Versiegelung 2011

Methode

Das Auswertungsverfahren beruht auf der Verwendung von ALK-Daten für die bebaut versiegelten Flächen und auf der Analyse von hoch auflösenden multispektralen Satellitenbilddaten für die unbebaut versiegelten Flächen.

Es kam erneut eine SPOT5-Szene zum Einsatz. Im Klassifizierungsprozess werden Fachinformationen des Umweltatlas, des Informationssystems Stadt und Umwelt (ISU) sowie die bereits erhobenen Korrekturfaktoren, die aus Daten der Berliner Wasserbetriebe (BWB-Daten) entwickelt wurden, eingebunden. Als Bezugsflächen dienen die statistischen Blöcke des ISU.

Das Kartierungsverfahren musste auf Grund der neuen Satellitenbildszene und der Veränderungen der ISU-Flächentypen von 2010 geringfügig angepasst werden und gliedert sich in drei Auswertungsstufen:

  • Kartierung der bebaut versiegelten Fläche,
  • Kartierung der unbebaut versiegelten Fläche,
  • Ableitung des Versiegelungsgrads.

Die Versiegelungskartierung konzentriert sich auf die Flächen der statistischen Blöcke, Verkehrswege und Gewässerflächen bleiben unberücksichtigt. Die folgende Abbildung verdeutlicht den Einsatz der verschiedenen Fach-, Geo- und Satellitenbilddaten bei der Versiegelungskartierung von Berlin.

Der vollständige Abschlussbericht zur Versiegelungskartierung 2011 kann als pdf-Datei aus dem Kapitel Literatur heruntergeladen werden.

Abbildung 2: Schema des hybriden Kartierverfahrens

Abbildung 2: Schema des hybriden Kartierverfahrens

Kartierung der bebaut versiegelten Fläche

Die Abgrenzung der bebaut versiegelten Flächen erfolgte ausschließlich auf Basis von ALK-Daten. Deren Einbindung in den Kartierungsprozess bildete den ersten Baustein des hybriden Verfahrensansatzes. Für diese Flächen erfolgte keine Auswertung über Satellitenbilddaten.

Im Hinblick auf die Kartierungsgenauigkeit der bebaut versiegelten Flächen sind die bekannten Probleme hinsichtlich der Aktualität von ALK-Daten zu beachten. Insbesondere Gebäude auf Industrie- und Gewerbeflächen sowie S-Bahnhöfe fehlen zum Teil bzw. sind nicht vollständig erfasst. Auf Grund einer Definitionsänderung von Gebäuden sind Gartenlauben innerhalb von Kleingartensiedlungen nicht mehr in der aktuellen ALK vorhanden. Der Anteil der bebaut versiegelten Fläche in Kleingartenanlagen musste deshalb gesondert berechnet werden.

Kartierung der unbebaut versiegelten Fläche

Für die Kartierung der unbebaut versiegelten Fläche diente ein Klassifizierungsansatz, in den Satellitenbilddaten (SPOT5) und Geo-Daten (ALK, ISU) einflossen und miteinander kombiniert wurden. Das Verfahren berücksichtigte dabei folgende Kriterien:

  • Kartierung der gesamten Stadtfläche,
  • geringer Zeit- und Arbeitsaufwand für die Vorprozessierung der Satellitenbilddaten:
    • Verwendung geokodierter, systemkorrigierter Daten,
    • Abdeckung des Stadtgebiets mit möglichst wenigen Szenen,
  • geringer Zeitaufwand für die Analyse der Satellitenbild- und Geo-Daten,
  • Beschränkung von terrestrischen Aufnahmen bzw. Kontrollen auf ein erforderliches Mindestmaß,
  • flexible Sensor- und Szenenauswahl,
  • Realisierung eines hohen Automatisierungsgrades,
  • Vergleichbarkeit mit den vorhandenen Versiegelungsgraden von 2005,
  • Integration der Kartierungsergebnisse ins ISU.

Die Satellitenbildauswertung gliedert sich in die folgenden Auswertungsschwerpunkte.

