Versiegelung 2011

Datengrundlage

Versiegelungsdaten liegen für Berlin seit Anfang der 80er Jahre im Umweltatlas vor. Zunächst nur für den Westen der Stadt wurde nach der politischen Wende ein flächendeckender Datenbestand aufgebaut und im Zuge verschiedener Schwerpunktaktualisierungen fortgeschrieben.

In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, der Humboldt-Universität und der Firma Digitale Dienste Berlin wurde für die Ausgabe 2007 ein neues Verfahren der Versiegelungserhebung entwickelt. Dieses wurde für die Ausgabe 2012 erneut angewandt und zum Teil angepasst. Die bisher vorliegenden Datenbestände der Versiegelung beruhten auf uneinheitlichen Erhebungsmethoden, weshalb ein direkter Vergleich bisher nicht möglich war. Die erneut angewandte Erhebungsmethode ermöglicht nun einen flächendeckenden Vergleich der Versiegelungsgrade von 2005 und 2011.

Es wurden folgende Fachinformationen bzw. Geo-Daten sowie Satellitenbilddaten genutzt:

Informationssystem Stadt und Umwelt: Blockkarte 1:5.000 (ISU 5) und Flächennutzungsdaten

Der Raumbezug des Informationssystems Stadt und Umwelt (ISU) orientiert sich an der Struktur der statistischen Blöcke des “Regionalen Bezugssystems” (RBS) des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg. Der Baublock wird jedoch zum Teil noch weiter in nutzungshomogene Teilblöcke untergliedert. Die etwa 25.000 Flächen der ISU 5-Struktur werden mit einem 16stelligen Schlüssel in einer Datenbank geführt in der neben der Flächengröße auch Informationen zur Nutzung gespeichert sind. Es werden 52 Flächentypen mit homogener Nutzungs- und Raumstruktur unterschieden.

Für die Versiegelungskartierung wurde die ISU 5 mit dem Stand 31.12.2010 verwendet. Die ISU-Daten wurden im Auswertungsprozess folgendermaßen genutzt:

  • Die Geometriedaten dienten der Abgrenzung von Blockflächen und der Separierung von Straßen und Gewässern. Flächen außerhalb der statistischen Blöcke wurden nicht analysiert.
  • Die Versiegelungsgrade wurden auf der Ebene der Teil- und Blockflächen des ISU berechnet.
  • Die Nutzungsdaten des ISU dienten der Stratifizierung des Stadtgebietes und flossen in die regelbasierte Klassifizierung ein.

Im Zuge der Aktualisierung des Datenbestandes 2010 wurden neben der Fortschreibung der Blockgeometrien auch die Kategorien und Informationen zu Flächennutzung und Stadtstruktur überarbeitet. Dabei wurden Veränderungen in der Kartiermethodik, z.B. bei der Definition von Flächentypen vorgenommen, die Auswirkungen auf die, für den Datenbestand 2005 entwickelte Methode der Versiegelungskartierung haben. Für die Versiegelungserhebung 2011 mussten dadurch einige Verfahrensanpassungen vorgenommen werden.

Automatisierte Liegenschaftskarte – ALK

In Berlin werden die grundstücksbezogenen Sach- und Geometriedaten des Liegenschaftskatasters als Automatisiertes Liegenschaftsbuch (ALB) und Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) geführt. Der Datenbestand der ALK-Berlin umfasst die gesamte Fläche des Landes Berlin und besteht aus ca. 1,5 Mio. Objekten, in erster Linie Flurstücke und Gebäude.

Verwendet wurden die Vektordaten der ALK mit dem Bearbeitungsstand vom Dezember 2010 für die Abgrenzung der Gebäude innerhalb der ISU-Blockfläche und die Festlegung der Restfläche als unbebaute Blockfläche und damit als Analysefläche der Satellitenbildauswertung.

