Die Karten „Reale Nutzung der bebauten Flächen“ (06.01) und „Grün- und Freiflächenbestand“ (06.02) ergänzen sich zu einer flächendeckenden Darstellung der realen Flächennutzung.
Für Gemeinbedarfs- und Sondernutzungen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Gewerbe- und Industrienutzungen, Mischnutzungen mit gewerblichem Charakter sowie Verkehrsflächen ist die gleichzeitige Kartierung bestimmter Nutzungen der Grün- und Freiflächenkategorien möglich, um ggf. einen ungewöhnlich vegetationsgeprägten Charakter einzelner Flächen mit erfassen zu können. Neben der tatsächlichen Nutzung werden diese Flächen also noch in der Art ihrer Vegetationsbedeckung charakterisiert. Daher ergeben sich für einzelne Flächen dieser Nutzungen Überschneidungen – sogenannte Doppelnutzungen – in beiden Karten[1]. Für andere Nutzungen sind Doppelnutzungen nicht zulässig, da die bauliche Nutzung per Definition entweder aufgrund ihrer hohen Nutzungsintensität eine gleichzeitige Grünnutzung ausschließt (z.B. Kerngebietsnutzung) oder bereits potenziell einen hohen Grün- oder Freiflächenanteil einschließt (z.B. Wochenendhäuser und kleingartenartige
Nutzungen).
Beispiele für die Verwendung von Doppelnutzungen sind:
- die Erfassung stadtökologisch relevanter Bestände von Ruderalvegetation oder waldartiger Bestände auf extensiv genutzten Verkehrsflächen, Gewerbe- oder Ver- und Entsorgungsstandorten,
- die Erfassung von Gemeinbedarfs- und Sondernutzungen, die gleichzeitig den Charakter einer Grünnutzung aufweisen, wie z.B. Bezirksgärtnereien, die Freilandversuchsflächen der Universitäten, Sportplätze oder
- die Erfassung linear ausgeprägter Vegetationsbestände entlang von Bahnstrecken, Wasserläufen und Straßen.
Da in vielen Anwendungen nur eine Nutzungsinformation pro Fläche verarbeitet werden kann oder soll, ist es notwendig, die Informationen der beiden Nutzungskartierungen zu aggregieren, um flächendeckend jeweils nur eine Nutzungsinformation pro Fläche zu haben. Für die meisten Anwendungen im Umweltbereich ist dabei die Grün- und Freiflächennutzung von besonderem Interesse, da diese die ökologischen Eigenschaften der Fläche prägt (z.B. Vegetationsstruktur und Verdunstungsverhalten). Andere Anwendungen jedoch sind eher an der baulichen Nutzung interessiert (z.B. beim Vergleich der realen Nutzung mit der nach Flächennutzungsplan geplanten Nutzung oder bei der Beurteilung von Betroffenen hinsichtlich der Auswirkungen von Lärm). Daher erfolgt seit 2010 die Darstellung der Nutzung zusätzlich in den beiden Karten „Reale Nutzung“ (06.01.1) und „Reale Nutzung und Vegetationsbedeckung“ (06.02.01), in denen sowohl die Nutzungen der Karte 06.01 als auch diejenigen der Karte
06.02 zusammen abgebildet werden. In Karte 06.01.1 wird bei auftretender Doppelnutzung (z. Z. 1.964 Fälle) die bauliche Nutzung angegeben, d.h. es erfolgt eine Darstellung mit Bauvorrang. Dagegen erfolgt in Karte 06.02.1 die Darstellung mit Grünvorrang, wobei bei auftretender Doppelnutzung die Grün- und Freiflächennutzung angegeben wird. Da für die Bilanzierung der Flächenanteile der einzelnen Kategorien am Stadtgebiet jede Fläche nur einmal berücksichtigt werden darf, ist auf diese Weise gewährleistet, dass – je nach Zielsetzung der Auswertung – der Flächenanteil getrennt berechnet werden kann.
Aktualisierung der Geometrie und der Nutzungsdaten
Neben der Aktualisierung der Blockkarte 1:5.000 (ISU5) von Berlin lag der Fokus der Fortschreibung der Ausgabe 2016 in der Recherche und Auswertung von digitalen Daten, die bei den Abteilungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, aber auch darüber hinaus, in anderen Zusammenhängen erhoben werden und anhand derer eine weitergehende, teilweise automatisierte Aktualisierung und Überprüfung des gesamten Datenbestandes erfolgen konnte. In diesem Zuge sind die Kartiereinheiten sowohl der Realnutzungs- als auch der Stadtstrukturkartierung in Einzelfällen leicht angepasst worden. Die Regeln zur Zulässigkeit von Kombinationen verschiedener Flächennutzungen und Flächentypen wurden ebenfalls geringfügig überarbeitet und anhand dieser Regeln wurden Plausibilitätsprüfungen für den gesamten Datenbestand durchgeführt.
