedhofs 2008 / 2009, die Sonnenuhr am Imchenplatz 2009 bis 2011 sowie vieles andere mehr.

Wolfgang Kleßen geht voran, will Vorbild und Alphatier sein, Dinge bewegen und wirken.

„73 Jahre habe ich gearbeitet“, sagt er unbändig und stillsitzen kann er immer noch noch nicht, habe ich den Eindruck. Er ist verwurzelt in Kladow und wird das immer bleiben, auch wenn es schön wäre, wenn er seine Frau nicht ausschließlich zum Restaurant Alberto ausführen würde.

Wolfgang Kleßen ist Vorbild, geht voran und das nicht nur ehrenamtlich, sondern in jeglichen Situationen seines Lebens. Dafür gebührt ihm Dank.

Für einen Mann der Kladow im Herzen trägt, der sich für Veränderung einsetzt und zeigt, was es heißt für seinen Kiez da zu sein. Und ganz ehrlich wenn ich nach 73 Arbeitsjahren so fit aussehe, wie du habe ich alles richtig gemacht.

Die goldene Spandau Ehrennadel 2021 für Wolfgang Kleßen.

Ingrid Hill

„Nah am Menschen und über den Tellerand hinaus“ sind Aussagen die einen Teil von Ingrids Charakter wiederspiegeln.
Charakter und ein gewisses menscheln beweist Sie auch 30 Jahre im Amt.
Amtlich hingegen ist ihr fast sechzigjähriges Engagement bei der Arbeiterwohlfahrt.
Da nimmt man ihr nicht krumm, das wer bei Ihr zum Spargelessen eingeladen ist, das Gemüse glatt selber schälen muss. Müssen muss Ingrid nicht, denn sie zieht ihren Stil durch und das auch einmal im Jahr in Thailand. Und auf meine extrem investigative Frage, wie man denn nach Thailand kommt – antwortet sie: Mit dem Flugzeug.

Vorgeschlagen für die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 – Ingrid Hill

Unsere Plauderei beginnt großartig, da Frau Hill mir zu verstehen gibt, dass ich gut ins Amt passe. Sie versteht es als Kompliment, mich macht es gedanklich nervös –
Eigentlich bin ich der Lockerheit verpflichtet, aber komm ich schon rüber wie ein Beamter – ich verdränge den Gedanken. Rasch klärt sich, dass auch Sie ihr halbes Leben den positiven und negativen Schrecken des Rathaus Spandaus beruflich ausgesetzt war.

Langsam blüht mir, dass 30 Jahre im Bezirksamt nicht Abstumpfung und Arbeits-vermeidungsmaßnahmen zur Folge haben müssen, sondern auch Empathie, Mit-gefühl und „am Menschen sein“ hervorruft, wie sie es ausdrückt. Meine Gedanken-welt entspannt sich wieder, drei Jahrzehnte im Amt merzen nicht aus, Sie berei-chern. Verrückter Gedanke, ich traue mir selber kaum, aber Ingrid Hill ist der leben-de Beweis, das dies funktionieren kann – sie ist ab heute mein Idol.

Ingrid Hill sagt geburtechnisch in der Lynarstraße „Hallo Welt“! Wir schreiben das Jahr 1936. Die Zeiten sind von Verzicht geprägt, die Familie besteht aus sechs Per-sonen, die in der Weißenburger Straße eine Ein-Zimmerwohnung als ihr Reich be-zeichnen. Die Mutter ist zeitgemäß Hauswart und der Vater arbeitet bei der BEWAG.

Die Freizeit wird in der Freibadanlage im Südpark verbracht und die erste Schul-bank drückt Sie in der Volkschule in der Adamstraße. Nach der 9. ist dann Schluss.
Eigentlich soll die kleine Ingrid folgend das Kant-Gymnasium beehren, doch das zu zahlende Schulgeld passt nicht in das Budget der Familienkasse.

Dafür tummelt sich Ingrid zum Tauschen auf dem „schwarzen Markt“
Als auch in der „Sozialistischen Jugend der Falken“, wo Sie ihren zukünftigen Mann kennen und lieben lernt.

Die gemeinsame Reise wird spannend und führt unweigerlich in die Untiefen der Verwaltung. In grauer Vorzeit ist das Rathaus noch größenteils bevölkert von heimi-schen Spandauerinnen und Spandauern, was kurzerhand einfach nur bedeutet, dass
man natürlich „versippt und verschwägert“ ist in den heiligen Hallen des Bezirksam-tes. Da staunt man schon Aktendeckel und Verfügungen, das Ingrid 1951 einer der 16 begehrten Dienstanwärterstellen ergattert und sich gegen 400 weitere Bewerber durchsetzt. Gelobt sei, wer den Ausbildungsleiter über acht Ecken kennt – Ingrid wird das Amt gute 30 Jahre begleiten.