Fernerkundungsrelevante Kategorisierung der Flächentypen

Zur Verbesserung der Kartierungsergebnisse erfolgte eine Kategorisierung der ISU-Flächentypen nach den fernerkundungsrelevanten Kriterien Bebauungshöhe, Vegetationshöhe, Reflexionseigenschaften, Heterogenität und Relief sowie der durchschnittlichen Versiegelungsgrade des Altdatenbestandes (2001). Dies gewährleistet räumlich getrennte Teilklassifizierungen und einer jeweils optimierten Methodenauswahl. Es wurden 18 Kategorien ausgewiesen, die an die 2010 veränderten ISU-Flächentypen angepasst werden mussten.

Einigen Anpassung haben auch Auswirkungen auf den Veränderungsnachweis zwischen 2005 und 2011 und erfordern eine besondere Beachtung. Im Zuge der Aktualisierung der ISU-Flächentypen 2010 wurden Nutzungen nicht nur aktualisiert sondern auch korrigiert. Innerhalb der automatischen Auswertung werden so unveränderten Blockflächen unterschiedliche Versiegelungsgrade zugewiesen (Pseudo-Veränderungen). Dies trifft auf 718 Blöcke zu. Bei 244 Blockflächen hat sich zwischen 2005 und 2010 die ISU-Blockgeometrie stark geändert, d.h. die Flächengröße hat sich um größer 10 % verändert. Auch hier können Pseudo-Veränderungen in der Versiegelungskartierung auftreten.

Spektrale Klassifizierung der unbebauten Fläche

Mit Hilfe einer automatischen Klassifikation wurden die vom Sensor des Satelliten erfassten Daten weiterverarbeitet.
Zunächst wurde der Vegetationsgrad der unbebauten Blockanteile mittels des Normalisierten Vegetationsindexes (NDVI) ermittelt.

NDVI steht für “Normalized Differenced Vegetation Index” zu deutsch: “normalisierter differenzierter Vegetationsindex”.
Der Index beruht auf der Tatsache, dass Vegetation im sichtbaren Spektralbereich (Wellenlänge von etwa 400 bis 700 nm) relativ wenig und im darauf folgenden nahen Infrarot-Bereich (Wellenlänge von etwa 700 bis 1300 nm) relativ viel Strahlung reflektiert. Dabei ist die Reflexion im nahen Infrarot stark mit der Vitalität einer Pflanze korreliert – je vitaler die Pflanze, desto größer ist der Anstieg des Reflexionsgrades in diesem Spektralbereich. Andere Oberflächenmaterialien, wie Boden, Fels oder auch tote Vegetation, zeigen keinen solchen kennzeichnenden Unterschied des Reflexionsgrades beider Bereiche. Dieser Umstand kann folglich dazu dienen, zum einen mit Vegetation bedeckte von unbedeckten Flächen zu unterscheiden und zudem auf die photosynthetische Aktivität, Vitalität sowie Dichte der Vegetationsdecke zu schließen. Durch die Normierung ergibt sich ein Wertebereich zwischen -1 und +1, wobei positive Werte nahe 1 so etwas wie “viele, gesunde, photosynthetisch aktive Pflanzen pro Fläche” bedeuten (Wikipedia 2007).

Speziell untersucht werden mussten weiterhin besonders relevante Oberflächenmaterialen, wie Sand, Asche und Tenne, Gleisschotter, Kunstbeläge sowie beschattete Flächen, die häufig fehlerhaft ausgewertet werden.

Abbildung 3 zeigt die spektrale Klassifizierung, die sich in sechs Teilauswertungen gliedert.

Abbildung 3: Schema der spektralen Klassifizierung der unbebauten Flächen

Abbildung 3: Schema der spektralen Klassifizierung der unbebauten Flächen

Aus den zu ermittelnden Vegetationsgraden pro Pixel werden schrittweise die Versiegelungsgrade abgeleitet. Das Verfahren basiert auf folgenden Annahmen:

  • Es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen NDVI und Vegetationsgrad: je höher der NDVI-Wert, desto mehr (vitale) Vegetation ist vorhanden.
  • Es besteht eine hohe negative Korrelation zwischen Vegetationsgrad und Versiegelungsgrad.

