Versiegelung 1990

Methode

Aufgrund der unterschiedlichen Datengrundlagen in West- und Ost-Berlin wurden die Versiegelungsgrade unterschiedlich ermittelt.

West-Berlin

Bereits im Umweltatlas von 1985 ist die vom Institut für Ökologie der TU Berlin für West-Berlin erarbeitete Karte der Versiegelung enthalten (SenStadtUm 1985). Sie zeigt den auf der Basis von Luftbildern von 1979 geschätzten Versiegelungsgrad auf der Ebene der Baublöcke.

Im Jahre 1988 wurde ein Gutachten zur Aktualisierung und Erweiterung der Karte erstellt (AGU 1988). Ziel war eine komplette Neubestimmung der Versiegelung und die Überführung der Daten in das Umweltinformationssystem der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Auf der Grundlage von Satellitenbildauswertungen wurden die Versiegelungsgrade der Bezugsflächen des Umweltinformationssystems bestimmt. Diese Flächen entsprechen den statistischen Blöcken, wurden aber bei unterschiedlichen Nutzungen innerhalb eines Blockes weiter zu nutzungshomogenen Blockteilflächen unterteilt. Sie bilden das Räumliche Bezugssystem im Umweltinformationssystem (digitale Grundkarte, 1:50 000) und sind mit ihren Nutzungen in den Karten 06.01 und 06.02 dargestellt (SenStadtUm).

Für die Nutzungskategorien Wald und Landwirtschaft wurde pauschal von einem Versiegelungsgrad von 1 bzw. 2 %, für Ruderalflächen von 7 % und für Parkanlagen von 10 % ausgegangen. Die Auswertungen konzentrierten sich damit auf ca. 10 000 versiegelungsrelevante Flächen, die etwa 50 % des Stadtgebietes von West-Berlin einnehmen.

Zur Bestimmung des Versiegelungsgrades der Bezugsflächen wurde zunächst eine Satellitenbildinterpretation von Landsat-TM-Aufnahmen von 1985 bzw. 1988 vorgenommen. Anhand von Testflächen mit bekannten, aus Kartierungen vor Ort bestimmten Versiegelungsgraden wurde das Satellitenbild kalibriert und so klassifiziert, dass sich eine zehnstufige Skala von Versiegelungsklassen ergab. Als Zwischenergebnis wurde ein Farbdia ausgegeben, das die Versiegelungsklasse für jeweils 30 × 30 m große Rasterflächen darstellt. Dieses Bild wurde dann mit der digitalen Grundkarte überlagert, die Anzahl der Bildpunkte getrennt nach Versiegelungsklassen für jede Blockteilfläche ausgezählt und der Versiegelungsgrad in Prozent für jede Blockteilfläche berechnet.

Ein Vergleich der durch die Satellitenbildinterpretation ermittelten Werte mit den Ergebnissen der Kartierung der Testflächen ergab eine nur geringe mittlere Abweichung. Über Plausibilitätskontrollen ermittelte Unstimmigkeiten wurden mit Hilfe von Luftbildern korrigiert, um eine höhere Genauigkeit zu erreichen.

Im Jahr 1991 wurden diese Daten durch Abgleich mit Luftbildern von 1990 aktualisiert.

Ost-Berlin

Für den Ostteil der Stadt wurde ebenfalls zu jeder Blockteilfläche der Versiegelungsgrad bestimmt.

Dabei wurde zunächst der im Maßstab 1:5 000 gut erkennbare Bebauungsgrad in Prozent der Gesamtfläche geschätzt. Bei veralteten Ausgaben der Kartenblätter wurde der Bebauungsgrad mit den aktuellen Luftbildern ggf. korrigiert. Der Versiegelungsgrad einer Fläche setzt sich aus den Komponenten ”Bebauungsgrad” und ”sonstige Versiegelung” (unbebaut versiegelte Fläche) zusammen. Dazu gehören die durch Wege, Parkplätze, Stellflächen etc. versiegelten Flächen. Die unbebaut versiegelte Fläche wurde über die Luftbildinterpretation ebenfalls in Prozent der Gesamtfläche geschätzt. Größere Schwierigkeiten traten bei der Schätzung des Versiegelungsgrades (bzw. der unbebaut versiegelten Fläche) bei der dichten gründerzeitlichen Hinterhofbebauung auf, da die Verschattungseffekte von Gebäuden und Bäumen auf den für die östlichen Bezirke lediglich im Maßstab 1:6 000 vorliegenden Luftbildern den Blick auf die Hoffläche verhinderten. In diesem Fall wurde auf Durchschnittswerte dieses Flächentyps zurückgegriffen.

Durch Addition mit dem bereits bestimmten Bebauungsgrad ergab sich der Versiegelungsgrad. Da der Bebauungsgrad die genauer ermittelbare Größe ist, sind tendenziell die Angaben des Versiegelungsgrades um so genauer, je höher der Anteil der bebauten Fläche ist.