1956 wird dann mit Vorliebe geehelicht und die Liebe mit der Geburt der ersten Tochter Dagmar gekrönt. Das ihr Mann als Maurer das Standesamt mit eigen Hän-den mit aufgebaut hat, macht das Eheversprechen noch ein Müh schöner!

Nach Abteilungshobbbing in der Ausbildung findet Ingrid dann ihr Amtszuhause in der Amtsvormundschaft und kennt auch noch die sagenumwobenen Abende im Ratskeller.

Eine prägende und lehrreiche Zeit. Schicksale machen vor einem Dienstschluss nicht Halt, Probleme verschwinden mit Bescheiden nicht und Empathie für sein Gegenüber hat man oder nicht – Ingrid hat. Ein Wesenszug oder besser eine Tu-gend die heutztage nicht verschwunden ist, aber ab und an verlorengegangen zu sein scheint im Amtsalltag, wie Ingrid mir zu verstehen gibt.

„Am Menschen arbeiten“ nennt Sie das im positivsten Sinne. Da verwundert nicht, dass Sie 1962 Mitglied der Arbeiterwohlfahrt wird – sich die Dinge von Amt und Eh-renamt immer mehr verwaschen, weil diese schlussendlich nie wieder ganz trenn-bar werden.

Sie plant Großveranstaltungen mit der Abteilung Sozialwesen mit unvergesslichen Slogans, wie „Alt und Jung auf gleicher Welle, auf zur Spandauer Zitadelle“ oder „Alt und jung in Frack und Fummel, auf zum Südpark Sommermummel“.
Natürlich passt es ganz gut, dass Ihr Mann politisch interessiert ist und 1971 Stadt-rat für Soziales wird – das schafft Zuspruch und Bewegungsspielraum auch für die Gründung der Initiativgruppe „Spandauer Frauen in der SPD“. Ihrem Amt als Schö-fin beim Jugendgericht und als Mitglied im Jugendwohlfahrtsausschuss und der Unterstützung der Seniorenstandorte im Bezirk.

1982 scheidet Sie auf eigenen Wusch aus dem Amt aus! Sie entspannt und wuselt im heimischen Garten, bis sie 1985 Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Abteilung Südpark wird und bis heute alle drei Jahre zur Wiederwahl garnicht antreten müss-te,
weil die Menschen ihr vertrauen und sie bestätigen.

Busreisen, Klönabende, Grillen, Kuchennachmittage, Aufbau des „Treffpunktes Cafe Charly“, Einbindung von Behindertengruppen und und und ….die Aufzäh-lung wäre beliebig erweiterbar. Klingt alles verdammt einfach, menschliche Nähe, Vertrauen
und einen sicheren Ort für viele Menschen zu schaffen, ist aber eine der schwers-ten Herausforderungen – Ingrid Hill meistert sie gestern wie heute und es verschafft ihr das Schönste was man sich vorstellen kann – ein glücklich sein!

Auf die Frage, ob es Ihr Leben auch ohne Engagement geben könnte, antworte Sie, dass Sie bei dem was Sie tut Genugtuung verspürt und dafür gebührt Ihr aller-größter
Respekt.

Für Einsatz, Engagement, nah dran sein mit Ihrer Arbeit am Menschen und weit darüber hinaus, für das Tun zum Wohl der Gemeinschaft und einem Miteinander in unserem
Bezirk an dem wir uns alle orientieren sollten.

Auf das Du weiter so schlagfertig, liebenswürdig bleibst und „der Impuls zum immer weitermachen“ von dem Du mir erzählt hast niemals erlischt.

Die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 für Ingrid Hill.

Thorsten Süfke

Er würde nie jemanden zu Fuß über die Alpen schicken, dafür schreibt er Samstag Nachmittags viel zu gerne Hygienekonzepte auf seinem Balkon.
Konzepte braucht er eigentlich nicht, er hat nämlich nen Plan. Planen tur er von der Tanz WM, bis zum Spandauer Sportlerball irgendwie alles. Obwohl er mit Bällen nicht viel anfangen kann, denn er sagt, Wäre Tanzen einfach, wäre es Fußball. So ist er lediglich 1.Bespaßer im Vorstand, Halb –Spandauer, beruflich Durchgereichter und Maltretierer für seine Umwelt – als positiver Quell an Ideen, Anschieber und positiv verrückter Vereinsliebhaber und das mit Salsa, Standard und Latein.

