bbz Iandschaftsarchitekten Berlin GmbH, Berlin
Verfasser:innen: Timo Herrmann
Mitarbeiter:innen: Duygu Demir, Luka Paulina Emde,
Lea Warneke, Marc Leppin, Malte Stellmann
Die Verfasser stellen ihren Entwurf unter das Motto “Ein Grüner Kiezplatz für alle“ und haben das Ziel, dass das Miteinander durch den Ausbau der Freizeitnutzungen gestärkt wird. Gleichzeitig soll der Lausitzer Platz eine wichtige ökologische Funktion als Klimainsel und im Sinne der Schwammstadtidee erfüllen. Diesem Anspruch entspricht die Arbeit unter anderem dadurch, dass sie den Grad der Versiegelung im Vergleich zur heutigen Situation signifikant verbessert, was ihr durch eine geschickte Anordnung der Erschließungsflächen gelingt.
Vor der Emmaus-Kirche entsteht ein gut proportionierter asymmetrischer Platzbereich mit Wasserspiel, in den der Baumbestand integriert und der – unter Freihaltung der zentralen Gebäudeachse – durch breite Sitzbänke vom Gehweg der Skalitzer Straße getrennt wird. Beidseitig dieses Vorplatzes wird die historische Wegeführung unter den Baumreihen in Nord-Süd-Richtung aufgegriffen, die nun auf selbstverständliche Weise den Vorplatz mit der nördlichen Platzseite verbindet und dort auf den verkehrsberuhigten Straßenraum trifft.
Der bestehende Diagonalweg auf der Westseite des Platzes wird durch zwei versetzt geführte Wegestränge auf der Ost- bzw. Nordseite ergänzt (Material wassergebundene Wegedecke), wodurch nördlich der Kirche ein aufgeweiteter Bereich entsteht, um den die verschiedenen Freizeit- und Spielangebote für alle Nutzergruppen angeordnet werden. Kritisiert wird jedoch, dass die erhaltenswerten Spielgeräte nicht wie gefordert in die Konzeption integriert wurden. Auch ist die Anordnung mancher Nutzungsangebote im Wurzelbereich der Bäume problematisch, was aber durch einen Tausch der Nutzungsangebote innerhalb der ausgewiesenen Flächen behoben werden könnte.
Die durch die Wegeführung gebildeten Grünflächen sind zwar gut proportioniert. Das vorgeschlagene Vegetationskonzept mit Wiesenflächen wird jedoch angesichts des zu erwartenden Nutzungsdrucks und die mehrheitliche Lage der Flächen im Schatten von Bäumen und dem Baukörper der Kirche kritisch gesehen. Befürchtet wird zudem, dass in kurzer Zeit Trampelpfade als Abkürzungen zwischen den vorgeschlagenen Wegen entstehen, so dass sich Rasen- und Wiesenflächen nicht dauerhaft werden halten können.
Durch das beschriebene Erschließungssystem innerhalb der Platzfläche wird der verkehrsberuhigte Straßenraum über die Platzfläche hinweg auf selbstverständliche und funktional nachvollziehbare Weise miteinander verbunden. Wichtige Wegeverbindungen wie zwischen den Schulstandorten wurden berücksichtigt.
Der bisherige Straßenraum wird in Kombination mit dem Kirchvorplatz als sozialer Begegnungsraum verstanden, in dem Community-Gärten, Außengastronomie und Fahrradbügel angeordnet sind. Die zurückhaltende und einheitliche Gestaltung (gesägtes und aufbereitetes Granitkleinsteinpflaster) wird auf Ost- und Westseite überwiegend als positiv empfunden, während auf der Nordseite die umgestalteten Flächen – insbesondere für eine gastronomische Nutzung auf der sonnenbeschienenen Platzseite – zu beengt sind.
Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Abpflanzung der dem Platz zugewandten Seite, die von einem Teil der Jury als zu starke Trennung vom zum Fußgängerbereich umgewidmeten Straßenraum empfunden wird.
Auf der Ost- und Westseite werden die bestehenden Baumreihen unter Einbeziehung heutiger Stellplatzflächen mit Gräsern und Stauden unterpflanzt, so dass begrünte, der Versickerung dienende Übergangszonen zwischen dem umgebauten Straßenraum und den parallel geführten Wegen entstehen, die auf Grund der Höhe der Bepflanzung gut übersehbar sind. Neben der Ableitung des Regenwassers in benachbarte Pflanzflächen, werden die Niederschläge auch in Rigolen unterhalb des Straßenraums gesammelt und zeitverzögert an das Grundwasser abgegeben.
Insgesamt bildet die Arbeit – trotz der oben genannten und z.T. innerhalb der Jury kontrovers diskutierten Kritikpunkte – einen gelungenen und gut realisierbaren Beitrag als Antwort auf die verschiedenen, z.T. widerstreitenden Anforderungen an den Lausitzer Platz.
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe