Leicht erklärt, doch weitaus umfangreicher sind ihre Aufgaben, denn jetzt holt Dr. Begoña Petuya-Ituarte etwas weiter aus: „Ich bin für die Koordination und Vernetzung, der an der psychiatrischen Versorgung beteiligten Personen, Behörden, Institutionen und freien Trägern/ Vereine bei der Wahrnehmung des Sicherstellungsauftrages für eine gemeindenahe und bedarfsgerechte psychiatrische Versorgung im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg verantwortlich.“ Darüber hinaus steht die 66-Jährige für fachliche Beratung, Erarbeitung von Handlungsempfehlungen und Stellungnahmen für politische und fachliche Gremien zur Verfügung.
„Grundsätzlich haben wir die wechselnden Lagen im Bezirk im Auge. Wir müssen immer schauen, was wir haben, welchen Bedarf wir abdecken müssen, und mit wem wir zusammenarbeiten können. Das ist Gremienarbeit. Auf Grundlage der Daten im Bezirk, die wir unter anderen aus den Bedarfen der Angebote durch die freien Träger, wie zum Beispiel therapeutischen Wohngemeinschaften oder Beratungsstellen analysieren wir, welche Leistungen im Bezirk benötigt werden und welche möglich sind.“
Etwa 4.000 Menschen wurden jährlich beim sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes begutachtet, schätzt die Psychiatriekoordinatorin, nach Auskunft des Sozialpsychiatrischen Dienst des Bezirkes., Etwa 400 Menschen davon werden jährlich im Rahmen des Steuerungsgremiums mit einer Leistung zur Teilhabe versorgt. Allein im Bereich Psychiatrie unterstützt das Amt für Soziales etwa 2.500 Betroffene mit Eingliederungshilfen.
Dr. Petuya-Ituarte schildert weiter, “Das ist nur ein Ausschnitt. Unzählige Menschen mit einer psychischen Erkrankung, treten nicht in Erscheinung und werden auch nicht erfasst, weil sie ein ganz normales Leben führen. Sie arbeiten, haben Wohnungen und sind in allem unauffällig.”
Nicht erst mit der Pandemie habe sich die Gesellschaft dahingehend verändert, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen steige. „Wir werden immer mehr Menschen, der Platz wird weniger, neue Krisen entwickeln sich und die Ängste wachsen – all das beeinflusst die seelische Gesundheit mehr und mehr. Gerade die Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft ohnehin nicht die besten Chancen haben, rutschen leicht in eine Abwärtsspirale.”