Versorgungsbereiche Gebäudewärme / Überwiegende Heizungsarten 2005

Kartenbeschreibung

Die grafische Darstellung der ausgewerteten Daten über die Beheizungsstruktur der Wohn- und Arbeitsstätten in Berlin liefert Erkenntnisse sowohl über großräumig zusammenhängende Gebiete als auch über Einzelstrukturen.

Karte 08.01 Versorgungsbereiche Gebäudewärme

Die Abhängigkeit des Brennstoffeinsatzes von Baustruktur und Lage im Stadtgebiet wird bereits auf der Ebene der 12 Stadtbezirke deutlich. Es ergeben sich deutliche Verwendungsschwerpunkte der einzelnen Energieträger je nach Lage der Bezirke im Stadtgebiet (vgl. Abb. 3).

Die Karte 08.01.1 Versorgungsbereich Fernwärme spiegelt deutlich die örtliche Nähe von Heizwerken und Heizkraftwerken zum jeweiligen Versorgungsgebiet wider. Größten Anteil an der gesamten Fernwärmeversorgung in Berlin hat Vattenfall Europe mit einem Leitungsnetz von zusammen etwa 1.300 km. Knapp 2.000 der insgesamt 6.691 mit Fernwärme versorgten Blöcke weisen eine prozentual hohe Fernwärmeversorgung aus (größer 50 %). In den Stadtrand- und Neubausiedlungen Hohenschönhausen, Marzahn, Märkisches Viertel u. a. werden zusammenhängende Wohngebiete vollständig durch Fernwärme versorgt. Insgesamt unterstreicht die Darstellung die Spitzenstellung Berlins beim Anteil der Fernwärmeversorgung im europäischen Vergleich. So ist auch im kohlebeheizten Altbaubestand am Rande fernwärmeversorgter Areale das hohe Anschlusspotenzial für Fernwärmeversorgung, welches Mitte der 90er-Jahre noch bestand, in großen Teilen umgesetzt worden. Abbildung 8 zeigt im Überblick die flächige Verteilung der fernwärmeversorgten Gebiete.

Abb. 8: Fernwärmeversorger in Berlin

Abb. 8: Fernwärmeversorger in Berlin

Durch Vattenfall werden nach Angaben des Unternehmens jährlich rund 20.000 Haushaltsäquivalente (netto) neu an die Fernwärme angeschlossen. Das Fernwärmesystem wird im Schnitt um 20 km pro Jahr ausgebaut. Auch in Zukunft sollen durchschnittlich 20.000 Haushalte pro Jahr an die Fernwärme angeschlossen werden.

Die Karte 08.01.2 Versorgungsbereich Gasheizung zeigt die feinmaschige Verteilung des Leitungsnetzes über das gesamte Berliner Siedlungsgebiet. Im Unterschied zur Darstellung 1994 bewegen sich die prozentualen Anteile an der gesamten beheizten Fläche in den jeweiligen statistischen Blöcken nicht mehr nur überwiegend zwischen 10 und 40 %. Hohe Gasversorgungsanteile weisen nun neben den bereits 1994 bestehenden Bereichen auch größere Gebiete in Mitte, Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg (vgl. Abb. 11 und Abb. 12), dem südlichen Pankow und – in kleinerem Umfang – in Köpenick und Treptow auf, daneben verteilt über das Stadtgebiet einzelne Gewerbe-, Verwaltungs- und Dienstleistungsstandorte. Zumeist gingen diese Zuwächse zu Lasten bisher kohleversorgter Blöcke, aber auch – etwa in Charlottenburg-Wilmersdorf – auf Kosten der Fernwärme.

Bis zur Wiedervereinigung beider Stadthälften – aber auch noch überwiegend im Kartenbild des Erfassungsstandes 1994 – gab es im Ostteil Berlins nur wenige ölversorgte Gebäudebeheizungen und praktisch in keinem Block stellte Heizöl den überwiegenden Energieversorger dar. Der in der Karte 08.01.3 Versorgungsbereich Ölheizung dargestellte Versorgungsstand 2005 dagegen zeigt nun vor einem Erfahrungshintergrund von zwei Jahrzehnten, dass die Umrüstungsmaßnahmen zur Ablösung kohlebefeuerter Heizkessel am östlichen Stadtrand eine andere Entwicklung genommen haben als im Westteil der Stadt (vgl. Abb. 9 und Abb. 10).

