Lächelnde Augen, ein Schmunzeln im Gesicht, unaufgeregt. Christian Binner ist ein Mensch im Gleichgewicht.
„Sich aus eigener Muskelkraft fortzubewegen, heißt, bei sich selbst anzukommen“, sagt der 58-Jährige, der selbst drei- bis fünfmal pro Woche trainiert. Schon mit sieben startet er im Leistungskader Schwimmen. Wegen einer Skoliose wird er nicht Profi, aber im Leistungssport bestreitet er auch heute noch Wettkämpfe.
Binner am Beckenrand: Das ist keiner, der schreien muss. Er nimmt die Gruppe für sich ein, spornt an und korrigiert individuell. Statt um Leistung oder Wettkampf geht es in seinem Kurs „Fit durch Schwimmen“ darum, das Niveau aller zu heben. Durch Trockenübungen, durch genaues Beobachten und individuelles Anleiten im Wasser.
Seit 2016 unterrichtet er an der VHS Schwimmtechnik – zusätzlich zu seinem Training und seinem Beruf als Requisiteur an einem Theater. Sinnstiftend sei das. Beim Thema Schwimmtechnik ist Binner in seinem Element. „Wer beim Brustschwimmen den Kopf über Wasser hält und kaum grätscht, bekommt Rückenschmerzen.“ Erst die richtige Technik helfe, das gesunde Potenzial der Sportart voll zu nutzen.
Das Interesse daran ist so groß, dass er auch einen Wochenendintensivkurs zur Schwimmtechnik gibt. Am ersten Tag bleibt es da trocken: Fragen der Teilnehmenden, wie zur richtigen Handhaltung beim Kraulen, behandelt Binner ausführlich im Seminarraum. Am zweiten Tag wird die Theorie im Wasser erprobt.
Binners Ziel: das Wassergefühl. Das stellt sich ein, wenn man so weit in der Technik ist, dass die eigenen Bewegungen komplett auf das Element Wasser abgestimmt sind, der Flow setzt ein – und damit ist man so im Gleichgewicht, dass es – so Binner – ein Glück ist.
(Text: Patricia Caspari, Kulturjournalistin und Kursleiterin, 2024)