Sprachen sind schon immer meine größte Leidenschaft gewesen. Es ist faszinierend, wie verschiedene Sprachen funktionieren und wie derselbe Gedanke unterschiedlich ausgedrückt werden kann. Ich bin in Belarus aufgewachsen und habe lange in Finnland gelebt. In beiden Ländern gibt es jeweils zwei Amtssprachen: Russisch und Belarusisch bzw. Finnisch und Finnlandschwedisch. Belarus war und bleibt im Grenzgebiet zwischen größeren politischen Akteuren; ein Land, in dem einmal Jiddisch gedieh und wo die Plansprache Esperanto entstand. Hier hatte ich auch meine erste Berührung mit der Sprache der hiesigen Roma. Mit der kyrillischen Schrift aufgewachsen, haben mich andere Schriftsysteme begeistert.
Schon in der Schulzeit habe ich mir die hebräische Schrift angeeignet und mich an das Japanische herangetastet. Später kamen die griechische, die arabische, die aramäische und die äthiopische Schrift dazu.
Am spannendsten finde ich an Sprachen das Soziale, etwa den Sprachkontakt, ihren gegenseitigen Einfluss, oder warum und wie manche Sprachen marginalisiert werden und schließlich vom Aussterben bedroht sind.
Warum lohnt es sich, „kleinere“ Sprachen kennenzulernen? Weil es uns die Vielfältigkeit unserer Umgebung vor Augen führt. Weil es das zwischen den Zeilen Verborgene sichtbar macht. Weil viele solcher Sprachen archaische Merkmale haben, die viel auch über die Geschichte unserer eigenen Sprachen erzählen können. Weil jede dieser Sprachen eine Welt für sich ist.
Zu den Sprachen, die ich anbiete, habe ich entweder einen persönlichen oder beruflichen Bezug, und es ist mir daran gelegen, mein Wissen über diese kleinen Welten mit anderen zu teilen und sie für diese Zwischentöne zu sensibilisieren.
Ich habe Geschichte und Soziologie studiert und an der Freien Universität in Berlin zwei Masterabschlüsse erworben, nämlich in Osteuropastudien und Semitistik. Nach dem Studium habe ich mich für die Selbstständigkeit entschieden und unterrichte seitdem freiberuflich Fremdsprachen, überwiegend Finnisch und Hebräisch. Als Sachbuchautor setze ich mich weiterhin wissenschaftlich mit semitistischen Themen auseinander. In absehbarer Zukunft mag es zu einem Forschungsprojekt in Form einer Promotion kommen.
Vor, während und nach dem Studium gab und gibt es natürlich immer Zeit auch für andere Sprachabenteuer. Manchmal gibt es kaum etwas Spannenderes, als im Rechtschreibdschungel des Irisch-Gälischen umherzuirren, alte spanische Texte in hebräischen Buchstaben oder Arabisch in äthiopischen Buchstaben zu entziffern – oder einfach nur in einer finnischen Zeitung nach Schreibfehlern zu suchen. 😊 Am spannendsten finde ich aber die Möglichkeit, meine Leidenschaft für Sprachen an Gleichgesinnte und Interessierte weitergeben zu können. Eines ist dabei klar: Meine Fertigkeiten hätten sich kaum entfalten können und ich wäre heute nicht hier ohne die Unterstützung meiner Freunde und meiner länderübergreifenden Familie.