SW02: Spaziergang durch Pichelswerder und die Tiefwerder Wiesen

Kolonie Klein-Venedig

Revier Gatow

Wanderkarte

Pichelswerder – einst eine Insel zwischen Havel und Stößensee. Heute ist Pichelswerder eine Halbinsel, die durch den Bau der Heerstraße von 1903 bis 1911 mit dem “Festland” verbunden wurde. Vor dieser Zeit konnte die Insel Pichelswerder nur mit Fähren oder über die 1882 gebaute Pontonbrücke über den Stößensee erreicht werden.

Das heutige Landschaftsschutzgebiet ist eine ideale Ergänzung zum Waldspaziergang zum Rupenhorn oder auch ein wohltuender Ort für einen Spaziergang durch eine abwechslungsreiche Landschaft.

Über die Stößenseebrücke wird Pichelswerder betreten. (Südlich der Heerstraße dürfen die Hunde übrigens ohne Leine laufen.) Direkt hinter der südlichen (linken) Brückeneinfassung führt ein schmaler Pfad hinunter an den Hang des künstlich angelegten Dammes.

Als die Heerstraße quer über Pichelswerder gebaut wurde, musste eine Lösung für die Überbrückung des Stößensees gefunden werden. Als geeignete Lösung wurde eine Sandvorspülung gewählt. Dafür wurden über 1 Million Kubikmeter Erde mit Wasser vermischt und eine künstliche Landzunge quer durch den Stößensee durch Druckleitungen aufgespült. Damit das Befahren mit Booten noch möglich sein konnte, wurde der Stößensee nicht komplett geteilt. Durch die Überbrückung wurde gewährleistet, dass der nördliche Teil des Sees und die angrenzenden Flussarme weiter durchflutet und befahrbar blieben.

Parallel zur weiter oben verlaufenden Heerstraße läuft man auf dem schmalen Weg am Hang in westliche Richtung, bis man über eine Steigung einen Parkplatz erreicht. Direkt am Beginn der Steigung befindet sich ein Hinweisschild auf das Café “Zanzibar”. Dieses neu eröffnete afrikanische Restaurant ist ein idealer Ort, um nach dem Spaziergang auf der beschirmten Sonnenterrasse – direkt am Wasser – bei interessanten Speisen, Getränken (z.B. ausgefallene Biervariationen) und Musik sich kulinarisch durch Afrika führen zu lassen (tägl. 10.00-22.00 Uhr).

Zuerst jedoch wird gelaufen!
Deshalb geht es über den Parkplatz in südliche Richtung (links) bis an dessen Ende. Dort geht man schräg links zwischen den Holzpollern hindurch auf den Weg entlang des Zaunes hinunter auf den Siemenswerderweg. Direkt an der gepflasterten Straße befindet sich auch der Sondenplatz A der Berliner GASAG. Dieser Sondenplatz ist ein kleines Indiz auf den bedeutenden Ort, an dem man sich dort befindet.

Man steht dort mitten auf Berlins Erdgasspeicher.
Der Berliner Erdgasspeicher wurde zu Zeiten des kalten Krieges geplant, um sicherzustellen, dass das damalige West-Berlin temporär unabhängig von den Gaslieferungen anderer Länder sein konnte. Noch heute spielt dieser Gasspeicher eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Berliner Bevölkerung. Seit 1992 wird in den Sommermonaten Gas eingespeichert, das in den Wintermonaten bei Bedarf genutzt werden kann.

Wie geschieht eigentlich das Einlagern?
In 800 Metern Tiefe befinden sich so genannte Detfurth-Sandsteinschichten, die als Porenspeicher genutzt werden. Das heißt, dass durch Bohrleitungen das Gas in die porösen Gesteinsschichten gedrückt wird und dort gelagert werden kann. Insgesamt können 1,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas sicher eingelagert werden. Dafür ist eine Fläche nötig, die westlich des Olympiastadions beginnt und nach Süden bis weit in den nördlichen Grunewald reicht. 2008 waren z.B. 680 Millionen Kubikmeter Erdgas eingelagert, was ca. 3.214 Millionen Kilowattstunden entspricht. Zwischen den Sandsteinschichten und der Oberfläche befinden sich massive Schichten aus Ton, Kalk und Salz. Diese verhindern das Ausgasen an die Oberfläche.
Bundesweit gibt es übrigens 46 unterirdische Gasspeicher, in denen bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Gas gespeichert werden können. Der Berliner Speicher ist einer der größten Deutschlands.