Während hier auch 2005 die Heizölversorgung weiterhin die randstädtischen Gebiete “beherrscht”, ist es im Ostteil der Stadt eher die Gasversorgung, die den überwiegenden Energieträger stellt.

In der City-Ost sind nur wenige Blöcke mit einem hohen Anteil an Heizölversorgung zu erkennen; vorrangig ist das Gebiet an die Fernwärme angeschlossen. Im östlich angrenzenden Gebiet (z.B. Prenzlauer Berg im Bereich der Statistischen Gebiete 106 – 111) kann jedoch eine deutliche Zunahme des Heizöleinsatzes anstelle vorheriger Kohlenutzung konstatiert werden (vgl. Abb. 13). In Abbildung 12 schlägt sich dieser Zuwachs gegenüber dem Jahr 2000 in einer hohen positiven Veränderung beim Heizöl nieder.

Die Versorgungsstruktur im Westteil der Stadt hat sich dagegen weit unauffälliger verändert. Hier dominiert die Ölversorgung in den ebenfalls weitgehend randstädtischen Einzelhausgebieten weiterhin eindeutig, die prozentualen Anteile an der gesamten beheizten Fläche im Block liegen hier vielfach weit über 60 %.

Abb. 9: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit Ein- und Zweifamilienhausbebauung in Lichtenrade und Kaulsdorf/Mahlsdorf im Vergleich der Jahre 2000 und 1994 (Wohnblöcke mit überwiegender Bebauungsstruktur Gartentyp)

Abb. 9: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit Ein- und Zweifamilienhausbebauung in Lichtenrade und Kaulsdorf/Mahlsdorf im Vergleich der Jahre 2000 und 1994 (Wohnblöcke mit überwiegender Bebauungsstruktur Gartentyp)

Abb. 10: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit Ein- und Zweifamilienhausbebauung in Lichtenrade und Kaulsdorf/Mahlsdorf im Vergleich der Jahre 2000 zu 2005 (Wohnblöcke mit überwiegender Bebauungsstruktur Gartentyp)

Abb. 10: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit Ein- und Zweifamilienhausbebauung in Lichtenrade und Kaulsdorf/Mahlsdorf im Vergleich der Jahre 2000 zu 2005 (Wohnblöcke mit überwiegender Bebauungsstruktur Gartentyp)

Aus der Karte 08.01.4 Versorgungsbereich Kohle ist besonders beeindruckend der Rückgang der kohlebeheizten Wohn- und Arbeitsräume um über 90 % gegenüber 1994 abzulesen (vgl. Abb. 9 bis Abb. 12). Aktuell werden nur noch rund 2 % aller Räume kohlebeheizt, in Gebieten mit Altbaubestand, insbesondere in Kreuzberg, dem nördlichen Neukölln, Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Wedding sowie vereinzelt auch noch am östlichen Stadtrand. Wurden 1991 noch etwa 1,6 Millionen t Braunkohlebrikett zur Beheizung eingesetzt, sank dieser Wert schon bis 1994 auf etwas über 600.000 t, lag 1999/2000 bei nur noch rund 90.000 t und im Jahre 2005 wurden nurmehr rund 22.000 t zu Heizzwecken eingesetzt.

Abb. 11: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit gründerzeitlicher Bebauung in Kreuzberg und Prenzlauer Berg im Vergleich der Jahre 2000 und 1994

Abb. 11: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit gründerzeitlicher Bebauung in Kreuzberg und Prenzlauer Berg im Vergleich der Jahre 2000 und 1994

Abb. 12: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit gründerzeitlicher Bebauung in Kreuzberg und Prenzlauer Berg im Vergleich der Jahre 2000 zu 2005

Abb. 12: Veränderung der Anteile der einzelnen Heizenergien in Blöcken mit gründerzeitlicher Bebauung in Kreuzberg und Prenzlauer Berg im Vergleich der Jahre 2000 zu 2005

