24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen

Bett in der 24/7-Unterkunft für wohnungslose Frauen

Ein neuer Ansatz bei der Unterbringung

Mit 24/7-Unterkünften erprobt die Senatssozialverwaltung derzeit einen neuen Ansatz bei der Unterbringung und Unterstützung obdachloser Menschen. 24/7, das heißt: längerfristige Unterbringung, regelmäßige Mahlzeiten und professionelle Unterstützung rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche.

In den von der Stiftung zur Förderung sozialer Dienste Berlin (FSD) betriebenen 24/7-Unterkunft stehen Einzelzimmer für 65 Personen zur Verfügung. Die Bewohnerinnen haben die Möglichkeit, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen, zur Ruhe zu kommen und neue Perspektiven für sich zu entwickeln. Das Angebot schließt Mahlzeiten, Zugang zu Hygiene- und Gesundheitsleistungen, Angebote zur Freizeitgestaltung und zu gemeinschaftlichen Aktivitäten ein sowie Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten bei Fragen des täglichen Lebens in der Unterkunft. Fachkräfte für Sozialberatung und -betreuung sind 24 Stunden täglich und an sieben Tagen in der Woche präsent. Zudem wird in den Unterkünften auch psychologische Beratung und Unterstützung angeboten.

Ziel ist es, auf der Straße lebende Menschen dabei zu unterstützen, die Obdachlosigkeit hinter sich zu lassen. Durch die längerfristige Unterbringung und die Bündelung der Angebote unter einem Dach müssen die Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr beständig zwischen unterschiedlichen niedrigschwelligen Angeboten für Aufenthalt, Verpflegung und Übernachtung hin- und herwechseln. Die Beratung und Betreuung vor Ort erleichtert die Akzeptanz weiterführender Hilfen und fördert den Übergang in das Regelsystem.

24/7-Unterkünfte in Berlin

Folgende 24/7-Unterkünfte werden gefördert:

Es handelt sich um eine Unterkunft, die sich ausschließlich an obdachlose Frauen richtet. Trans*-Frauen sind willkommen. Für das Angebot stehen 65 Plätze in Einzelzimmern mit eigenem Bad zur Verfügung.

Fragen und Antworten

  • Was ist neu an den 24/7-Unterkünften in Berlin?

    Mit den 24/7-Unterkünften wird obdachlosen Personen die Möglichkeit gegeben, aus dem Kreislauf der täglichen Existenzsicherung – Suche nach einem Schlafplatz und Sicherstellung der Ernährung – auszubrechen und über einen längeren Zeitraum zur Ruhe zu kommen. Für die Aufnahme gibt es keine Vorbedingungen. Das Konzept basiert auf dem Ansatz, dass persönliche Veränderungsprozesse am besten gelingen können, wenn die Betroffenen nicht von existenziellen Sorgen vereinnahmt werden und Raum und Zeit für ihre Entwicklung bekommen.

  • Seit wann gibt es 24/7-Unterkünfte in Berlin?

    Während der Covid-19-Pandemie hatte die Senatssozialverwaltung phasenweise 24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen eingerichtet. Grund dafür war, dass viele Hilfsangebote für wohnungs- und obdachlose Menschen geschlossen oder eingestellt worden waren. Mit den damals eröffneten 24/7-Unterkünften sollten obdachlose Menschen als besonders gefährdete Gruppe vor einer Infektion geschützt werden. Hierzu wurden leerstehende oder bereits von der Berliner Kältehilfe genutzte Immobilien umfunktioniert. Die 24/7-Unterkünfte boten nicht nur eine rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche nutzbare Unterkunft, sondern auch Sozialarbeit und medizinische Angebote vor Ort. Die bestehende 24/7-Unterkunft ist eine Fortentwicklung des damaligen Konzepts.

  • Wie werden die 24/7-Unterkünfte finanziert?

    Die Senatssozialverwaltung förderte zunächst die Schaffung von 24/7-Unterkünften mit EU-Mitteln. Hierfür standen im Zeitraum vom Oktober 2021 bis November 2023 zirka elf Millionen Euro zur Verfügung, die das Land Berlin im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) als zusätzliche Mittel aus der Europäischen Aufbauhilfe REACT-EU erhielt. Seit dem Jahr 2024 werden 24/7-Unterkünfte aus Landesmitteln finanziert.

  • Wie erfolgt der Zugang zu 24/7-Unterkünften?

    Anspruch auf Aufnahme haben volljährige Menschen, die auf der Straße leben, unabhängig von Nationalität, Sprach- und Kulturzugehörigkeit, Geschlecht und Religion. Die Aufnahme erfolgt als Einzelperson oder in Partnerschaften. Die Aufnahme in die 24/7-Unterkünfte ist an keine Bedingungen geknüpft, außer an die Bereitschaft zur Einhaltung der Hausordnung. Die Beteiligung an den begleitenden Beratungs- und Unterstützungsangeboten ist freiwillig. Die soziale Arbeit basiert auf einer akzeptierenden sozialpädagogischen Grundhaltung.

  • Wie erfolgreich sind die 24/7-Unterkünfte?

    Der Erfahrungsaustausch im Rahmen der 6. Berliner Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe hat gezeigt, dass die 24/7-Unterkünfte mittlerweile zu einem wichtigen Baustein im System der Berliner Wohnungsnotfallhilfe geworden sind. Der Ansatz scheint geeignet, einen relevanten Beitrag zur Reduzierung von Obdachlosigkeit zu leisten. Von September 2022 bis Dezember 2023 wurden die 24/7-Unterkünfte durch das Institut für sozial-ökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA) evaluiert. Die Ergebnisse sind hier weiter unten veröffentlicht.

Evaluation

Die 24/7-Unterkünfte werden durch das Institut für sozial-ökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA) evaluiert.
Laufzeit: September 2022 bis Dezember 2023

Dokumente

  • SÖSTRA: Evaluation der 24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen - Abschlussbericht (Januar 2024)

    (barrierefrei Version)

    PDF-Dokument (1.6 MB)

  • SÖSTRA: Evaluation der 24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen - 2. Zwischenbericht (Juli 2023)

    (barrierefreie Version)

    PDF-Dokument (667.7 kB)

  • SÖSTRA: Evaluation der 24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen - 1. Zwischenbericht (Mai 2023)

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (2.1 MB)

  • Alexandra Lupprich: Abschlussbericht Evaluierung der aufgrund der Covid-19 Pandemie kurzfristig eingerichteten 24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen (September 2020)

    (barrierefreie Version, entspricht nicht dem Layout des Originalberichts)

    PDF-Dokument (555.2 kB)

  • Leistungsbeschreibung 24/7-Unterkünfte (Ausschreibung vom 18.06.2021)

    (nicht barrierefrei)

    PDF-Dokument (695.3 kB)

Weitere Informationen

  • Alexandra Lupprich (Dezember 2020): Bedingungslose Unterbringung. In der Obdachlosenpolitik eröffnete die Corona-Krise neue Möglichkeiten, in: WZB Mitteilungen, Heft 170, Dezember 2020, S. 30-32: https://bibliothek.wzb.eu/artikel/2020/f-23523.pdf