In einem Pilotprojekt haben nun BayWa r.e. und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eine Agri-PV-Forschungsanlage für Äpfel und Spalierobst in Rheinland-Pfalz umgesetzt. Es ist die erste Anlage ihrer Art. Ziel der Projektpartner und der beteiligten Ministerien (Umweltministerium RLP sowie Bundeslandwirtschaftsministerium) ist die Erforschung der Möglichkeit zur Steigerung Klimaresilienz im Obstbau bei zusätzlicher Solarstromerzeugung.
Auf der Gesamtversuchsfläche von über 9.000 Quadratmetern nutzt die Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von 258 kWp etwa ein Drittel der Fläche. Hierbei werden verschiedene PV-Typen genutzt (festinstallierte, lichtdurchlässige PV-Module, nicht regendurchlässig sowie nachgeführte PV-Module, bei Bedarf regendurchlässig). Dabei soll untersucht werden, inwieweit die Agri-PV-Anlagen Pflanzen und Früchte vor schädlichen Umwelteinflüssen (Hagel, Starkregen, Sonnenbrand, Frost, extreme Temperaturen) schützen kann.
Langfristig erwarten die Forscher*innen ökonomische und ökologische Vorteile der Kombination aus Photovoltaik und Landwirtschaft. Zum einen sollen Landwirte dabei unterstützt werden, sich an den Klimawandel anzupassen, die CO2-Emissionen der Produktion sowie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Fungiziden zu senken. Zum anderen soll der Ertrag der PV-Anlagen die Landwirte dabei unterstützen, ihre Energiekosten besser kalkulieren zu können. Auch kann der selbst erzeugte Strom für Anwendungen im landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzt werden, für Arbeitsgeräte, Bewässerungsanlagen etc.
Konkrete Erfahrungen mit der Kombination aus Photovoltaik-Anlagen haben Landwirte bereits sammeln können. So haben zwei Landwirte und ein Ingenieur in Büren ein innovatives Gewächshaus entwickelt. Das aus 2.700 Solarmodulen bestehende Solardach überspannt eine Beerenobstplantage, in der Himbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, sogar Apfelbäume und Tafeltrauben angebaut werden können. In der ersten Saison nach Fertigstellung der Anlage konnte der Ertrag der Plantage bereits um 20 Prozent gesteigert werden.
Das Gewächshaus in Büren könnte rechnerisch 150 Einfamilienhäuser mit Strom versorgen, es leistet 740KWp. Unter dem Solardach befinden sich Windmaschinen und Nebelsprüher, smarte Bewässerungstechnik ist unter der Plantage verbaut. Die zu 75 Prozent lichtdurchlässigen Solarpaneele ermöglichen das Pflanzenwachstum unter dem Dach, halten extreme Hitze ab und sorgen dafür, dass der Boden des Ackers feucht bleibt. Dem immer stärker ins Gewicht fallende Problem von Dürren könnte auf diesem Weg entgegengewirkt werden.
Trotz der erfolgreichen Umsetzung des Projekts beklagen die Landwirte eine fehlende Unterstützung aus der Politik. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) müsse den Anreiz für Agri-PV vergütungstechnisch Richtung sieben Cent halten. Gleichermaßen bedürfe es Änderungen im Baurecht, die solche Projekte vereinfachen würden.
Die Chancen der Agri-PV in Deutschland haben sich indes auf förderrechtlicher Ebene verbessert. Hauptproblem der Agri-PV sei lange gewesen, so der Rechtsanwalt Dr. Jörn Bringewat, dass dort Agrarprämien wegfielen, wo PV umgesetzt wurde. Nach einer aktuellen Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs sei der gegenseitige Ausschluss zwischen PV und Landwirtschaft aber europarechtswidrig.