Es hat sich bewährt, zwei Personen aus dem mittleren Management (Personal, Pflege), außerhalb der eigentlichen Arbeitseinheit (z. B. Wohnbereich, Team oder Station) als Ansprechpersonen für die neue Mitarbeiterin oder den neuen Mitarbeiter auszuwählen. Sinnvoll ist es, wenn die Ansprechpersonen im Onboardingprozess geschult sind, was besonders bei Fachkräften und Auszubildenden aus dem Ausland von zentraler Bedeutung ist, um den höheren Anforderungen an die soziale und kulturelle Integration gerecht zu werden.
Kennenlernen der Einrichtung und fachliche Einarbeitung
Besonders für neue Auszubildende bietet sich eine Einführung in den ersten drei Tagen an. Dazu gehören die Erläuterung der Struktur und Philosophie der Einrichtung sowie der Ablauf der Ausbildung. Eine Anfangsrallye oder Hauserkundung stellt hierbei eine kreative Möglichkeit dar. Mit Fantasie, guter Vorbereitung und wenigen Mitteln lässt sich so ein guter erster Einstieg gestalten.
Der Anfang kann durch einen etwas verkürzten Arbeitstag erleichtert werden. Der Beginn des ersten Tages in der neuen Praxiseinsatzstelle für Auszubildende zu einem späteren Zeitpunkt bspw. um 9 Uhr bietet eher die Möglichkeit für einen ruhigen Start. Die Auszubildenden erhalten als Arbeits- und Lernaufgabe das „Kennenlernen der Abläufe“. Eine Reflexion mit den praxisanleitenden Personen erfolgt nach ca. 14 Tagen.
Auch für neue Beschäftigte ist am ersten Arbeitstag ein Beginn um 9 Uhr ein freundlicher Einstieg. Förderlich für einen guten Start ist, wenn mindestens an den ersten drei Tagen der neuen Kollegin oder des neuen Kollegen zusätzliches Personal im Dienstplan geplant wird. Die erste Phase des Ankommens dauert unterschiedlich lange, je nach Einsatzgebiet und nach erforderlichem Fach- und Spezialwissen.
Allgemeine Orientierung durch einen Buddy
Falls die Möglichkeit besteht, eine Person als Buddy (synonym: Paten) für die Begleitung des neuen Teammitglieds einzusetzen, ist es besonders in dieser Phase förderlich. Der Onboarding-Buddy steht für allgemeine Fragen zu den Arbeitsabläufen und den Besonderheiten der Einrichtung zur Verfügung und fördert die Integration in das Team. Er oder sie gibt eine erste Orientierung und erleichtert so das Ankommen. Soll auch die fachliche Einarbeitung durch die Begleitung abgedeckt werden, muss die Auswahl des Buddys qualifikationsgerecht erfolgen. Geht es aber zunächst nur um eine erste allgemeine Einstiegshilfe, kann bspw. eine neue Fachkraft auch von einer erfahrenen Pflegefachassistenzkraft oder einer erfahrenen Person ohne berufliche Qualifikation begleitet werden. Zu beachten ist, dass dem Buddy oder der Patin ausreichend Zeit für die wichtige Aufgabe eingeräumt wird.
Fachliche Einarbeitung
Erfahrungen zeigen, dass die fachliche Einarbeitung am besten mit einem strukturierten Einarbeitungskonzept gelingt. Der Schwerpunkt des Versorgungsbereichs muss sich im Konzept unbedingt wiederfinden. Ein guter fachlicher Einstieg gelingt durch eine kurze schriftliche Beschreibung des Fachbereichs, z. B. durch ein Portfolio.
Hier werden Kontaktdaten, pflegerische und medizinische Fachlichkeit sowie der Pflegeprozess dargestellt. Sinnvoll ist außerdem eine qualifikationsgerechte Begleitung des neuen Teammitglieds durch eine erfahrene Person und ein gemeinsamer Einsatz im Dienstplan über einen definierten Zeitraum. Die Verantwortung für die Einarbeitung liegt dennoch immer bei der Leitung.
Es gibt verschiedene Beispiele und Vorlagen für Einarbeitungskonzepte in der Pflege. Die Vorlagen können als Orientierung und zur Erarbeitung eines einrichtungs- und fachspezifischen Konzeptes genutzt werden. Checklisten erleichtern einen strukturierten Ablauf und sorgen für einen fortlaufenden Abgleich des aktuellen Stands mit dem Ziel, das es zu erreichen gilt:
- Organisatorische Einarbeitung: Liegen die notwendigen Informationen oder Materialien für die Arbeit vor? Hat die Kollegin oder der Kollege, die die fachliche Einweisung übernimmt, zeitliche Ressourcen?
- Fachliche Einarbeitung: Vermittlung von Arbeitsabläufen, fachlichen Besonderheiten und Ermittlung von Weiterbildungsbedarf
- Rechtliche Einarbeitung: Einweisung Qualitätsmanagment, Arbeitsschutz und Hausordnung etc.
Neben dem Kennenlernen der Arbeitsabläufe und dem Aneignen neuer fachpraktischer Fähigkeiten ist es erforderlich, explizit auf die individuellen Bedarfe des neuen Auszubildenden oder der neuen Kollegin einzugehen und den Aufbau weiterer Fachkenntnis zu fördern.
Es gibt viele Wege, um fachliche Kompetenz zu vermitteln und zu erweitern. Es folgen drei Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen der Pflege, die sich bewährt haben und nicht nur für die genannten Bereiche geeignet sind. Zumeist werden verschiedene Varianten miteinander kombiniert.
Praxisbeispiele
Langzeitpflegeeinrichtung – eine Mischung aus:
- Angebot klassischer Fortbildungen zu Pflichtthemen wie bspw. Notfallmanagement, Gewaltprävention, Sterbebegleitung
- E-Learning-Plattform zur Vermittlung von fachlichem Wissen. Der Vorteil ist, dass Zeiten zum Lernen selbst gewählt werden und Themen beliebig oft wiederholt werden können.
- Visitation bei Fachkräften zur Beratung und wenn nötig Unterstützung.
Krankenhaus
Vermittlung von Fachwissen über eine online-basierte Wissenssammlung (App). Für jeden Fachbereich ist das erforderliche Spezialwissen hinterlegt. Die App enthält auch eine Checkliste, die eine Überprüfung der eigenen Leistung ermöglicht: Was habe ich schon gelernt? Was kenne ich? Wo fehlt noch etwas? Unterstützt wird der Lernprozess durch begleitende Fachgespräche mit einer Ansprechperson oder der Führungskraft.
Pädiatrie
- Vermittlung von Fachwissen in Fortbildungsreihen parallel zur klassischen Einarbeitung. Die unterschiedlichen Module beinhalten sowohl allgemein pädiatrische Themen als auch spezialisierte Themen einzelner Fachbereiche, sowie Besonderheiten der pädiatrischen Pflege.
- Gleichzeitig findet in den Veranstaltungen ein Networking zwischen den neuen Mitarbeitenden und darüber hinaus mit den dozierenden, erfahrenden Pflegefachpersonen statt.
Besonders für neue Führungskräfte kann ein Traineeprogramm, bei dem unterschiedliche Stationen der Einrichtung durchlaufen werden, eine gute Basis schaffen. Der zeitliche Umfang des Programms muss je nach späterer Tätigkeit und Größe des Unternehmens gewählt und die arbeitsvertraglichen Konditionen geklärt werden.
Die Dauer von sechs Monaten hat sich in einzelnen Einrichtungen bewährt. Das Traineeprogramm ist allerdings zeit- und personalintensiv.