Der Spaziergang geht weiter über die lange Treppe hinauf auf die Anhöhe. Auf dem Waldweg entlang der Böschung hat man immer wieder schöne Ausblicke durch die Bäume auf den Stößensee. Unterhalb des Hanges sieht man am Siemenswerderweg die zahlreichen Segel-, Yacht- und Rudervereine. Nach einiger Zeit kommt man an die erste Treppe, die wieder hinunter ans Ufer des Stößensees führt. Wer möchte, kann bereits dort nach unten gehen und vielleicht eine der zahlreichen schönen Badebuchten für ein erfrischendes Bad nutzen oder weiter oberhalb bis zu einer der beiden folgenden Treppen gehen. Auf dem Uferweg läuft man weiter, bis man das Pichelsdorfer Gmünd erreicht. Dort geht man hinein in die Sackgasse bis vor auf die Spitze der Pichelswerder Halbinsel. Steht man am Leuchtfeuer des Pichelsdorfer Gmünds, hat man einen wunderbaren Ausblick weit hinunter über die Havel bis nach Gatow. Wer Glück hat, kann beobachten, wie sich z.B. ein großer Schubverband oder ein großes Passagierschiff in das knapp 50 Meter breite Gmünd einfädelt. Wer sich satt gesehen hat, aber trotzdem noch einen knurrenden Magen hat, folgt den Schiffen nach Norden, bis man am südlichen Ufer des Pichelssees Dirk’s Werft-Casino erreicht. Hier gibt es die Möglichkeit, ab 10.00 Uhr eine Stärkung zu sich zu nehmen. In dem kleinen Gastgarten kann man den Booten und Schiffen zusehen, die dort vor Anker liegen oder vorbei fahren.

Der weitere Weg führt weg vom Wasser – vorbei an einer Schranke – auf eine Straße, über die man hinauf bis zur nächsten Kreuzung geht. Dort biegt man nach Westen (links) ab und läuft auf einen Zaun zu. Dem Weg rechts neben dem Zaun wird nach oben gefolgt. Dieser Weg führt den Spaziergänger zurück zur Heerstraße, die mit der nötigen Sorgfalt überquert wird. Auf der anderen Straßenseite geht es weiter in nördliche Richtung (geradeaus) über den kleinen Parkplatz und biegt hinter der Schranke nach Westen (links) ab. An der nächsten Möglichkeit geht man links hinunter über eine Holzbrücke und anschließend weiter auf einem schmalen Pfad bis zum Ufer der kanalisierten Havel. Nach dem Passieren der Holzbrücke hat man die Tiefwerder Wiesen betreten.

Die Tiefwerder Wiesen sind von zahlreichen Havelaltarmen durchzogen und dienten früher als Überschwemmungsgebiete. Einst waren sie Berlins größtes Hecht-Laichgebiet. Durch die künstliche Absenkung des Havelwasserspiegels (z.B. Reduzierung der Zuflüsse) kommt es nur noch sehr selten zur Überschwemmung dieses Gebietes und damit können Hechte diese Wiesen kaum noch als Laichplätze nutzen. Hinzu kommt, dass dadurch auch eine ökologisch wertvolle Auenlandschaft verloren geht. Auenlandschaften werden geprägt durch ständig wechselndes Hoch- und Niedrigwasser. Das über 66 ha große Areal ist seit 1960 Landschaftsschutzgebiet. Um dieses Gebiet zu erhalten sind künstliche Bewässerungen aus der Havel und Fischtreppen im Gespräch.

Am Havelufer geht es weiter nach Norden (rechts) bis rechter Hand eine Holzsteganlage quer durch das Feuchtgebiet führt. Beim Überqueren dieses Steges kann man in der Ferne sehr gut die eckige Silhouette des Glockenturms am Olympiastadion sehen. Nach dem Überqueren der Feuchtwiese geht es weiter auf dem festen Weg entlang des “Hauptgrabens”. Linker Hand sieht man die Kleingartenanlagen Murellental und Tiefwerder Wiesen. Auf Grund der zahlreichen Wasserarme wird das Gebiet auch Klein-Venedig von Spandau genannt.

Man folgt dem nach Süden gebogenen Weg, bis er in einer Spitzkehre nach Westen (rechts) abbiegt. Dem Weg wird gefolgt und nach wenigen Metern knickt der Weg wieder nach Süden (links) ab und man steht erneut vor einem Holzweg. Auch hier ist man richtig, wenn man auf dem Holzweg ist! Er führt durch eine schöne Röhrichlandschaft und endet am Fuße einer Treppe, über die man nach oben wieder zurück in den Wald kommt. Oben angekommen geht es nach Osten (links) auf dem Waldweg bis zum Parkplatz am Brandensteinweg. Von dort folgt man der kleinen Zubringerstraße nach Südwesten (rechts) zurück bis zur Heerstraße. An der Kreuzung ist der Spaziergang beendet und man hat nun die Möglichkeit, den Abschluss entweder in der gegenüberliegenden deftigen Waldschänke zu finden oder diese Exkursion mit einer weiteren “Exkursion der kulinarischen Art” im kleinen afrikanischen Restaurant “Zanzibar” abzurunden.