Vegetationsfreie Oberflächen (Vegetationsgrad 0 %) werden in niedrigen bis sehr niedrigen Index-Werten wiedergegeben. Weitergehende Unterscheidungen von versiegelten und unversiegelten Bereichen sind mittels NDVI nicht sicher möglich.

Vollständig von grüner Vegetation bedeckte Oberflächen (Vegetationsgrad 100 %) wie Wälder oder Grünland werden überwiegend in hohen bis sehr hohen Index-Werten wiedergegeben. Diese Bereiche wurden als unversiegelt eingestuft.

Das Problem der lokalen Verdeckung von versiegelten Flächen durch Baumkronen ist über die Auswertung von Satellitenbilddaten nicht lösbar. Um diesen “Fehler” zu verringern wurden mit Hilfe der ISU-Daten kontextbezogene Korrekturfaktoren ermittelt und angewendet. Methodisch anspruchsvoll war das Erfassen und Unterscheiden von Abstufungen des Vegetationsgrades (Vegetationsgrad > 0 % und < 100 %). Mittlere Index-Werte dominierten. Es war zu berücksichtigen, dass gleiche Index-Werte aus unterschiedlichen Mischsignaturen hervorgehen können.

Die vorliegende Verfahrensentwicklung griff diese Unterschiede auf: NDVI-Werte, die auf teilweise vegetationsbedeckte Flächen hinweisen (Vegetationsgrad > 0 %), wurden differenziert betrachtet und in der regelbasierten Klassifizierung je nach Flächentyp-Kategorie oder Flächentyp unterschiedlichen Versiegelungsgraden zugeordnet.

Aufbauend auf diesen Ansatz wurden 12 NDVI-Kategorien festgelegt (vgl. Tabelle 2).

Im Rahmen der Veränderungskartierung sollen die Versiegelungsgrade von 2005 mit denen von 2011 verglichen werden. Dabei müssen die spektralen Eigenschaften und phänologischen Gegebenheiten einer Satellitenbildszene von Mai mit einer Satellitenbildszene von September beachtet und vergleichbar gemacht werden. Hierzu wurde die 2011er Satellitenbildaufnahme auf die vorhandene Referenz-Szene von 2005, die sogenannte Masterszene, geometrisch und auch radiometrisch angepasst.

Gleisschotter sollte im Rahmen der Nutzung der Versiegelungsdaten unterschiedlich bewertet werden können. Für einige Fragestellungen werden diese Areale als versiegelt betrachtet, für andere wird ihnen eher der Charakter unversiegelter Flächen zugesprochen, daher wurden entsprechende Flächen innerhalb von Gleisanlagen separat erfasst. Es wurde eine Klasse “Gleisschotter” ausgewiesen, die optional beiden Versiegelungskategorien zugewiesen werden kann.

Durch die räumliche Verzahnung der Materialien Eisen, Schotter, teilweise auch Holzschwellen ergab sich eine tendenziell charakteristische Reflexion von Gleisschotter. Die Erfassung wurde durch eine klassentypisch spektrale Heterogenität erschwert. Insbesondere die Abgrenzung zu versiegelten Oberflächen wie Straßen war nicht sicher möglich. Um Fehlkartierungen zu vermeiden, erfolgte die Kartierung von Schotter ausschließlich innerhalb der Flächentyp-Kategorie “Bahnanlagen ohne Gleiskörper” und “Gleiskörper”. Zusätzlich wurde das Streckennetz der K5 genutzt, wodurch auch die mit Baumkronen überdeckten Gleise ermittelt werden konnten.

