Europaplatz Süd - Bahnhofsvorplatz zur Invalidenstraße, Berlin Mitte
Ausschreibung
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Aufgabe
Der Berliner Hauptbahnhof ist der größte und wichtigste Personenverkehrsbahnhof in Berlin. Aktuell sind die Flächen auf dem nördlichen Bahnhofsvorplatz (Europaplatz Süd) durch eine hohe Orientierungslosigkeit und durch eine Übernutzung der geringen Flächenpotentiale geprägt. Es bedarf einer gestalterischen qualitativ hochwertigen und langlebigen Lösung, die eine deutliche Verbesserung der Situation vor Ort herbeiführt.
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Auslobung
Steckbrief
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Kategorie
Landschaftsarchitektur
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Typologie
Öffentlicher Raum
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Ort
Berlin Mitte
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Verfahrenstitel
Europaplatz Süd – Bahnhofsvorplatz zur Invalidenstraße
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Verfahrensart
Mehrfachbeauftragung
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Teilnehmerkreis
Landschaftsarchitekt:innen
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Auslober:in
Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen | Abteilung II – Städtebau und Projekte
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Bauherr:in
DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, Büro Berlin
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Bedarfsträger:in
DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, Büro Berlin
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Ausgewählter Beitrag
Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden
Terminübersicht
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Bekanntmachung
12.05.2023
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Frist für schriftliche Rückfragen per E-Mail
24.05.2023
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Einsendeschluss Teilnahme-Bewerbungen
28.05.2023
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Auswahl der Teilnehmer
05.06.2023
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Beauftragung der Teilnehmer
06.06.2023
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Start | Ausgabe der Unterlagen Mehrfachbeauftragung
09.06.2023
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Informationsgespräch / Kick-Off
21.06.2023
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I. Bearbeitungsphase
26.06. – 29.07.2023
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Zwischenpräsentation
03.08.2023
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II. Bearbeitungsphase
07.08. – 08.09.2023
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Ende | Abgabe Pläne
08.09.2023
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Entscheidung Auswahlgremium
11.10.2023
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Ergebnisprotokoll
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Beurteilung durch die Jury
„Entrée Berlin“ ist nicht nur Projektname, sondern ist zugleich ein Versprechen.
Die Verfasser:innen bieten eine raumgreifende Platzfläche und atmosphärenreichen Ort an, der den Durchreisenden einen stimmungsvollen Eindruck von der Mitte Berlin vermittelt. Wobei sich das gestalterische Konzept auf die Verwendung von wenigen Elementen konzentriert und so eine gute Orientierung ermöglicht.
Die vom Bahnhofsgebäude zur Invalidenstraße leicht ansteigende Platzoberfläche verleiht der Gesamtsituation eine positive Großzügigkeit und hebt den Baumschirm als Hauptelement des Entwurfes zusätzlich hervor. Eine helle geschliffene Asphaltfläche ermöglicht ein vielfältiges Nutzungsangebot und schafft im Schatten des Bahnhofsgebäudes einen freundlichen Aufenthaltsort.Das vorliegende Projekt vermag nicht nur gestalterisch zu überzeugen, sondern ist auch eine zukunftsweisende Reaktion auf Fragen des Stadtklimas, der Biodiversität und dem Umgang mit dem anfallenden Regenwasser, welches auf der gesamten Platzfläche gesammelt und zur Bewässerung des Baumhains verwendet wird. Neben diesen nachhaltigen Themen hebt sich die Arbeit durch die Wiederverwendung u.a. der Entwässerungsinfrastruktur hervor, was einen haushälterischen Umgang mit Ressourcen erkennen lässt.
Die Aufgabe von bestehenden Straßenbäumen an der Invaldidenstraße wird weniger kontrovers diskutiert, wie die noch zu geringe Dimensionierung des Baumhains. Es besteht der Eindruck, dass die Beziehung im Raum zwischen dem Bahnhofsvordach und dem Baumhain noch nicht abschließend untersucht wurde. Die Lage des Fahrradparkens und Jelbi sowie des öffentlichen WCs werden positiv hinsichtlich der Sichtbarkeit gewertet, wenn auch die Positionierung der Doppelparker zu wenig Bewegungsraum zulässt. Sehr kritisch wurde das Möblierungsrepertoire in Lage und Ausformulierung gesehen.
