Im Vorfeld des Gedenktages für die Opfer der Novemberprogrome 1938 befreite der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Spandau heute die Hinweistafel „Sternbergpromenade“ am Lindenufer von zahlreichen Stickern.
Christian Heck, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Spandau, sowie sein Büroteam beseitigten am Mittag Dutzende Aufkleber, die das Schild am Lindenufer überdeckten. Es weist auf die würdigende Namensgebung für eine der sehr eng mit Spandau verbundenen Familien hin. Das Teilstück des Lindenufers unweit vom Rathaus ist der jüdischen Kaufmannsfamilie Sternberg gewidmet, die mehrere Jahrhunderte als Förderer der Stadt und ihrer Einwohner engagiert waren.
Das Textilgeschäft „M. K. Sternberg“ an der Breiten Straße galt seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Anziehungspunkt am Markt. Mitglieder der angesehenen Familie bekleideten kommunale Ehrenämter, Leitungsfunktionen in der jüdischen Gemeinde und waren in der sozialen Fürsorge aktiv, heißt es auf einer Erinnerungstafel am Schiffsanleger. Nach dem Progrom vom 9. zum 10. November 1938, an das in Kürze am Mahnmal der Synagoge erinnert wird, wurde ein Teil der Familie zur Auswanderung gezwungen; hier verbliebene Angehörige wurden in der Shoah ermordet. Trotzdem blieb die Familie im Exil ihrer Heimat verbunden und kehrte 1950 nach Spandau zurück.
Während der rund einstündigen Putzaktion zollten Passanten oft Respekt. Vorsteher Christian Heck nutzte die Gespräche zur Aufklärung und bat die Spandauer, selbst durch Gespräche und Hinweise für ein generell sauberes Straßenbild sowie eine würdige Erinnnerungskultur zu sorgen. „Wir können das in der NS-Zeit geschehene Unrecht nicht ungeschehen machen, aber heute den würdigen Rahmen für das Erinnern gestalten. Wir sind für unser Handeln im Jetzt verantwortlich“, sagt Christian Heck.