Die korrigierten Teilklassifizierungen wurden zu einem Datensatz zusammengeführt, der auf Pixelbasis die Grundlage für die nachfolgende regelbasierte Klassifizierung bildete. Kartierte Sandflächen, Kunstbeläge sowie Gleisschotter wurden mit den bebaut versiegelten Gebäudeflächen aus der ALK zur klassifizierten Gesamtblockfläche aggregiert.

Die Klasse “Schatten” blieb von anderen Klassen weiterhin separiert.

Regelbasierte Klassifizierung

In der regelbasierten Klassifizierung wurden die Ergebnisse der spektralen Klassifizierung mit ISU-Daten (Flächentypen) verknüpft und Versiegelungsgrade auf Pixelebene abgeleitet. Hierzu wurde zunächst das in Ausgabe 2007 entwickelte Regelwerk angewendet und eine Vorkartierung für 2011 durchgeführt. Einen schematischen Überblick hierfür gibt Abbildung 4.

Um die Vergleichbarkeit von zwei monotemporal abgeleiteten regelbasierten Klassifizierungen zu verbessern, wurde in einem zweiten Schritt eine multitemporale Veränderungsanalyse der Satellitenbilddaten zwischen 2005 und 2011 durchgeführt.

Abbildung 4: Schema der regelbasierten Klassifizierung

Abbildung 4: Schema der regelbasierten Klassifizierung

Es erfolgte die Zuweisung der Klassen und der NDVI-Kategorien zu Versiegelungsgraden. Eine zuverlässige Abgrenzung von vollständig vegetationsfreien und vollständig vegetationsbedeckten Flächen wurde in den NDVI-Kategorien 1 und 12 (niedrigste bzw. höchste NDVI-Werte) erzielt. Entsprechende Schwellenwerte wurden automatisiert mittels Referenzflächen abgeleitet.

  • NDVI-Kategorie 12 “Vegetation – sicher”.
    Im Regelwerk wurden entsprechende Flächen als 0 % versiegelt eingestuft. Dies galt für alle Flächentyp-Kategorien.
  • NDVI-Kategorie 1 “vegetationsfrei – sicher”.
    Vegetationsfreie Flächen wurden erst dann als 100 % versiegelt betrachtet, wenn diese weder als “Sand” noch als “Gleisschotter” erfasst wurden.

Der Wertebereich zwischen den genannten NDVI-Grenzen ist mittels Intervallskalierung in weitere 10 NDVI-Kategorien “Vegetation – unsicher” aufgesplittet. Diese mussten in Abhängigkeit von Flächentyp-Kategorien bzw. Flächentypen unterschiedlich interpretiert werden, um eine zuverlässige Zuordnung von Vegetations- und Versiegelungsgrad zu erreichen. Es wurden daher insgesamt 3 Zuweisungsvarianten festgelegt (Tabelle 2). Für jede NDVI- und Versiegelungs-Kategorie wurde der mittlere Prozentwert als Umrechnungsfaktor festgelegt (5 %, 15 %, …, 95 %).

Es flossen Empfehlungen aus der Konzeptstudie, Auswertungsergebnisse von Haag 2006 sowie Erkenntnisse aus Luftbildinterpretationen und Geländebegehungen ein. Auch Ergebnisse aus der Verfahrensvalidierung (vgl. Validierung, Ausgabe 2007) wurden zur iterativen Verfahrensoptimierung berücksichtigt.

Tabelle 2: Zuweisungsvarianten: Vegetationsgrad - Versiegelungsgrad

Tabelle 2: Zuweisungsvarianten: Vegetationsgrad - Versiegelungsgrad

Die Zuweisungsvarianten wurden auf bestimmte Flächentypen abgestimmt, die von der räumlichen Verzahnung und den Nachbarschaften verschiedener Oberflächenmaterialien und Objektarten geprägt sind.

