Ein Grab macht Politik

Vortrag von Matthias Heisig

Wann:
27.06.2024 um 18:00 Uhr
Wo:
Helene-Nathan-Bibliothek
(in den Neukölln Arcaden, Parkdeck 4)
Karl-Marx-Straße 66
12043 Berlin
Eintritt:
frei

Autorenfoto Matthias Heisig

Matthias Heisig

Wie die Neuköllner Ruhestätte von Werner Seelenbinder in die Fronten des Kalten Kriegs geriet (und dort wieder herauskam)

Das Grab des Arbeitersportlers und Widerstandskämpfers Werner Seelenbinder, den die Nazis 1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordeten, befindet sich seit 1945 am Eingang zum Werner-Seelenbinder-Stadion in Berlin-Neukölln. Mit dem Beginn des Kalten Krieges wurde die Erinnerung an den Kommunisten Seelenbinder in West-Berlin unterdrückt und sein Stadionname verschwand.

Die östliche Seite zeichnete dagegen das Idealbild eines bescheidenen und aufrechten Kommunisten. Der Ringer und Olympiateilnehmer Seelenbinder wurde in der Deutschen Demokratischen Republik zum Inbegriff von „proletarischer Kraft”, Filmheld und Romanfigur, Namensgeber von Sporthallen, Ferienlagern oder Militäreinheiten.

Der Berliner Historiker Matthias Heisig geht in seinem Vortrag den verschlungenen Wegen der Erinnerung an Werner Seelenbinder nach und versucht eine Antwort auf die Frage, wie heute jenseits von Verklärung und Verfemung eine Erinnerung an Werner Seelenbinder aussehen könnte.

Zusammen mit Frieder Böhne verfasste Matthias Heisig einen Beitrag zu Werner Seelenbinder in dem von ihm mit herausgegebenem Sammelband „Da müsst ihr euch mal drum kümmern. Werner Gutsche und Neukölln. Spuren, Erinnerungen, Anregungen“ (Metropol Verlag, Berlin 2016).
Matthias Heisig arbeitet als freier Historiker, Kurator und Autor für Museen und Institutionen. Er ist Mitinitiator der Gedenkstätte SA-Gefängnis Papestraße.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

In 2024 jährt sich der Geburtstag Werner Seelenbinder zum 120. Mal, sein Todestag jährt sich zum 80. Mal. Aus diesem Anlaß zeigt die Helene-Nathan-Bibliothek in Kooperation mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes vom 4. bis 30. Juni 2024 eine Ausstellung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die das Leben einer historisch interessanten, politischen und damit umstrittenen Person wissenschaftlich dokumentiert.

Im Rahmen der Ausstellung findet eine Reihe von Veranstaltungen statt:

06.06.: Offizielle Eröffnung mit Prof. Oliver Rump (HTW Berlin)
13.06. Martin Krauss liest aus seinem Buch „Dabeisein wäre alles“
19.06. Lesung aus dem Buch „33 Monate“ von Friedel Schirm
27.06. Vortrag „Ein Grab macht Politik“ von Mathias Heisig