Vorgeschlagen für die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 – Thorsten Süfke

Das auch Menschen in meinem Alter für ihr Engagement in Spandau ausgezeich-net werden, war mir bis jetzt neu und für diese Entscheidung kann man der Fin-dungskommission nur Danken. Ich würde ja gern sagen, lassen Sie uns das nächs-tes Jahr ähnlich machen, aber da werde ich wohl mit ganz anderen Menschen an einem Tisch sitzen.

Vor dem Gespräch mit Thorsten Süfke war ich in freudiger Erwartung und mit allen angemessenen Respekt vor allen älteren Preisträgern neugierig, was ich erfahre wenn Kindheit und Erwachsenwerden nicht von Kriegswirren, Verzicht und der gu-ten alten Zeit geprägt sind. Mitunter hat der Sport – Club Siemensstadt auch meine Kindheit geprägt, als Fußballer und als Ort, wo ich schwimmen gelernt habe, was mich noch neugieriger auf Thorsten Süfke macht.

Nach unserem Gespräch werde ich vor dem Sport-Club-Siemensstadt stehen und lächeln. Hätte ich mit Thorsten Süfke telefoniert hätte ich gesagt, der Mann ist 66 Jahre und hat gut 100 Jahre Vereins-und Institutionserfahrung – ich saß ihm aber auf der Terrasse des Sport-Clubs gegenüber.
Ich muss über die Formulierung in meinen Gedanken schmunzeln aber ich werde das Gefühl nicht los, den Strategie und Analytik -Professor des Spandauer Ehren-amts kennengelernt zu haben.
Rastlos, randvoller Ideen und restlos symapthisch!

Thorsten Süfke wird leider am 26.08.1976 in Charlottenburg geboren – aber trotz alledem nachträglich nochmal einen warmen Spandau-Applaus zum Ehrentag.
Er nennt die Gropiusstadt und seine Hochhausschluchten sein Zuhause und ist auch noch mit dem Drahtesel an der „Berliner Mauer“ entlanggeradelt. Seine Eltern arbeiten in einer Bank – einen Umstand der auch ihm zu Teil werden wird.

Schule ist irgendwie schnödes Beiwerk, der kleine Thorsten hat sich nicht Tod ge-macht, beteuert er. Die jungen Jahre sind für ihn eher unspektakulär, aber umso spannender für seine Erziehungsberechtigten, die er mit gemeinen Sportarten-Hobbing etwas quält. Schwimmen, Fußball, Reiten, Geräteturnen, Hockey, Basket-ball und Tanzen. Seine Oma ist dem positiven Grundgedanken dass „der Kleine“ noch ruhiger wird verhaftet, seine Mutter hat es aufgegeben – und glauben Sie mir es wird schlimmer. Thorsten hat einen unbändigen Antrieb, im positivsten Sinne, der ihn bis heute begleitet und seine engste Umgebung nicht immer in freudige Ekstase bringt.

Unwissenheit, Ungeklärtes und auch Unwichtiges machen ihn schlichtweg nervös – bis heute. Sich auf eine Sache konzentrieren – unvorstellbar. Der Anfang 20-Jährige will durchdringen, verstehen und auch inhaltlich an Schrauben drehen.
Beruflich wird er in ein Feld einsteigen, das ihm Vielfalt bietet. BGB, HGB, Finanz-buchhaltung, Abrechnung, juristische Verhältnisse – er wird in einer Bank Karriere machen und in seiner Freizeit mit Bachata, Bauchstreichler und Boogie Woogie umgehen.

Tanzen ist eine seiner Leidenschaften, auch wenn er damit nur richtig angefangen hat, weil er sonst seine Freunde nicht mehr gesehen hätte. Doch bald ist klar, dass es für die internationale Spitze nicht ganz reichen wird, Thorsten ist Realist und wird zukünftig die ehrenamtliche Vereinswelt in Spandau langfristig prägen und vor allem gestalten – nicht als Eintänzer, aber als organsisatorischer, strategischer und vor allem kreativer Kopf auf der Vorstandsebene.

Das ihm diese Auslastung nur bedingt befriedigt können sich denken, da verwun-dert es nicht das er mit 21 Jahren, das erste mal Vereinsvorstand wird. Zukünftig wird er bei allen seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten der Jüngste sein und immer Anklang mit einer authentischen geraden Art finden. Alte Recken des vorständi-schen Vereinslebens haben immer etwas in ihm gesehen und Weisheiten weitge-geben. „Positioniere dich klar, damit die Leute wissen woran Sie sind!“ Heute trägt er diese Werte, die damit verbundene Motivation und die unkonventionelle, etwas tak-tisch strategische angehauchte, Art selber weiter – nicht mehr als Lernender, son-dern als Vorbild.