  • Zuweisungsvariante A: Vegetation und unversiegelte vegetationsfreie Flächen.
    Zwischenstufen des Vegetationsgrads (5 % – 95 %) wurden als Mischsignaturen von Vegetation und anderen unversiegelten Oberflächenbedeckungsarten interpretiert. Entsprechende Flächen wurden somit als unversiegelt eingestuft.
    Beispiele: Brachfläche, Wald, Landwirtschaft.
  • Zuweisungsvariante B: Vegetation und versiegelte vegetationsfreie Flächen.
    Die charakteristischen Oberflächenmaterialien ließen einen geringeren Anteil vegetationsfreier unversiegelter Bereiche erwarten. Zwischenstufen des Vegetationsgrades wurden daher als Mischsignaturen von Vegetation und versiegelten Oberflächen interpretiert. Der stufenweise Anstieg des Vegetationsgrads je Kategorie entsprach somit einem adäquaten Abfall des Versiegelungsgrads.
    Beispiele: Kleingartenanlage, Verkehrsflächen, Blockrandbebauung.
  • Zuweisungsvariante C: Vegetation und versiegelte vegetationsfreie Flächen – Flächentyp “Flughafen”.
    Eine Vielfalt versiegelter Oberflächen charakterisierte diesen Flächentyp. Einige Materialien wie z.B. Beton zeigten starke spektrale Überschneidungen mit Sand und offenem Boden. Entsprechende Blöcke geben zumeist Rollbahnen, Abstellflächen usw. innerhalb eines Flughafengeländes, Grünflächen waren zumeist als separate Blöcke abgegrenzt. Um eine sichere Separierung zu erreichen, hatte sich bewährt, Flächen mit geringem Vegetationsgrad (NDVI-Kategorien 2 bis 6) als vollständig versiegelt einzustufen.

Als Zwischenergebnis lagen somit die neue regelbasierte Klassifizierung von 2011 sowie die von 2005 vor. Mit dem Ziel, verlässliche Angaben zu Veränderungen des Versiegelungsgrads auf Blockebene zu erhalten, waren diese Kartierungen miteinander sowie mit der aktuellen ISU-Blockkarte zu verknüpfen.

Hierbei waren die folgenden Aspekte methodisch zu berücksichtigen:

  • Erfassung von Veränderungsflächen und Eliminierung von Pseudo-Veränderungen mittels multitemporaler Veränderungskartierung, Vergleichbarkeit der Blöcke hinsichtlich Geometrie und Flächentyp-Kategorie.
  • Für die verlässliche Erfassung von Verdachtsflächen wurden zum einen die vorhandenen Satellitenbildaufnahmen von 2005 und 2011 für die unbebauten Flächen ausgewertet. Zum anderen wurden die ALK-Daten hinsichtlich möglicher Veränderungen innerhalb der bebaut versiegelten Fläche geprüft.

Einen Überblick über die Ableitung des Ergebnisses der regelbasierten Klassifizierung 2011 gibt Abbildung 5.

Abb. 5: Schema der regelbasierten Klassifizierung 2011

Abb. 5: Schema der regelbasierten Klassifizierung 2011

Die Erfassung von Veränderungsflächen erfolgte unter Berücksichtigung der unterschiedlichen phänologischen Einflüsse zu den Zeitpunkten der Mai- bzw. Septemberszenen. Die spektralen Reflexionen von vegetationsbedeckten Oberflächen können in Abhängigkeit von der Vegetationsentwicklung bzw. -vitalität variieren. Unveränderte Flächen werden folglich im Satellitenbild unterschiedlich abgebildet und können als sogenannte Pseudo-Veränderungen in automatisierten Auswertungen zu Fehlkartierungen führen.

Unter Verwendung des Verfahrens der Hauptkomponentenanalyse (Wikipedia 2012) wurden die jeweiligen NDVI-Kanäle von 2005 und 2011 analysiert und Verdachtsflächen statistisch abgeleitet, die aufgrund ihrer NDVI-Werte auf mögliche Veränderungen der Versiegelung hinweisen.

