Vorbemerkung
Die Auswirkungen des sich nach den Feststellungen des IPCC (IPCC 2014) vollziehenden Klimawandels werden auch auf Berlin Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche zeitigen.
Das Land Berlin hat die Dringlichkeit, die sich aus diesen Prognosen für die Stadt ergibt, bereits seit längerem erkannt und mit bereits erarbeiteten Plänen und Maßnahmen sowohl zu dem Bereich der Mitigation (Vermeidung) als auch zu demjenigen der Adaption (Anpassung an die Folgen) reagiert bzw. entwickelt diese kontinuierlich weiter.
Detaillierte Informationen zu diesen Zielen und Grundlagen ebenso wie zu bereits beschlossenen Vereinbarungen und Maßnahmen findet man regelmäßig aktualisiert auf den Seiten Klimaschutz der Senatsverwaltung.
Im Rahmen des erwähnten EFRE – Projektes „GIS-gestützte Modellierung von stadtklimatisch relevanten Kenngrößen auf der Basis hochaufgelöster Gebäude- und Vegetationsdaten“ (GEO-NET 2014), fand auch eine Abschätzung der möglichen zukünftigen Entwicklung des Klimas in Berlin bezogen auf die Auswertung dreier Klimastationen statt: Berlin-Dahlem, Berlin-Tempelhof und Berlin-Tegel. Für diese Stationen liegen Prognose-Daten des Regionalisierungsmodells WettReg 2010 (CEC-Potsdam) vor, die zur Bewertung der zukünftigen Situation herangezogen werden. Das regionale Klimamodell WettReg wurde bereits im Rahmen der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Deutschen Wetterdienst (DWD), Abteilung Klima- und Umweltberatung und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung Geoinformation, Referat Informationssystem Stadt und Umwelt, genutzt, in deren Ergebnis erstmals für Berlin flächendeckende Darstellungen zu den möglichen Effekten des Klimawandels auf die Änderungen des Temperaturverhaltens erstellt wurden (SenStadt 2010).
Zur näheren Information über WettReg, die notwendigerweise vorhandene Unschärfe bei Klimaprojektionen und weitere Randbedingungen wird auf die im Zusammenhang mit dieser Arbeit präsentierten Erläuterungen im Umweltatlas-Begleittext verwiesen (vgl. 04.12, Kapitel Methode).
Für die nachfolgend geschilderten Abschätzungen wurde das regionale Klimamodell WETTREG 2010 mit dem Emissionsszenario A1B mit je 10 Modellläufen auf die 3 genannten Berliner Klimastationen angewendet.
Ergebnisse des Regionalen Klimamodells WETTREG 2010 für drei ausgewählte Klimastationen in Berlin
Das in Abhängigkeit von den städtischen Strukturen gegliederte klimatische System in Berlin wird für autochthone[1] Wetterlagen auch unter dem Einfluss des Klimawandels grundsätzlich erhalten bleiben. Aufgrund der allmählichen Erwärmung der Atmosphäre sind im Laufe des Jahrhunderts aber relevante Veränderungen für das humanbiometeorologische Belastungsniveau zu erwarten. Diese Entwicklungen werden nachfolgend quantifiziert. Dabei werden die für solche Untersuchungen üblichen Betrachtungszeiträume 2011-2040, 2041-2070 und 2071-2100 unterschieden.
Jahresmittelwerte der Lufttemperatur
Ein erster Indikator für das Ausmaß der zukünftigen humanbiometeorologischen Belastungssituation in Berlin ist die Entwicklung der lokalen bodennahen Jahresdurchschnittstemperatur. Diese ist seit dem Beginn der industriellen Revolution moderat aber stetig angestiegen und liegt in der vergangenen Klimanormalperiode 1961-1990 bei 8,9, 9,3 bzw. 9,4 °C für die drei untersuchten Klimastationen in Berlin (siehe Abb. 8.2). Unter dem Einfluss des Klimawandels wird sich diese Entwicklung nicht nur fortsetzen, sondern bereits in den kommenden Jahrzehnten noch verstärken. Unter Zugrundlegung des Szenarios A1B ergibt sich
- kurzfristig (Klimaperiode 2011-2040) eine weitere Zunahme um +1,4 K (Kelvin) (Tegel), +1,2 K (Tempelhof) und +1,3 K (Dahlem),
- mittelfristig (2041-2070) um +2,7 K (Tegel), +2,6 K (Tempelhof) und +2,6 K (Dahlem) und
- langfristig (2071-2100) um +3,9 K (Tegel), +3,7 K (Tempelhof) und +3,7 K (Dahlem).
Wie in Abbildung 8.2 deutlich wird, ist mit einem kontinuierlichen Anstieg der Jahresdurchschnittstemperaturen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu rechnen. Die Entwicklung der Jahresmitteltemperaturen ist den natürlichen Schwankungen des Klimas unterworfen. Die Klimastationen Berlin-Tegel und Berlin-Tempelhof zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung der Temperaturen. Die Station Dahlem weist durchgehend eine geringere Werteausprägung auf. Dies spiegelt die Lage der Klimastationen im städtischen Raum wider. Während die Stationen Berlin-Tegel und Berlin-Tempelhof Entlastungsräume innerhalb verdichteter Stadtgebiete repräsentieren, weist die Station Berlin-Dahlem eine eher periphere Lage auf. Hier ist der Wärmeinseleffekt nicht so stark ausgeprägt wie an den anderen beiden Standorten. Daten einer Station mit einer sehr urbanen Lage in stark verdichteten Bereichen (z.B. Berlin-Alexanderplatz), in denen insgesamt noch höhere Temperaturen zu erwarten sind, liegen für diese Auswertung nicht vor.