Gebäudehöhen 2023

Karten­beschreibung

Die Höhenerstreckung der Berliner Gebäude hängt eng mit der Baugeschichte der Stadt, einschließlich der Wiederaufbaumaßnahmen nach dem II. Weltkrieg, zusammen. Der Begleittext zu den Umweltatlas-Karten „Stadtstruktur (06.07) und „Stadtstruktur – Flächentypen differenziert (06.08) beschreibt sehr ausführlich die Siedlungsentwicklung der Stadt, die aufgrund der vor allem nach der Reichsgründung 1871 rasant zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Bedeutung Berlins ebenso rasant in einzelnen Bauepochen vonstattenging.

Eine weitere detailreiche Darstellung der Berliner Baugeschichte bietet die Veröffentlichung „Berliner Pläne 1862-1994“ (SenStadt 2002).

Zunächst nur innerhalb der seit 1877 bestehenden Ringbahn, später auch deutlich darüber hinaus und gebietsweise bis zur heutigen Zeit beherrscht die typische Berliner Blockbebauung den Mietshaus-Wohnungsbau. Seit 1853 regelte die ‚Baupolizeiordnung‘ für Berlin u.a. die Höhe der Gebäude. Sie setzte die im Prinzip auch heute noch geltende Berliner Traufhöhe von 22 m fest (in der Karte wird dagegen die berechnete Höhe des Gebäude-Dachfirstes dargestellt). Zusammen mit dem Kellergeschoss lassen sich so in der Regel sechs bis sieben Geschosse in einem Gebäude unterbringen.

Diese Bestimmung und die Tatsache, dass auch der Wiederaufbau nach dem II. Weltkrieg im Bestand weitgehend die bisherigen Grundriss- und Höhenstrukturen wiederaufnahm, führten dazu, dass große Teile der Berliner Innenstadt, auch heute noch ein relativ einheitliches Bild der Dachlandschaft bieten.

Rund 3.400 ha und damit etwa 10 % der Wohngebiets-Flächentypen des Informationssystems Stadt und Umwelt (ISU) gehören zu den von der Traufhöhenbeschränkung direkt betroffenen innerstädtischen Altbauquartieren (vgl. Karte 06.08 „Stadtstruktur – Flächentypen differenziert“ sowie Abbildung 4 und Tabelle 1).

Abb. 4: oben: Verteilung der Flächentypen der Block- und Blockrandbebauung (Typen 1, 2, 3, 7) in Berlin (grüner Kreis: Lage des Fotoausschnittes); unten: Blick aus Norden zum Fernsehturm / Alexanderplatz entlang der Schönhauser Allee (Bildmitte rechts: Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion)

Abb. 4: oben: Verteilung der Flächentypen der Block- und Blockrandbebauung (Typen 1, 2, 3, 7) in Berlin (grüner Kreis: Lage des Fotoausschnittes); unten: Blick aus Norden zum Fernsehturm / Alexanderplatz entlang der Schönhauser Allee (Bildmitte rechts: Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion)

Sowohl von ihrer räumlichen Lage als auch von ihrer Entstehungszeit her stehen diesen Altbauquartieren die Typen der Einfamilienhaussiedlungen sowie der Reihen- und Doppelhäuser gegenüber. Ganz überwiegend am Stadtrand gelegen, bilden sie mit einer Fläche von etwa 11.500 ha rund 45 % der Block(teil)flächen mit Flächentypen der Wohnbebauung ab. Hier prägen Gebäude mit Firsthöhen bis etwa 12 m das Siedlungsbild (vgl. Abbildung 5 und Tabelle 1).

Abb. 5: oben: Verteilung der Flächentypen 22 „Reihen- und Doppelhäuser“ sowie 23 “Freistehende Einfamilienhäuser mit Gärten“ in Berlin (roter Kreis: Lage des Luftbildausschnittes); unten: Luftbildausschnitt am südlichen Stadtrand (Ortsteil Lichtenrade)

Abb. 5: oben: Verteilung der Flächentypen 22 „Reihen- und Doppelhäuser“ sowie 23 “Freistehende Einfamilienhäuser mit Gärten“ in Berlin (roter Kreis: Lage des Luftbildausschnittes); unten: Luftbildausschnitt am südlichen Stadtrand (Ortsteil Lichtenrade)

Im Wohnungsbau die höchsten Einzelgebäude weist der Flächentyp 9 „Großsiedlung und Punkthochhäuser (1960er – 1990er), 4 – 11-geschossig und mehr“ auf. Aufgrund des großen Anteils auch kleinerer (Neben)-Gebäude macht sich dieser Effekt bei einer Aggregation auf die Ebene der Block(teil)flächen der Flächentypen im Mittelwert jedoch nicht bemerkbar (vgl. Tabelle 1).

