Frau mit Sonnenbrille auf Liegestuhl zwischen Solarpanelen

Mieterstrom für Berliner Dächer

Solarenergie im Mehrfamilienhaus

Zusammenfassung

  • Mieterstrom bezeichnet ein Geschäftsmodell, bei dem lokal erzeugter Strom direkt an die Mietparteien im Haus verkauft wird.
  • Win-win: Die Betreiber:innen der Anlage erhalten einen Mieterstromzuschlag – für die Abnehmer:innen ist der Strom günstiger als der Grundversorger:innentarif.
  • Richtiges Modell auswählen: Mieterstrom ist in unterschiedlichen Betriebsmodellen möglich – direkt von der bzw. dem Vermieter:in oder als Pachtmodell durch Dritte.
Wohnsiedlung Mehrfamilienhäuser mit Solaranlagen auf Dach

Das Mehrfamilienhaus mit eigenem Ökostrom versorgen

Berlin ist Mietstadt – entsprechend groß ist die Gruppe von Menschen, die keine eigene PV-Anlage auf dem Dach installieren können. Das Interesse an einer umweltfreundlichen und zugleich kostengünstigen Energieversorgung ist allerdings auch bei Mietenden hoch. Auf der anderen Seite sind viele Dächer aktuell noch ungenutzt. Dieses doppelte Potenzial sollten Eigentümer:innen von Mehrfamilienhäusern nutzen! Das Tolle am sogenannten Mieterstrom: Der regenerativ produzierte Ökostrom bringt ihnen und ihren Mieter:innen Vorteile!

Die Grundidee: Lokal erzeugter Strom aus Solarenergie wird direkt vor Ort an die Menschen im Haus verkauft und durch sie genutzt. Der Stromliefervertrag wird dabei mit den Mietenden direkt geschlossen. Bei den derzeitigen Stromgestehungskosten von Solarenergie sind hier interessante Renditen möglich – auch aufgrund eines gesetzlich garantierten Zuschlags auf jede als Mieterstrom umgesetzte Kilowattstunde (kWh).

Vorteile des Mieterstroms mit Photovoltaik

  • Eine PV-Anlage erhöht langfristig den Wert des Gebäudebestands,da sie sich weit vor dem Ende ihrer Lebensdauer amortisiert Und das bei einem relativ geringen Wartungsaufwand und hoher Investitionssicherheit.
  • Die bislang ungenutzten Dachflächen werden zum Raum für zusätzliche Bewirtschaftung. Das ist vor allem dann interessant, wenn sowieso Sanierungen der Gebäudehülle oder der Haustechnik anstehen. Die PV-Anlage wird dann zum vergleichsweise kostengünstigen Zusatz-Asset im Portfolio.
  • Die PV-Anlage mit Mieterstromkonzept kann E-Mobilität am Gebäude unterstützen und in diesem Kontext das Energiekonzept des Hauses verbessern.
  • Eine PV-Anlage kann helfen, die Standards des Gebäudeenergiegesetzes zu erfüllen.
  • Klimafreundliche Energie verbessert das Image. Das ist vor allem im höherwertigen Mietwohnungsbau mittlerweile ein relevantes Kriterium für die Mietentscheidung.
  • Mieterstrom – gesetzliche Regelung setzt den wirtschaftlichen Rahmen

    Mieterstrom ist als Baustein der Energiewende im Erneuerbare-Energien-Gesetz(EEG) verankert. Hier ist geregelt, welche Art der Versorgung als Mieterstrom zählt und beispielsweise mit dem Mieterstromzuschlag vergütet wird. Dieser Bonus auf jede Kilowattstunde Mieterstrom orientiert sich an der Einspeisevergütung des EEG. Damit die Umsetzung dieses Zukunftsmodells zügig vorangeht, beteiligt sich der Staat an den Kosten, die durch zusätzliche Verwaltungsaufgaben entstehen.

