Eine klimatisch entlastende Funktion geht von zwei verschiedenen Freiraumtypen aus:
Im Bereich 1a sind Inselflächen innerhalb des klimatischen Belastungsbereiches zusammengefaßt, durch die bisher die Ausbildung einer geschlossenen innerstädtischen Wärmeinsel in Berlin verhindert werden konnte. Von besonderer Bedeutung sind in dieser Hinsicht die Räume
- Großer Tiergarten/Zoologischer Garten
- Flughafen Tempelhof/Hasenheide/Friedhöfe Bergmannstraße und
- Gleisdreieck nördlich und südlich der Yorckstraße.
Beispiele für weitere bedeutende Freiräume sind der Schloßpark Charlottenburg und die Ruderal- und Brachflächen in Marzahn und im Industriegebiet Hohenschönhausen. Neben einer Vielzahl kleinerer Flächen, wie der Kleistpark in Schöneberg oder der Volkspark in Mitte sind hier auch einzelne Kleinstflächen einzuordnen, die im vorliegenden Maßstab nicht mehr darstellbar sind, für die die beschriebenen Funktionen und Eigenschaften grundsätzlich jedoch auch gelten.
Der Bereich 1b umfaßt weitgehend unbebaute Grünbereiche am Stadtrand und im Umland. Vor allem in Weißensee und Pankow ragen sie über die ehemaligen Riesel- und landwirtschaftlichen Flächen weit in das Stadtgebiet hinein. Ein weiterer bedeutender Ausgleichsraum im Stadtgebiet wird von den bisher nur gering bebauten Einfamilienhaus-Siedlungen in Mahlsdorf- und Kaulsdorf-Süd gemeinsam mit der angrenzenden Krummendammer Heide gebildet. Auch die übrigen innerstädtischen Wälder sind hier einzuordnen. Weiträumige Entlastungsflächen liegen außerhalb des Stadtgebietes. Aufgrund des ehemaligen Mauerstreifens grenzen sie hier z.T. unmittelbar an die Siedlungsgebiete der Stadt (z. B. Großsiedlung Gropiusstadt oder Hochhausbebauung am Tirschenreuther Ring in Marienfelde).
Klimatisch entlastete Bereiche (Bereich 2) unterliegen entweder dem Einfluß des Entlastungsbereiches 1b oder sind aufgrund ihres geringen Versiegelungsgrades und hohen Vegetationsanteils derzeit klimatisch kaum belastet. Im Stadtgebiet selbst sind nur relativ wenige Flächen, wie Kladow, Lichtenrade, Rahnsdorf und Schmöckwitz hier einzuordnen. Der weit überwiegende Teil der Flächen liegt im Umland bei Zepernick, Neuenhagen, Schöneiche, Eichwalde/Zeuthen, Blankenfelde, Teltow, Falkensee, Stolpe und Schildow.
Klimatische Übergangsbereiche (Bereich 3) bilden innerstädtisch den flächenmäßig größten Anteil. Neben allen größeren Gewässern umfassen sie vor allem Gebiete am Stadtrand, soweit sie einer stärkeren Bebauung, aber noch keiner Verdichtung unterliegen (z. B. Staaken, Heiligensee, Buchholz, Karow, Mahlsdorf, Rudow, Buckow, Marienfelde, Zehlendorf). Im Nordosten und Osten der Stadt ragt der Übergangsbereich bis nahe an das Stadtzentrum heran (Prenzlauer Berg, Rummelsburger Bucht).
Eine meist sehr dichte Bebauung, verbunden mit einem hohen Versiegelungsgrad und ein nur geringer Vegetationsanteil kennzeichnen den klimatischen Belastungsbereich. Hierzu gehören die Kernbereiche der Stadt, wobei der Ostteil bis auf den Bezirk Mitte geringer belastet ist, da hier derzeit stadtkernnah noch großflächige nicht überbaute Bereiche liegen. Als belastet einzustufen sind auch einige Verdichtungsgebiete außerhalb der Innenstadt wie zum Beispiel die Altstadt Spandau oder der Raum Niederschöneweide. Nach dem Grad der klimatischen Belastung können zwei Bereiche unterschieden werden.
Bereich 4a umfaßt unterschiedlich dicht bebaute Areale, zum Teil auch klimatisch überlagerte kleinere Freiflächen, Industrie- und Gewerbegebiete, die mäßige bis hohe stadtklimatische Ausprägung aufweisen. In der Regel umgrenzen diese Flächen den am stärksten belasteten Bereich 4b, in bestimmten Räumen jedoch stellen sie selbst die am stärksten belasteten Gebiete dar. Dies ist vor allem in den stärker verdichteten, aber in Stadtrandnähe gelegenen Stadtteilen (Zehlendorf, Friedrichshagen, Hellersdorf, Buch) und im Umland der Fall (Potsdamer Stadtrandsiedlung, Teile von Babelsberg, Schönefeld und Hennigsdorf). In diesem Bereich ist nicht nur die Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen hoch, vielmehr müssen im Rahmen von Bau- und Sanierungsmaßnahmen klimatische Verbesserungen getroffen werden. Dies betrifft die Verbesserung der Belüftung und die Erhöhung des meist zu geringen Vegetationsanteils gleichermaßen.
Bereich 4b grenzt die Stadtgebiete ab, in denen mit den höchsten negativen Veränderungen im Strahlungs- und Wärmehaushalt sowie der Luftaustauschbedingungen zu rechnen ist. Große Teile der Innenstadtbezirke Tiergarten, Wedding, Prenzlauer Berg, Mitte, Friedrichshain, Kreuzberg, Tempelhof, Schöneberg und Charlottenburg bilden eine städtische Wärmeinsel, die lediglich von den großen Grün- und Freiflächen des Entlastungsbereiches 1a aufgelockert wird. Die Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen ist durchgehend sehr hoch. Der Verbesserung der klimatischen Situation muß bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen höchste Priorität zugeordnet werden.
Reliefbeeinflußte Luftleitbahnen sind aufgrund der geringen Reliefunterschiede in Berlin nur vereinzelt zu erwarten. Entscheidender als das Relief sind hier z. B. die Rauhigkeit des Geländes und das Verhältnis von Höhe zu Breite. Gute Wirkungen als Luftleitbahn wurden daher den breiten Flußläufen der Havel- und Spreeniederung, aber auch weniger ausgeprägten Fließgewässern wie dem Wuhletal, dem Teltow- und Landwehrkanal zugeordnet. Auch von den Trassen der S- und Fernbahn sowie von einzelnen Grünzügen sind ähnliche Leitbahnfunktionen zu erwarten, während das für Berlin typische breite Straßennetz aufgrund der hohen Immissionsbelastung für diese Zwecke ungeeignet ist. Geeignete und gegebenenfalls örtlich überprüfte Luftleitbahnen sollten von Verdichtung, Riegelbebauung und Emissionen freigehalten werden. Auch die im Einflußbereich der Leitbahnen liegenden Grünflächen sollten möglichst offen strukturiert werden.
Flächenhaft auftretende Kaltluftbewegungen (Flurwinde) können grundsätzlich im Wirkungsbereich von allen größeren Grünflächen vorkommen. In der vorliegenden Karte ist diese Luftbewegung jedoch nur für Grünflächen innerhalb bzw. in direkter Nachbarschaft zu den Belastungsgebieten dargestellt. Wie bereits ausgeführt, handelt es sich nicht um im Einzelfall nachgewiesene, sondern angenommene Bewegungen.