Obwohl Berlin im Vergleich zu anderen Metropolen eine nur geringe Anzahl exponierter Hochhäuser aufweist (vgl. Abbildung 6), besitzt die Stadt mit dem Fernsehturm am Alexanderplatz jedoch das höchste Bauwerk Deutschlands (Gesamthöhe 368 m, ausgewiesene Schafthöhe laut LoD2: 253 m).

Abb. 6: Lage der fertiggetellten Gebäude und Bauwerke mit einer Mindesthöhe von 100 m in Berlin, maßstabsbedingt nur als Schwerpunktdarstellung (Stand: 07.04.2022)

Höhen über 100 m weisen zum Beispiel folgende Gebäude bzw. Bauwerkskomplexe auf:
  • Heizkraftwerk Reuter West (vgl. Abbildung 7),
  • Bahn-Tower und Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz
  • Potsdamer Platz
  • Ku’damm-Karree-Hochhaus
  • Treptower Towers
  • Zoo-Fenster und Upper-West in der City-West (vgl. Abbildung 8)
  • Park Inn Hotel
sowie die beiden Türme
  • Fernsehturm Alexanderplatz und
  • Fernmeldeturm Schäferberg.

Abb. 7: Heizkraftwerk Reuter West, Sicht aus Süd-Ost, Aufnahme von 2005

Abb. 8: Hochhäuser „Upper-West“ und „Zoofenster“ am Breitscheidplatz, 2022

Eine Zuordnung der mittleren Gebäudehöhen und weiteren statistischen Parametern auf der Ebene der block(teil)flächen-bezogenen Flächentypen des Informationssystems Stadt und Umwelt (ISU) zeigt Tabelle 1. Es fällt auf, dass selbst Typen erwartbar großer Gebäudehöhen (z.B. Flächentyp 9, „Großsiedlung und Punkthochhäuser (1960er – 1990er), 4 – 11-geschossig und mehr“ und Flächentyp 29 „Kerngebiet“) eine ‚unauffällige‘ mittlere Höhe aufweisen. Dies liegt vor allem an der breiten Streuung der Einzelhöhen durch den hohen Anteil auch niedrigerer Gebäude bzw. Gebäudeteile innerhalb der Blöcke und Blockteilflächen dieser Flächentypen. Die Maximalwerte dieser Flächentypen entsprechen dagegen den Erwartungen (89 m bei Typ 9 bzw. 123 m Einzelgebäudehöhe bei Typ 29).

Tab. 1: Mittlere Gebäudehöhen und weitere statistische Parameter pro Flächentyp mit baulicher Prägung (Stand der Flächentypenkartierung: 31.12.2020, Stand der Gebäudehöhen nach LoD2: 06.04.2021)

h6. 1) Betrachtet wurden nur Gebäude > 3,50 m und Flächentypen mit Gebäudeanteil > 10%

Abbildung 9 verdeutlicht an drei Beispielen den auch in Tabelle 1 erkennbaren Streuungseinfluss anhand der Verteilungsdarstellung nach Mittelwerten und Standardabweichung. Während die Mittelwerte der ausgewählten Flächentypen praktisch identisch sind (vgl. Tabelle 1), unterscheiden sich die Streuungen sehr deutlich. Bei Typ 1 „Dichte Blockbebauung, geschlossener Hinterhof (1870er – 1918), 5 – 6-geschossig“ liegen die jeweiligen Gebäudehöhen sehr eng um den Mittelwert (kleinste Standradabweichung), während diese bei Typ 9 „Großsiedlung und Punkthochhäuser (1960er – 1990er), 4 – 11-geschossig und mehr“ und bei Typ 29 „Kerngebiet“ bei großer Standardabweichung weit streuen, ein Effekt, der auf eine große Bandbreite unterschiedlicher Höhen in den Blöcken dieser Typen hinweist.

Abb. 9: Statistische Verteilung mittlerer Gebäudehöhen verschiedener Flächentypen auf Block(teil)flächenebene (Stand der Flächentypenkartierung: 31.12.2020, Stand der Gebäudehöhen nach LoD2: 06.04.2021)