Pflegebedürftig im Sinne des elften Sozialgesetzbuches (SGB) sind Menschen, die durch gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen in ihrer Selbständigkeit oder ihren Fähigkeiten beeinträchtigt sind und deshalb der Hilfe durch Andere bedürfen. Manche pflegebedürftige Menschen brauchen wenig Hilfe im Alltag, zum Beispiel nur im Haushalt oder zum Einkaufen. Andere benötigen Hilfe und Betreuung rund um die Uhr.
Damit Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung besteht, muss eine bestimmte Schwere der Pflegebedürftigkeit vorliegen und die Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer, das heißt voraussichtlich für mehr als sechs Monate, bestehen. Sollte die Pflegebedürftigkeit für weniger als sechs Monate bestehen, kann unter Umständen Hilfe zur Pflege in Anspruch genommen werden (siehe Frage 16).
Pflege ist ein Thema, über das noch immer wenig und oft spät gesprochen wird. Viele Menschen haben beim Gedanken an Pflege die Befürchtung, dass es ihnen schwerfallen wird, pflegerische Tätigkeiten auszuführen oder selbst anzunehmen und sich möglicherweise ihr Privatleben komplett ändern wird.
Pflege kann schwer sein. Schwer für die Pflegenden, aber auch schwer für die Pflegebedürftigen. Alle Beteiligten sollten sich bewusstmachen, dass Pflege oft einen Prozess der Neuausrichtung bedeutet. Die Belastungen durch die häusliche Pflege liegen zumeist darin, dass Sie Ihren Alltag an die Notwendigkeiten der Pflege anpassen müssen und sich Beziehungen und Rollen verändern können.
Pflege kann bereichernd sein. Pflegende berichten oft davon, dass sie pflegen, weil es Ihnen das Gefühl gibt, gebraucht zu werden und sie gleichzeitig etwas zurückgeben können. Oft ändert sich das Leben für Pflegende. Jedoch gelingt es auch vielen Menschen aus der pflegerischen Aufgabe, positive Energie und Zufriedenheit zu gewinnen. Pflegebedürftige können erfahren, dass sie zugleich auf Hilfe angewiesen sein und weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Gut zu wissen
- In Berlin gibt es laut dem „Datenreport 2023 Pflege in Berlin“ ungefähr 185.000 Pflegebedürftige.
- Über 85% der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt.
- Geschätzt 200.000 Berliner und Berlinerinnen sind pflegende An- und Zugehörige.
- Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Pflegekonstellationen, so zum Beispiel die Pflege durch Angehörige mit und ohne Unterstützung von ambulanten Pflegediensten, die 24-Stunden-Betreuung (Live-In-Pflege), Pflegewohngemeinschaften, Pflege auf Distanz und viele mehr. Jede Pflegeform bietet andere Vorteile, aber auch Schwierigkeiten.
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Pflegestützpunkte beraten kostenlos, neutral und individuell. Sie sind unter der Telefonnummer (0800) 59 500 59 zu erreichen.
- Immer noch sind häufig Frauen die Hauptpflegepersonen, viele davon berufstätig. Bitte informieren Sie sich über Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege (siehe Frage 23) und Entlastungsmöglichkeiten (siehe Frage 8, Fragen 21 bis 25).
- Berlin hat zur Unterstützung der Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen ein breites Netz an Informations- und Beratungsstrukturen.