Private Fragen umschifft er sympathisch gekonnt. Er reist gerne mit Freunden, schafft es auch mal ne Stunde semihalbstill auf seinem Balkon zu sitzen, wohnt in Neukölln und fühlt sich schon als Halbspandauer.
Thorsten Süfke gibt mir Sätze wie: „Der Sport ist meine Familie!“ oder „Wäre tanzen einfach, wäre es Fußball“!

Antrieb und Ehrgeiz spiegelt eine Anekdote aus dem Jahr 2018 wieder, in dem Süffke ein Jugendtanzpaar des SCS betreut. Im März feiert dieses die Deutsche Meisterschaft und kriegt danach bei Turnieren sprichwörtlich nichts mehr aufs Tanzparkett. Nicht die beste Vorbereitung für die Jugend-Tanz WM Riga im Dezem-ber.
Empathie, harte Arbeit und psychologische Unterstützung lösen aus, als er das sagt leuchten seine Augen, das das Paar das Turnier seines Lebens tanzte und den 2.Platz feiert wie den Ersten. „Das hat mich gefreut“, sagt er fast unspektakulär, aber genau das spiegelt Ihn wieder. Er steht meist in der ersten Reihe, auch wenn das garnicht sein Naturell ist, aber dieser Sieg war auch seiner.
Motivator, kreativer Kopf , Überzeugungstäter, um für und mit den Menschen Dinge anzupacken und etwas zu bewegen.

Immer dabei der Sport-Club-Siemensstadt. 1992 tanzt Thorsten schon ehrenamtlich durch den OTK-Schwarz-Weiß 1922, der übrigens nächstes Jahr stolze 100 Jahre alt wird. 2004 fusioniert der Klub mit dem Sport Club Siemensstadt, wo er Kassen-wart, Beisitzer, Jugendwart und Abteilungsleiter war.

2012 wird er Vorsitzender für Freizeit-, Breiten- und Leistungssport im Vorstand des Vereins und macht sich mit Veranstaltungen,wie SCS Meisterehrungen, dem Spandauer Sportlerball und der international anerkannten und größten deutschen Tanz Großveranstaltung „Das Blaue Band an der Spree“ von sich und Siemensstadt reden. Folglich wird er 2015 Präsident des Landes-Tanz-Verband und ist Team Cap-tain Deustchland bei den Jazz- und Modern Dance Weltmeristerschaften, wo er be-treut sowie welch Wunder Verantwortung überrnimmt, der Taussendsassa des Eh-remats. Doch wie sagt man so schön, Titel sind Schall und Rauch.
Thorsten will bewegen, antreiben und gestalten.

Wie beim moderieren des „Spandauer Sportlerballs“ ist er ein wenig das Gesicht des Vereins, auch wenn ihm schnell aufgefallen ist, das er nicht der Witzige ist, sondern eher der sympathisch Seriöse, auch wenn er sich als Vorstand als 1. Bespaßer empfindet und seine Vorzimmerdame ironisch sarkastisch von Krankheit spricht, wenn mal an einem Tag keine E-Mail ins Postfach flattert.

Als ich ihn frage, ob er auch mal zurückschaut oder die Fahrt grundsätzlich nur im hohen Tempo nach vorne geht, sagt er „Zukunft braucht Herkunft“, fast literarisch, um mir dann wieder eine Schmunzelanekdote zu präsentieren. Tanzveranstaltun-gen werden filmisch archiviert und mit Archivaren muss man sich immer gut stellen, sonst können Sie dich aus der Geschichte tilgen.

Aus Spandaus Geschichte bist du nicht mehr wegzudenken.

Für einen der Spandau internationalen Glanz verschafft, der unseren Ruf in Sa-chen Sport untrennbar mit dem SC-Siemensstadt verknüpft hat und für seine Über-zeugungen und Ideen täglich eintritt, diese verteidigt, präsentiert und noch viel wichtiger umsetzt – Meinung und klare Haltung verdienen Respekt und höchste Anerkennung – Tugenden die es nicht mehr oft gibt.

Auf das deine Freunde weiter erfolgreich sind, dich auch mal sprichwörtlich runter-zubringen, das die Gabe auf Knopfdruck in den Entspannungsmodus zu gelangen erhalten bleibt und das die diesjährige WM in Polen erfolgreich wird – obwohl was erzähle ich du bist ja dabei, also wird sie erfolgreich.

Die goldene Spandauer Ehrennadel 2021 für Thorsten Süfke.