Im Hinblick auf die Einbindung der ALK-Daten in den Auswertungsprozess war zu beachten, dass häufig Anlagen auf Bahngelände und S-Bahnhöfe sowie Gebäude auf Industrie- und Gewerbeflächen fehlten. Auf Grund einer Definitionsänderung von Gebäuden sind Gartenlauben innerhalb von Kleingartensiedlungen nicht mehr in der aktuellen ALK vorhanden.

Karte von Berlin 1:5.000 – K5

Die Karte von Berlin 1 : 5.000 (K5) des Landeskartenwerkes wird von den Berliner Bezirken auf Grundlage der ALK-Berlin erstellt. Für die Versiegelungskartierung wurden die in der K5 abgebildeten oberirdischen Bahnlinien, soweit von den Bezirken bereitgestellt, mit dem Bearbeitungsstand von Januar 2006 genutzt.

Die flächenscharfe Erfassung der Gleiskörper wurde vor allem für die Kartierung der beschatteten Waldstrecken, wie z.B. nördlich des Müggelsees, verwendet.

Orthophotos

Die verwendeten flächendeckenden digitalen Orthophotos wurden mit Echtfarb-Luftbildmaterial im Juli und August 2010 aufgenommen. Sie liegen im Blattschnitt der K5 mit einer Auflösung von 0,25 m vor und wurden für folgende Arbeitsschritte verwendet:

  • Ermittlung und Abgrenzung von Referenzflächen,
  • Ermittlung und Abgrenzung von Korrekturflächen (z.B. nicht erfasste Gewässer).

Versiegelungsdaten der Berliner Wasserbetriebe

Innerhalb des Auswertungsverfahrens werden für bestimmt Flächentypen sogenannte Korrekturfaktoren zur Ermittlung des Versiegelungsgrads angewendet. Dies dient dazu, den Blick aus der Luft, von wo aus die Versiegelung zum Teil stark von Bäumen verdeckt ist, mit gültigen Versiegelungsinformationen zu korrigieren. Die 2007 entwickelten und geprüften Korrekturfaktoren werden erneut genutzt. Die Ermittlung der Korrekturfaktoren erfolgte anhand der Versiegelungsinformationen der Berliner Wasserbetriebe (BWB). Diese wurden ab Januar 2000 im Zusammenhang mit der oben erwähnten veränderten Berechnung des Niederschlagswasserentgeltes erhoben. Zur ersten Erfassung der versiegelten Flächen der Grundstücke dienten den BWB Luftbilder und die ALK. Des Weiteren wurden die überprüften Informationen der Grundstückseigentümer eingearbeitet (WTE 2004). Die grundstücksgenauen Daten wurden auf Blockteilflächenebene des ISU aggregiert und standen mit dem Stand 2001 für die Auswertung zur Verfügung. Verwendet wurden nur die Angaben zur unbebaut versiegelten Fläche. Durch die flurstücksgenaue Betrachtung und Erhebung vor Ort wurde ein sehr hoher Genauigkeitsgrad der Versiegelungsangaben erreicht.

Multispektrale SPOT5-Szene

Im Jahr 2011 wurde die Aufnahme einer SPOT5-Szene von Berlin in Auftrag gegeben. Für die Verfahrensentwicklung und die Erstellung der Versiegelungskarte konnte letztlich eine multispektrale SPOT5-Szene vom 8. Mai 2011 als systemkorrigierter Datensatz genutzt werden. Die Bodenauflösung der Szene beträgt im Original 10 m x 10 m und wurde im Auswertungsverfahren auf bis zu 2,5 m x 2,5 m verfeinert. Es handelte sich um eine wolkenfreie Aufnahme. Die Belaubung ist weitgehend abgeschlossen. Im Unterschied zur 2005er Szene ist die Wiesen- und Parkvegetation überwiegend sehr vital. Vereinzelt sind in stadtrandnahen Wiesenbereichen Vernässungen erkennbar. Der Schwenkwinkel betrug ca. 11°. Im Vergleich zur 2005er Szene aus dem Monat September ist der Schattenanteil in der aktuellen Mai-Aufnahme aufgrund des höheren Sonnenstands zum Aufnahmezeitpunkt deutlich geringer.