Die abschließende regelbasierte Klassifizierung 2011 wurde über ein Regelwerk aus der regelbasierten Klassifizierung 2005 und aus dem Zwischenergebnis von 2011 abgeleitet. Für unveränderte Blöcke wurde die Klassifizierung von 2005 übernommen. Die regelbasierte Klassifizierung von 2011 wurde in den folgenden Fällen übernommen:

  • bei veränderten Blöcken (Veränderung des ISU-Flächentyps, stark abweichende Geometrieveränderungen),
  • bei Verdachtsflächen innerhalb unveränderter Blöcke (Veränderung der spektralen Eigenschaften unter Berücksichtigung der Phänologie, detektiert durch die Hauptkomponententransformation),
  • bei ehemals bebauten Flächen, die laut aktueller ALK keine Bebauung mehr aufweisen (Abriss).

Das abschließende Ergebnis der regelbasierten Klassifizierung 2011 der unbebauten Blockflächen entsprach zugleich dem Endergebnis der Satellitenbildklassifizierung. Die unbebaut versiegelte Fläche wurde in der Klassifizierung mit den 12 Versiegelungsgrad-Kategorien, einer Schatten-Klasse sowie einer Gleisschotter-Klasse beschrieben.

Abbildung 6 zeigt die 12 Versiegelungsgrad-Kategorien, die Schatten- und Gleisschotter-Klassen sowie die bebaut versiegelten Flächen aus der ALK auf Rasterbasis. Aus diesem Zwischenergebnis (Rasterdaten) wurden im Folgenden mittlere Versiegelungsgrade pro Blockfläche berechnet (vgl. Berechnung der Versiegelungsgrade).

Abb. 6: Unkorrigierte Versiegelungsgrade (Rasterdaten) - Zwischenergebnis der regelbasierten Klassifizierung

Abb. 6: Unkorrigierte Versiegelungsgrade (Rasterdaten) - Zwischenergebnis der regelbasierten Klassifizierung

Das im FIS-Broker als Karte Versiegelung 2011 (unkorrigierte Versiegelungsgrade, Rasterdaten) veröffentlichte Zwischenergebnis zeigt die Verteilung der Versiegelung innerhalb des Blocks. Ebenso wird der Einfluss des Schattens in den verschiedenen Blöcken sichtbar (die Karte 01.02 stellt dagegen den mittleren Versiegelungsgrad pro Blockfläche dar).

Berechnung der Versiegelungsgrade

Ziel der Versiegelungskartierung ist die Ableitung des Versiegelungsgrades auf Blockebene. Es wurden absolute und relative Flächenangaben berechnet. Unterschieden wurden drei Versiegelungsgrade (VG):

  • VG – bebaut versiegelte Fläche (Berechnung aus ALK-Daten),
  • VG – unbebaut versiegelte Fläche (Satellitenbilddatenauswertung),
  • VG – gesamt (Summe aus oberen).

Für die Berechnungen wurden die Ergebnisse der pixelbasierten Satellitenbildklassifizierung mit den Flächen der Blockkarte ISU 5 verschnitten.

Hierzu wurde zunächst eine Summierung je Versiegelungsgrad-Kategorie und Blockfläche durchgeführt. Für weiterführende Analysen konnte somit auf die Rasterdaten der Klassifizierung verzichtet werden.

Nun lagen für jeden Block und Teilblock insgesamt 15 Flächenangaben vor (m2):

  • bebaute Fläche (aus der ALK),
  • 12 Versiegelungsgrad-Kategorien der unbebauten Fläche (entsprechend den NDVI-Kategorien),
  • Flächen mit Gleisschotter (optional 0 oder 100 % versiegelt) und
  • Schattenfläche (unklassifiziert).

Zur weiteren Verbesserung der Kartierungsergebnisse wurden die folgenden Zusatzberechnungen vorgenommen.

Optionale Zuweisung des Versiegelungswerts für Gleisschotter

Die Klasse “Gleisschotter” wurde als eigenes Datenfeld mitgeführt und konnte wahlweise als unbebaut versiegelte (100 %) oder unbebaut unversiegelte Fläche (0 %) in die Berechnungen einfließen. Dies gewährleistet die unterschiedliche Bewertung von Schotter in Abhängigkeit von der jeweiligen thematischen Fragestellung. In der dargestellten Karte geht Gleisschotter zu 100 % versiegelt ein.