Für bestimmte gering versiegelte Nutzungen, wie z. B. Parks und Grünflächen wurde nur dann ein Versiegelungsgrad bestimmt, wenn er von dem pauschal zugeordneten deutlich abwich.

Im Ostteil der Stadt wurde eine Vielzahl von Baustellen kartiert, deren Zustand zum Zeitpunkt der Erhebung es nicht erlaubte, Aussagen über die künftige Nutzung und damit den Versiegelungsgrad zu machen. Daher wurde die Kategorie ”Versiegelungsgrad nicht bestimmbar” eingeführt.

Der Versiegelungsgrad von Straßen ist in der vorliegenden Karte nicht dargestellt, da im Räumlichen Bezugssystem des Umweltinformationssystems nur statistische Blöcke, jedoch keine Straßen erfaßt sind.

In einigen Fällen war eine Nachbestimmung unbebaut versiegelter Flächen erforderlich. Die Satellitenbild-Klassifizierung erlaubt keine Unterscheidung zwischen vegetationsfreien unversiegelten und versiegelten Flächen. Um eine einheitliche Klassifizierung durchzuhalten, wurden diese Flächen bei der Luftbildinterpretation ebenfalls nicht differenziert. Durch Nachkartierung wurden dann vegetationsfreie Flächen wie Strände, Dünen und Brachflächen im Sinne der Versiegelungsdefinition als unversiegelt klassifiziert.

Andere vegetationsfreie, zunächst als versiegelt klassifizierte (Teil-)Flächen wie verdichteter Boden oder Schotterflächen auf Bahngelände, die eine gewisse Wasserdurchlässigkeit aufweisen sollten nicht mit einem Versiegelungsgrad von 100 % sondern nur von 40 % in die Berechnung des Versiegelungsgrads der Bezugsfläche eingehen. Daher wurde hier nachträglich rechnerisch eine Minderung des Versiegelungsgrads vorgenommen. Hiervon betroffen waren vor allem Bahnflächen, die großflächig aus Schotterflächen bestehen, Industrie- und Gewerbegebiete und Flächen der Ver- und Entsorgung, die über einen großen Flächenanteil von unbefestigten Lagerflächen verfügen. Im Gesamtbild der Karte bewirkt diese Minderung keine große Veränderung, da die im Versiegelungsgrad veränderten Blockteilflächen nur ganz selten ausschließlich die oben beschriebenen Oberflächen aufweisen, sondern immer nur gemäß ihrem Flächenanteil in die Berechnung eingingen.

Belagsklassen

Um die Auswirkungen von Versiegelung auf den Naturhaushalt möglichst differenziert zu erfassen, sind unterschiedliche Betrachtungswinkel vorstellbar. Die klimatischen Auswirkungen sind beispielsweise besser interpretierbar, wenn bekannt ist, ob die versiegelte Fläche bebaut oder unbebaut ist, und wie hoch die Bebauung ist. Die spezielle Betrachtung der Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung und das Abflussverhalten von Niederschlägen führt zu der Überlegung, daß nicht alle künstlichen Oberflächenbeläge die gleichen ökologischen Eigenschaften haben. So ist z. B. ein breitfugiges Mosaikpflaster im Verhältnis zu einer Betonfläche sehr viel wasserdurchlässiger; oder ein Parkplatz, der mit Rasengittersteinen bestückt ist, hat eine andere mikroklimatische Wirkung als ein asphaltierter Parkplatz.

Die vorkommenden Arten von Oberflächenbelägen wurden zu vier Belagsklassen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf den Naturhaushalt zusammengefasst (s. Tab. 1).

Tab. 1: Übersicht über die Belagsklassen

Tab. 1: Übersicht über die Belagsklassen

Über die Typisierung der Bezugsflächen und die repräsentative Bestimmung der Belagsklassenverteilung für jeden Flächentyp (vgl. Tab. 2) wurde für jede Bezugsfläche die Belagsklassenverteilung (AGU 1988) abgeleitet. Die Belagsarten wurden nur für den Anteil der unbebaut versiegelten Fläche bestimmt, weil davon auszugehen ist, dass eine Bebauung nicht mehr nach diesen Kriterien differenzierbar ist. Diese Daten werden zur Umsetzung weiterführender Methoden verwendet (wie z. B. Berechnung der Grundwasserneubildung).

Tab. 2: Durchschnittlicher flächengewichteter Versiegelungsgrad, bebaut und unbebaut versiegelte Fläche und Belagsklassenverteilung der unbebaut versiegelten Fläche nach Flächentypen

Tab. 2: Durchschnittlicher flächengewichteter Versiegelungsgrad, bebaut und unbebaut versiegelte Fläche und Belagsklassenverteilung der unbebaut versiegelten Fläche nach Flächentypen