1. Preis im Wettbewerb

1. Preis: 23.000 €

WES LandschaftsArchitektur PartGmbB, Berlin

Verfasser:innen: Betz, Kaschke, Wehberg-Krafft, Rödding, mit Hans-Hermann Krafft
Mitarbeiter:innen: Stefan S. Weber, Aliaksandra Dalmatava, lsrat Jahan Nishat, Fritz Miething

Beratung / Fachberatung:
Regenwassermanagement: Tom Kirsten, Berlin

  • Beurteilung durch die Jury

    Der Entwurf “Kiezleben – Mitten im Grünen” ordnet den Lausitzer Platz auf überraschend selbstverständliche Weise und bietet eine gelungene Antwort auf die herausfordernde Frage nach einem grünen, aber dennoch aktiven Stadtplatz mitten im Kreuzberger Kiezleben.

    Der Straßenraum übernimmt die Grundzüge eines klassischen Straßenprofils. Durch den wiederkehrenden Belag des Mosaiksteinpflasters, der sich auch in den gesamten Parkraum erstreckt, gelingt es dem Verfasser, die neue Qualität eines nur zu Fuß begangenen Raums hervorzuheben. Der nördliche, belebte Straßenabschnitt – hier “Stadtterrasse” genannt – erhält angemessenerweise einen großzügigeren Querschnitt mit Platz für Außengastronomie und konsumfreien Aufenthalt. Vor allem am östlichen und westlichen Platzrand steht jedoch die Ausdehnung der Tiefbeete im Konflikt mit den Nutzungen auf dem Bürgersteig und trennt die Erdgeschosszonen vom Platzleben.

    Die Erschließung und Platzsetzung im Inneren des Platzes ist sehr geordnet und berücksichtigt alle wichtigen Wegeverbindungen auf sinnvolle Weise. In der Platzmitte bildet sich um den bestehenden Bolzplatz herum eine größere, von Bäumen überstandene Platzfläche, die großzügig mit Sitzgelegenheiten gerahmt ist. Zusammen mit weiteren Angeboten wie Familientischen, Tischtennis und einem Parkourpark verspricht der Ort eine große Lebendigkeit und ein Miteinander aller Generationen.

    In weiteren Schritten müssten die jeweiligen Beläge auf Barrierefreiheit überprüft werden. Ebenso wurde die Pflasterung im Wurzelbereich der Bestandsbäume kritisch betrachtet. Hier müssten Größe der Baumscheiben und Aufbau des Oberbaus berücksichtigt werden.

    Ein großer, zusammenhängender Spielplatz ist im Norden des Platzes angeordnet und bietet ausreichend Fläche, um Spielangebote für alle Altersklassen aufzunehmen. Durch die Nähe zur Außengastronomie in der Straße nördlich des Platzes entsteht der klassische und bewährte Synergieeffekt von kaffeetrinkenden Eltern, die die spielenden Kinder beaufsichtigen. Ein noch stärkerer Zusammenhang und deutlichere Wegeverbindungen und Einsehbarkeit zwischen Straßenraum und Spielplatz/Platzmitte wären an dieser Stelle jedoch wünschenswert. Ebenso kann hinterfragt werden, ob die Führung des Radweges an dieser Stelle nicht eine unnötige Zäsur bildet.

    Zwischen Platzmitte und Straßenraum erstrecken sich großzügige Grünflächen, die die Standorte der Bestandsbäume aufnehmen. Die Größe und der Zuschnitt der Grünflächen und Belagsflächen versprechen einen funktionierenden Umgang mit dem Konflikt zwischen Nutzungsdruck und dem Erhalt von Vegetationsstrukturen. Das Regenwassermanagement mit einfacher Flächenversickerung wird durch Tiefbeetrigolen ergänzt und erscheint funktional.

    Trotz der fast streng anmutenden Strukturierung des Platzes finden sich immer wieder kleine Abweichungen und besondere Orte mit verschiedenen Nutzungs- und Aufenthaltsangeboten: die “Ruhige Nische”, die “Sonnen- Nische”, Tischtennisplätze usw. Das Urban Gardening wird in Straßenraumnähe platziert, kann aber durch seine räumliche Integration in die Grünflächen in seiner Größe auf den tatsächlichen Bedarf reagieren, ohne dass der Entwurf beeinträchtigt wird.

    Positiv hervorzuheben ist der sorgfältige Umgang mit den kleinen “Plätzchen” als jeweilige Auftaktplätze an den vier Ecken des Platzes, die jeweils eigene Funktionen je nach Standort und angrenzenden Erdgeschossnutzungen übernehmen können. Dabei wurden jedoch nicht alle Anforderungen der Feuerwehr beachtet. Der schwierige Ort des Kirchenvorplatzes an der stark befahrenen Skalitzer Straße wird mit einem Nebelbrunnen aufgewertet. Auch wenn die Geste möglicherweise etwas überdimensioniert wirkt, wird der positive Beitrag zur Stadtklimatik gewürdigt.

    Insgesamt handelt es sich um einen Entwurf, der sowohl die städtebauliche Situation als auch die sich verändernden Bedürfnisse des städtischen Freiraums souverän berücksichtigt hat.

  • 1. Preis Perspektive 01

    Perspektive

  • 1. Preis Perspektive 02

    Perspektive

  • 1. Preis Lageplan

    Lageplan