Das Grünvolumen ist eine Größe aus der Landschaftsplanung und wird mittels der Grünvolumenzahl (GVZ) angegeben. Die GVZ wurde in den 1980er Jahren in Hamburg entwickelt, um in der Landschaftsplanung sowie bei Grünordnungs- und Bebauungsplänen verbindliche Festsetzungen hinsichtlich der Quantität der anzupflanzenden Vegetation angeben zu können (Schulze et al. 1984).
Die GVZ ist ein Maß für das Vorhandensein dreidimensionaler Vegetationskörper (Bäume, Sträucher, Gräser) auf einer Flächeneinheit und wird in der Einheit m³ pro m² angegeben. In Berlin bilden einerseits die Block- und Blockteilflächen der Blockkarte 1 : 5.000 (ISU5, Raumbezug Umweltatlas 2015) und andererseits Straßenabschnitte die Bezugsgrundlage.
Die Funktionen der Vegetation sind vielfältig. Dabei gilt für viele Funktionen: je größer das Grünvolumen, desto ausgeprägter seine Wirkungen. Für die Stadt- und Landschaftsplanung sind besonders die folgenden Funktionen von Bedeutung:
- Staubbindung,
- Erhöhung der Verdunstung,
- Senkung der Temperatur,
- Stärkung von kleinräumiger Luftzirkulation,
- Beschattung,
- Lebensraum- und Biotopfunktion,
- Lärmminderung.
Nicht zuletzt spielt das Grünvolumen auch für die Erholung und das Stadt- und Landschaftsbild eine große Rolle.
In mehreren Städten wurde das Grünvolumen bereits flächendeckend, z.B. mittels Laserscannerdaten, erhoben (Meinel et al. 2006a, Meinel et al. 2006b). In der Landeshauptstadt Potsdam ist die Grünvolumenzahl neben der Biotoptypenkartierung und dem Versiegelungsgrad ein fester Bestandteil des im sechsjährigen Turnus durchgeführten Umweltmonitorings (Landeshauptstadt Potsdam 2014). Mit Hilfe der Indikatoren Bodenversiegelung und Grünvolumen kann der Umweltzustand als Indikator für Wohn- und Lebensqualität und die klimatische Belastung der Stadtquartiere interpretiert werden (Arlt et al. 2005, Landeshauptstadt Potsdam 2010).
Im Zuge des Klimawandels und der Klimaanpassung in Städten gewinnt das Grünvolumen in den letzten Jahren weiter an Bedeutung (vgl. „Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Berlin” (AFOK) (Reusswig et al. 2016, SenStadtUm 2016a)). Die vielfältigen Wohlfahrtswirkungen der Vegetation, u.a. auf das örtliche Klima, sind in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen worden. So wurde u. a. auch die Schattenwirkung von Bäumen untersucht. An Hand dreier Plätze in Oxford wurde in einem Forschungsprojekt aufgezeigt, dass die Oberflächentemperatur von Rasen- und Pflasterflächen im Schatten von Bäumen im Vergleich zu unbeschatteten Flächen stark (um bis zu 13 K) reduziert wird. Ein weiteres Ergebnis dieses Projektes zeigt, dass das Grünvolumen direkten Einfluss auf die Oberflächentemperatur hat. Mit der Erhöhung des Grünvolumens um 10 % ist es möglich, eine Reduktion der Temperatur um 2,2 K (1961-1990) und 2,5 K (Szenario 2080) zu erreichen (Gill et al. 2007). Mit der Erhöhung des Grünvolumens ist es somit möglich, den Auswirkungen von Klimawandel und Stadtklima (städtische Wärmeinseln) entgegen zu wirken und die maximale Oberflächentemperatur zu senken.
Für Potsdam konnte bestätigt werden, dass das Grünvolumen und die Versiegelung relevante Indikatoren zur Beeinflussung der Temperaturentwicklung im Sinne der Klimaanpassung sind. Ermittelt anhand eines heißen Sommertags mit einem Temperaturbereich von etwa 25-35 °C konnte gezeigt werden, dass jeder zusätzliche m³/m² Grünvolumen die Temperaturen um etwa 0,3 K reduziert, während 1 % (1 m²/100 m²) zusätzliche Versiegelung dagegen einen Temperaturanstieg um etwa 0,03 K bewirkt (Tervooren 2015).
Dabei spielt auch die Verteilung des Grünvolumens eine Rolle (Mathey et al. 2011). Zwar erreichen große, zusammenhängende Freiräume und Parks eine stärker ausgeprägte klimatische Binnenwirkung und einen geringfügig größeren Abkühlungseffekt in ihre Umgebung als viele kleinere, verteilte Freiräume. Andererseits jedoch relativiert sich dieser Vorteil, da ein dichtes Netz kleinerer Freiräume eine leichtere Erreichbarkeit bietet. Diese Wirkungen lassen sich sehr deutlich auch an der zusammenfassenden Klimaanalysekarte von Berlin anhand der Indikatoren „Kaltlufteinwirkbereich innerhalb von Siedlungsräumen“ und „Grünflächenanteil mit hohem Volumenstrom“ nachvollziehen (SenStadtUm 2016).