Klassifizierung der Schattenflächen

Den Schattenflächen wurden in einer nachträglichen Klassifizierung anhand der ISU-Daten bzw. der BWB-Daten auf Blockebene Versiegelungswerte zugewiesen.

Dabei wurden die Schattenflächen in Abhängigkeit des Flächentyps bewertet. Für Flächentypen mit überwiegender Wohnnutzung und ausreichenden BWB-Daten wurden letztere für die Klassifizierung der Schattenfläche genutzt. Für alle übrigen Flächentypen wurde die Schattenfläche anhand ihrer blockspezifischen Umgebung klassifiziert.

Abschätzung der bebaut und unbebaut versiegelten Fläche in der Kategorie “Kleingartenanlagen”

Die Versiegelungsdaten wiesen für die Kategorie “Kleingartenanlagen” nur den Gesamtversiegelungsgrad auf. Da in der ALK keine Gartenlauben und nur wenige Funktionshäuser kartiert waren, konnte nur selten die unbebaut versiegelte von der bebaut versiegelten Fläche differenziert werden. So wurde in der Satellitenbildauswertung praktisch der Gesamtversiegelungsgrad ermittelt.

Für die vorliegende Versiegelungskartierung erfolgte die Differenzierung in bebaut und unbebaut versiegelte Fläche mit Hilfe von Durchschnittswerten der SenStadtUm, Referat I C Kleingartenwesen. Dabei wurde für den Westteil der Stadt ein Versiegelungsgrad der bebauten Fläche von 9,6 % und für den Ostteil von 8,6 % angenommen.

Anwendung von Korrekturfaktoren

Zur weiteren Verbesserung der Kartierungsergebnisse wurden sog. Korrekturfaktoren angewandt. Hierzu wurden die Versiegelungsdaten der BWB herangezogen. Das Prinzip der auf den Flächentyp bezogenen Korrekturen basierte auf folgenden begründeten Annahmen:

  • die BWB-Daten waren zur Zeit der Entwicklung der Korrekturfaktoren noch weitgehend aktuell,
  • die BWB-Daten waren aufgrund der Erfassungsmethode (terrestrische Begehung, Luftbildinterpretation, Eigentümerangaben) hinreichend genau,
  • die einmalig berechneten Korrekturwerte sind auf zukünftige Auswertungen übertragbar, da sie systematische Tendenzen im gesamtstädtischen Vergleich beschreiben.

Aufgrund der Aktualität, der Überschneidungsproblematik, unterschiedlicher Versiegelungsdefinitionen und der fehlenden Versiegelungsermittlung einiger Nutzungstypen durch die BWB konnten nur für fünf Flächentypen Korrekturfaktoren berechnet werden (vgl. Tabelle 3).

Die Korrekturfaktoren wurden auf die unbebaute Fläche angewendet.

Tabelle 3: Korrekturfaktor pro Flächentyp

Tab. 3: Korrekturfaktor pro Flächentyp

Übernahme der Belagsarten von 2001

Die Belagsarten der unbebaut versiegelten Blockteile (Wege, Hofflächen etc.) wurden in vier Belagsartenklassen (von Beton bis Rasengittersteine) bestimmt. Die jeweilige Verteilung wurde für ausgewählte Testflächen ermittelt und die Ergebnisse auf alle Flächen des gleichen Flächentyps übertragen. Die typspezifische Belagsartenverteilung wurde für die vorliegende Karte nicht aktualisiert jedoch an die neuen ISU-Flächentypen von 2010 angepasst. Sie beruht auf Erhebungen aus dem Jahre 1988 (AGU Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung 1988). Die Belagsarten sind in der Karte nicht abgebildet, können aber über die Sachdatenanzeige pro Blockfläche angezeigt werden.

Tab. 4: Belagsklassen an der unbebaut versiegelten Fläche

Tab. 4: Belagsklassen an der unbebaut versiegelten Fläche