Aktualisierung der Digitalen Karte Berlin 1:5.000 (ISU5)
Die zwischen 2011 und 2015 veränderten Blockabgrenzungen einschließlich der aktuellen Flächenschlüssel des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg wurden in die Geometrie der ISU5 übernommen. Für alle neu entstandenen Blöcke und für Flächen aus dem Flächenmonitoring der Senatsverwaltung in Berlin wurde eine Nutzungskartierung mit Hilfe von Luftbildern und weiteren Unterlagen (s.o. Datengrundlage) durchgeführt. Dabei wurde entsprechend der Darstellungssystematik der Nutzungs- und Flächentypisierung des Umweltatlas bei Bedarf eine weitere Unterteilung der Blockfläche in nutzungshomogene Blockteilflächen vorgenommen.
Daneben gab es noch Korrekturflächen, bei denen durch „Zufallsbeobachtungen“ (z.B. bei der Überprüfung von benachbarten Flächen, durch Vorortbesichtigungen, Luftbildauswertungen, Ortskenntnisse der Beteiligten etc.) aufgefallen war, dass sich die Nutzung geändert hatte.
Plausibilitätsprüfung und Abgleich mit verschiedenen Geodatenbeständen
Plausibilitätsprüfungen erfolgten anhand einer Datenbankanalyse, bei der Flächen mit unzulässigen Kombinationen von Nutzungen und Flächentypen ausfindig gemacht und überprüft wurden.
Außerdem erfolgte eine Auswertung verschiedener Geodatenbestände, die in den letzten Jahren bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und anderen Stellen für verschiedene Fachaufgaben aufgebaut wurden. Diese Datenbestände lagen entweder bereits als Blockdaten des ISU vor oder konnten mit den Angaben der ISU-Karte verschnitten und verglichen werden und lieferten auf diese Weise Anhaltspunkte dafür, wo im Einzelfall die Nutzungsangaben überprüft werden mussten.
Zusätzlich wurden alle in der Ausgabe 2011 als Brache, Verkehrsfläche, Kleingartenanlage, Grün- / Ackerland, Baumschule / Gartenbau und Friedhof gekennzeichneten Flächen einer Überprüfung unterzogen, weil diese in Bezug auf bauliche Veränderungen und Änderung der Vegetation einer hohen Dynamik unterliegen.
Aktualisierungsumfang
Die aktualisierte ISU5-Karte besteht insgesamt aus 25.352 Flächen: davon sind 13.253 Hauptblöcke und 12.099 Teilblöcke. Insgesamt wurden 18.128 Flächen mit einer baulichen Nutzung kartiert und 9.188 mit einer Grün- und Freiflächennutzung. 1.964 Flächen weisen demnach eine Doppelnutzung auf.
Es erfolgten umfangreiche Überprüfungsarbeiten. In diesem Kontext wurden auch Flächen identifiziert, die in mehr als einer dieser Überprüfungen vorhanden waren sowie Flächen, die neben Überprüfungsflächen lagen und deswegen mit überprüft wurden. Somit ergibt die Gesamtfortschreibung insgesamt 7.159 Flächen, die auf ihre Nutzung hin überprüft wurden. 1.346 Blöcken wurde ein neuer Schlüssel zugewiesen und 147 Teilblöcke wurden gelöscht. Von den 5.666 überprüften Blöcken, die ihre Schlüssel behielten, bekamen 1.945 Blöcke eine neue Nutzung zugewiesen und bei 3.721 Blöcken wurde die Nutzung bestätigt. Diese Überarbeitung umfasste etwa 27.370 ha oder 34,5 % der Gesamtblockfläche (ohne Straßenflächen).
Unabhängig von der Nutzungsüberprüfung wurden 213 Hauptblöcke und 760 Teilblöcke auf Grund der Angaben des AfS aufgelöst und 376 Hauptblöcke und 970 Teilblöcke neu angelegt. Davon wurde bei 36 Hauptblöcken und 279 Teilblöcken nur der Schlüssel, aber nicht die Fläche geändert.
In 720 Fällen wurden die Teilblockflächen durch Grenzverschiebungen um mehr als 20 % geändert, z.B. um einen Neubau außerhalb eines Teilblocks mit zu erfassen.
Eine ausführliche Dokumentation, die neben dem Bericht zur aktuellen Fortschreibung der Realnutzungs- und Stadtstrukturkartierung auch eine Darstellung der konzeptionellen Grundlagen, eine Kartieranleitung sowie eine umfassende Beschreibung aller Kartiereinheiten enthält, kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
/umweltatlas/_assets/literatur/nutzungen_stadtstruktur_2015.pdf
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fn1. Z.B. wird ein Sportplatz in der Karte 06.01 als Gemeinbedarfsstandort und in der Karte 06.02 als Sportnutzung dargestellt, ein Mittelstreifen kann zugleich als Verkehrsfläche (Karte 06.01) und als Brache (Karte 06.02) aufgenommen werden.