Charlottenburg-Nord: Neue Mobilität im Wohngebiet

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung

Das Verkehrsberuhigungskonzept für den Stadtteil liegt vor

Am 29. Februar 2024 präsentierte Anne-Susan Freimuth vom Verkehrsplanungsbüro Ramboll die Ergebnisse des Konzepts zur Verkehrsberuhigung für den Charlottenburger Norden öffentlich in der Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule. Eingeladen hatten das Straßen- und Grünflächenamt und die Stadtplanung von Charlottenburg-Wilmersdorf sowie die Gebietsbeauftragte Nadine Fehlert, die den Abend moderierte. Das Thema Verkehr beschäftigt viele im Quartier, und so kamen trotz des BVG-Streiks ca. 50 Interessierte in die Aula.

Die Studie wurde im Jahr 2023 im Rahmen des Förderprogramms Nachhaltige Erneuerung erstellt und ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen, modernen und sicheren Mobilität. Im Rahmen des Konzepts wurden verschiedene Szenarien aufgezeigt, um die Wohn- und Aufenthaltsqualität im Quartier zu verbessern, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und neue Wege der Fortbewegung zu erleichtern. Anne-Susan Freimuth stellte dar, wie man den motorisierten Verkehr in Städten durch verträgliche Abwicklung, Verlagerung und Vermeidung beruhigen kann.

Anne-Susan Freimuth (Ramboll Gruppe)

Anne-Susan Freimuth bei ihrem Vortrag am 29.2.

Die Verkehrsexpertin möchte ihre Studie auch als „Mobilitätsplan für Charlottenburg-Nord“ verstanden wissen. Bewusst wurden alle Verkehrsarten (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV, privater und Wirtschaftsverkehr) untersucht, um zu ermitteln, wo und durch welche geeignete Maßnahmen langfristige Verbesserungen für die im Stadtteil lebenden Menschen möglich sind. Schließlich steht auch hier der Abschied von der autogerechten Stadt auf der Agenda. Doch im Moment beschäftigt die Menschen der tagtägliche Konflikt auf Straßen und Wegen zwischen den Verkehrsteilnehmern. Die Anwohner-Initiative “AG Verkehr” weist seit Jahren auf lokale Konflikte hin. Daher war diese von Anfang an in das Projekt eingebunden und beteiligte sich aktiv am Workshop anlässlich des Tages der Städtebauförderung 2023. Weiterhin ergaben sich wichtige Ansätze aus dem ebenfalls geförderten „Wege- und Freiflächenkonzept“, die in der Studie vertiefend geprüft wurden.

Diskussion zum Verkehrskonzept mit Tyco Cote (Tiefbauamt), Renate Bartsch (Stadtplanung CW), Anne-Susan Freimuth (Ramboll) und Nadine Fehlert (JMP) v.l.n.r.

Diskussion zum Verkehrskonzept mit Tyco Cote (Tiefbauamt), Renate Bartsch (Stadtplanung CW), Anne-Susan Freimuth (Ramboll) und Nadine Fehlert (JMP) v.l.n.r.

Die nun vorliegende Seiten umfassende Studie (Download folgt Anfang April) zeigt Stärken und Schwächen aus verkehrlicher Sicht für die Jungfernheide- und die Paul-Hertz-Siedlung. Das Konzept enthält Empfehlungen für einen sicheren und attraktiven Fuß- und Radverkehr in den Wohngebieten sowie Vorschläge, den ÖPNV und neue Formen der Mobilität zu verbessern und zu stärken.
Dennoch habe das Konzept eine langfristige Umsetzungsperspektive, da viele Maßnahmen mit unterschiedlichen Stellen der Bezirks- und Senatsverwaltungen zu besprechen seien und nicht in Eigenregie des Tiefbauamtes umgesetzt werden könnten, betonte dessen Leiter Tyco Coté. Vorrang haben bauliche Maßnahmen, die der Schulwegsicherheit dienen und Verbesserungen für mobilitätseingeschränkte Personen zur Folge haben. Die Finanzierung für die Planung von drei weiteren Querungshilfen soll über das Programm „Nachhaltige Erneuerung“ gesichert werden. Renate Bartsch als Verantwortliche für das Förderprogramm ergänzte: “Angesichts der derzeit laufenden Wohn- und Schulbauprojekte rund um den Halemweg und auch am Heckerdamm sind Maßnahmen für sichere Fußwege dringend erforderlich.”

Engagierte Nachbarin Lale Issa

Engagierte Anwohnerin Lale Issa

Zum Bedauern der Anwohnerschaft rückt dagegen eine Lösung, den Schwerlast-Verkehr am Heckerdamm mit baulichen Eingriffen (mittelfristig) zu verlagern, weiter in die Ferne. Grund sind die unterschiedlichen Zuständigkeiten für die Berliner Straßen entsprechend ihrer Kategorisierung. Damit sind die Handlungsoptionen der Bezirke für Straßen mit übergeordneter Bedeutung – wie dem Heckerdamm – begrenzt, was für die Bevölkerung nicht immer nachvollziehbar sei, so der Wahlkreisabgeordnete Stefan Häntsch (MdA).
Ein weiteres wichtiges Diskussionsthema war die Autobahn A111, die das Fördergebiet in Nord-Süd-Richtung durchschneidet und zusammen mit der Robert-Wissell-Brücke und dem Charlottenburger Kreuz in den nächsten Jahren umfassend saniert bzw. neu gebaut wird. Der zu erwartende Umgehungsverkehr erzeugt schon jetzt bei vielen Anwohnenden Sorgenfalten auf der Stirn. Um so mehr hofft die „AG Verkehr” auf das versprochene Tempo-Display vor der Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule, wo mit einem höheren Verkehrsaufkommen zu rechnen ist.

Nadine Fehlert versprach zum Abschluss den Dialog um Verkehrsthemen fortzusetzen und bedankte sich beim Publikum für die konstruktive Diskussionskultur, für Hinweise und Anmerkungen. Ihr Dank galt insbesondere den engagierten Ehrenamtlichen, die sich seit langem trotz der vielen Widrigkeiten für die Verkehrsberuhigung und damit auch für eine verbesserte Aufenthaltsqualität einsetzten. Dies sei für die Arbeit im Fördergebiet eine große Bereicherung.

  • Präsentation zum fertigen Verkehrsberuhigungskonzept Charlottenburger Norden

    Präsentation vom 29. Februar 2024

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