Wenn Olga Osorio Lopez mit einem breiten Lächeln den Raum betritt, geht die Sonne auf. „Sich wohlzufühlen“ ist bei der Tänzerin und Pilates-Trainerin aus Venezuela Lebensmotto.
Ihr „Wie fühlt ihr euch?“ zur Begrüßung ist ernst gemeint. Die VHS-Teilnehmenden zählen auf, wo es zwackt: die Hüfte, der untere oder obere Rücken.
Zu ruhigen Jazz- und Klassikklängen lockert und dehnt Osorio Lopez, nach und nach baut sie Balance- und Stärkungsübungen im Mikrobereich ein. Mit dem Rücken längs auf der Rolle liegen, mit Mini-Hanteln die Arme heben, und dabei nicht die Balance verlieren. Anstrengender als erwartet.
„Dieser Mix aus Dehnung, Stärkung und Balance regt enorm die Tiefenmuskulatur an“, so Osorio Lopez, „das rückt den Körper wieder gerade.“ Folge: Die Organe sitzen richtig, die Muskeln werden trainiert, aber auch geschmeidiger, die Figur strafft sich.
Auch mit Lauten arbeitet die Trainerin: Ein Seufzen öffnet den Brustraum und entspannt, ein Summen lockert die Nackenmuskulatur.
Wiederholt hakt Osorio Lopez nach: „Was spürt ihr? Was wird gerade angespannt?“ „Als Tänzerin habe ich gelernt, den Körper nicht nur als Instrument für meine Bewegungen zu sehen, sondern bewusst im Körper zu sein. Wer spürt, dass er krumm sitzt, nimmt automatisch eine bessere Haltung ein.“
Ein Hinarbeiten auf Stärke und Geschmeidigkeit und ein Rausgehen mit einer guten Körperwahrnehmung – das ist nach ihrer langjährigen Erfahrung an der VHS keine Frage des Alters. Sie hat schon 80-Jährige erlebt, die zum Ende des Kurses wieder ihre Zehen berührten.
Das Erfolgsrezept der Trainerin wirkt. Die Altersgruppen sind durchmischt, ihre Kurse gut belegt. Ihre Ernte am Ende der Stunde: durchweg entspanntes Lächeln.
(Text: Patricia Caspari, Kulturjournalistin und Kursleiterin, 2024)