Abb. 13: Blockflächenbezogener Einsatz von Heizöl in Prenzlauer Berg im Vergleich der Erfassungszeiträume 2000 zu 2005

Abb. 13: Blockflächenbezogener Einsatz von Heizöl in Prenzlauer Berg im Vergleich der Erfassungszeiträume 2000 zu 2005

Aus der Darstellung nicht unmittelbar ableitbar ist der Umstand, dass im Fernwärmebereich die Verwendung insbesondere der Steinkohle, aber auch der Braunkohle (HKW Klingenberg) bei den großen Heizkraftwerken von Vattenfall weiterhin einen Schwerpunkt mit zusammen über 80 % am Energieträgereinsatz ausmacht (vgl. Karte 08.02.2).

Karte 08.02 Überwiegende Heizungsarten

Karte 08.02.1 Versorgungsanteile der einzelnen Energieträger

In dieser Karte ist die noch immer deutlich unterschiedliche Beheizungsstruktur beider Stadthälften unter dem Gesichtspunkt des überwiegenden Energieträgers zu erkennen. Im Westteil ist Heizöl für die Gebäudebeheizung der dominierende Brennstoff aufgrund seines prägenden Charakters insbesondere in den Stadtbereichen außerhalb des Inneren S-Bahn-Ringes.
Im Innenstadtbereich überwiegt insgesamt die Fernwärme, während der Erdgaseinsatz nur in Teilen von Kreuzberg, Neukölln und Wedding prägend ist, jedoch – wie bereits erwähnt (vgl. 08.01.2 Versorgungsbereich Gasheizung) – in der Verteilung eine Verbreitung über fast das gesamte Berliner Siedlungsgebiet zeigt.

Im Ostteil der Stadt ist der noch 1994 in großen Bereichen prägende Einfluss des Kohleeinsatzes vollständig verschwunden. An seine Stelle ist die Versorgung vor allem durch Erdgas und Fernwärme getreten. Die zu verzeichnende überdurchschnittlich starke Zunahme des Erdgases seit 1994 um fast 100 % ist vor allem seiner weiteren Verbreitung in den östlichen Bezirken zuzurechnen. Der Fernwärmeanteil war hier bereits vor 1989 aufgrund der Versorgungssituation sehr hoch, eine 100%-Versorgung gab es z.B. von Beginn an in den Neubaugebieten Marzahn und Hellersdorf.

Mischformen der Heizungsarten, z. B. Gas/Heizöl sind als Ergebnis der Kohle-Umstellungen prägend in einigen randstädtischen Lagen, so etwa in Biesdorf, Mahlsdorf oder Rahnsdorf. Eine weitere häufiger vorkommende Mischform betrifft die Fernwärme/Heizölkombination, ebenfalls ein Ergebnis des genannten Prozesses. Im Westteil ist die Mischversorgung Gas/Öl in Gebieten mit geschlossener Blockbebauung, z. B. in Schöneberg, Tiergarten, Wedding sowie auch in Spandau und Reinickendorf, auffällig.

Im Hinblick auf die weitere Entwicklung im Bestand sind neben den mischversorgten Gebieten vor allem die Bereiche von Interesse, wo unterschiedliche Versorgungsstrukturen direkt benachbart sind. In beiden Fällen bestehen aufgrund der räumlichen Nähe besondere Chancen, die Energieträger Fernwärme und Gas weiterzuentwickeln.

Karte 08.02.2 Brennstoffeinsatz bedeutender Heiz- und Heizkraftwerke

Die Karte 08.02.2 Brennstoffeinsatz bedeutender Heiz- und Heizkraftwerke verdeutlicht die auch im Kraftwerksbereich bestehenden Unterschiede bei der Wahl der eingesetzten Energieträger. Die vorrangigen Energieträger für den Einsatz in den ausgewählten 35 genehmigungsbedürftigen Anlagen sind mit je rund 40 % die Stein- und Braunkohle sowie mit etwa 20 % das Erdgas. Dabei reicht die Einsatzbreite von den reinen Erdgas-Heizwerken Charlottenburg und Mitte bis zum HKW Klingenberg mit mehr als 90 % Braunkohleanteil. (vgl. auch Abb. 7).