    Wichtig zu wissen: Mieterstrom muss für die Menschen im Haus mindestens 10 Prozent günstiger sein als der Grundversorgungstarif. Das macht Mieterstrom besonders attraktiv und sorgt für hohe Akzeptanz. Auch darf die Versorgung nicht mit dem Mietvertrag gekoppelt werden. Überschüssiger PV-Strom wird ganz regulär ins Netz eingespeist und entsprechend vergütet.

    Im Förderprogramm SolarPLUS stehen verschiedenen Förderungen zur Vorbereitung und Durchführung von Mieterstromprojekten bereit.

Mehrfamilienhäuser mit Solaranlagen auf dem Dach aus der Luft fotografiert, Kaulsdorf

Mieterstrom bietet individuelle Betriebsmodelle

Je nach Verwaltungsstruktur des Immobilienportfolios bieten sich unterschiedliche Betriebsmodelle für Mieterstromanlagen an. Sie bilden die Grundlage für alle weiteren Planungen. Auch die Leistung (Größe) der Anlage spielt eine Rolle in Bezug auf Rechtspflichten, Finanzierung und Zuschüsse – die sich wiederum auf Amortisationsdauer und Rendite der Anlage auswirken.

  • Größere Wohnungsunternehmen sind oftmals in der Lage, ihre Mieterstromprojekte in eigener Verantwortung und mit eigenen PV-Anlagen umzusetzen – von der Planung und Anschaffung über den Betrieb bis zur Abrechnung der Stromlieferungen gegenüber den Mietparteien. Wohnungsbauunternehmen können bereits vorhandene Verwaltungsstrukturen nutzen, um das Projekt vorzubereiten und die neue Rechtskonstruktion des Mieterstroms umzusetzen. Teilweise ist es sinnvoll, hierfür eigene Energietochterunternehmen zu gründen. Doch auch Kooperationsunternehmen mit Energie-Professionals sind möglich.
  • Kleinere Wohnungsunternehmen bzw. Privatleute mit Besitz einzelner Mehrfamilienhäuser sind hingegen oft gut beraten, auf erfahrene Energiedienstleistungsunternehmen und deren Expertise zu setzen – von der Planung und Umsetzung über die komplette Wartung bis hin zur Abrechnung.
  • Auch Wohnungseigentümer:innengemeinschaften können mit einer eigenen PV-Anlage auf dem Dach von der dezentralen Stromerzeugung profitieren. Damit die gesamte Gemeinschaft optimal von der Anlage profitiert, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Zentral ist dabei die Entscheidung, ob die Anlage selbst oder von Dritten errichtet und betrieben wird. Weiter gilt es zum Beispiel, die spätere Abrechnung von Kosten und vor allem die Aufteilung von Einsparungen und Gewinnen zu klären. Da es für die konkrete Ausgestaltung eines solchen PV-Projekts keine Musterlösung gibt, ist eine gute und vor allem frühe Beratung hier unabdingbar.

Mieterstrom gemeinsam umsetzen – mit wem?

Mittlerweile bieten sich in Berlin viele lokale Unternehmen als Partner:in für die Umsetzung von Mieterstrommodellen an. Dies sind vor allem Energiedienstleistungsunternehmen (EDU) in öffentlicher oder privater Hand, die unterschiedliche Schwerpunkte bezüglich ihrer Mieterstrommodelle setzen. Möglich sind Konzessions- oder Pachtmodelle bis hin zum genossenschaftlichen Zusammenschluss der Mietparteien zum Betrieb der „eigenen“ PV-Anlage.

Sie sind daran interessiert, Ihr Vermietungsobjekt noch besser zu nutzen und die Potenziale Ihres Daches für eine Mieterstromanlage zu prüfen? Bei der Basisberatung des SolarZentrums Berlin erhalten Sie eine erste Einschätzung sowie wichtige Hilfestellungen für Ihr Vorhaben.

Ressourcen

Broschüre des SolarZentrums Berlin zum Mieterstrom

Der Bundesverband Solarwirtschaft hat einen Leitfaden zu Geschäftsmodellen mit PV-Mieterstrom (PDF, kostenpflichtig) herausgebracht.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) informiert ausführlich zum Thema Mieterstrom.

Weitere Informationen hält der Lexikonartikel Mieterstrom bereit.