Es besteht das Vertrauen, dass auf diese Punkte reagiert werden kann, ohne die vorhandene hohe Qualität des Entwurfes zu beeinträchtigen.
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Beurteilung durch die Jury
Der Beitrag zeichnet sich durch zwei raumbildende Setzungen in Form von topographisch erhöhten Baumhainen aus. Mit diesen in der Platzmitte angeordneten Begegnungs- und Aufenthaltsbereichen aus modellierter wassergebundener Wegedecke gelingt es den Verfassenden, zum einen auf die vorhandenen Bewegungsströme zu reagieren bzw. diese zu leiten, zum anderen attraktive Bereiche für den Aufenthalt auszubilden. Insgesamt erscheinen die Setzungen jedoch in ihrer Dimensionierung als zu groß, sodass die Bewegungskorridore im Hinblick auf die teils großen Besucherströme recht beengt wirken. Dies gilt neben der zentralen Verbindung zwischen den Tramhaltestellen und dem Hauptzugang des Bahnhofsgebäudes insbesondere für die Wegeverbindung entlang der am östlichen Platzrand angeordneten Fahrradabstellplätze.
Die Oberflächengestaltung wird in einem einheitlichen Kleinsteinpflaster ausgeführt, in die sich die Begegnungs- und Aufenthaltsorte in Form von topographisch modellierten Bereichen aus wassergebundenen Decken integrieren.
Das Kleinsteinpflaster soll in einer ungebundenen Bauweise ausformuliert werden und erlaubt im Zusammenspiel mit den wassergebundenen Flächen eine teilweise Versickerung des anfallenden Regenwassers vor Ort. Die Baumhaine aus unterschiedlichen Baumarten bieten atmosphärische Aufenthaltsbereiche und wirken in den Sommermonaten durch ihre Schattenspende der übermäßigen Erhitzung der Platzfläche entgegen. Insbesondere die klimarelevanten Aspekte der Versickerung und Verschattung werden als positiv bewertet. Kritisch hingegen wird das Pflaster hinsichtlich der bestehenden Anforderungen an Lastenverkehre sowie der einfachen und bequemen Begehbarkeit gesehen. Zudem können Bedenken hinsichtlich Funktionalität und Pflege der modellierten Flächen nicht vollständig ausgeräumt werden.
Die freie Bestuhlung wird als interessante gestalterische Idee bewertet, kann in Hinsicht auf Robustheit und Barrierefreiheit jedoch nicht vollständig überzeugen.Die Fahrradstellplätze, die Jelbi Station sowie die WC Anlage sind optimal und platzsparend am östlichen Platzrand verortet. Auf Doppelstockparker mit einer Überdachung wird an dieser Stelle verzichtet.
Insgesamt entwickelt die Arbeit einen spannenden thematischen Ansatz, der in der räumlichen und materiellen Ausformulierung jedoch nicht immer schlüssig wirkt. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit erscheint die Arbeit dem Ort angemessen, die Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens scheint jedoch fraglich.
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Beurteilung durch die Jury
Der Arbeit „Ein Berliner Bahnhofsplatz“ gelingt es einen funktional schlüssig gegliederten Platz zu erzeugen, der ein konzeptionelles Kontinuum zwischen Europaplatz Süd und Washingtonplatz schafft. Die großzügig offen gestaltete und gut nutzbare Fläche mit einer punktuellen Setzung als Treffpunkt wird prinzipiell positiv diskutiert.
Die „Landschaftsskulptur“ kann jedoch in ihrer beliebig wirkenden Gestalt, Lage und Art der Bepflanzung nicht überzeugen. Hier wäre eine deutlich eindeutigere Antwort wünschenswert gewesen. Auch der Untergrund aus großformatigen Granitplatten wird kontrovers diskutiert. Er wird einerseits als passend zur angrenzenden Architektur des Bahnhofgebäudes gewürdigt, andererseits aber als kaum finanzierbar eingeschätzt.
Positiv fällt die Praktikabilität der Ausstattung des Platzes auf. Der Funktionsbereich Fahrradparken und Jelbistation ist gut gesetzt und dimensioniert und erlaubt das konfliktfreie Benutzen. Es werden ausreichend robuste Sitzmöglichkeiten angeboten, wenngleich diese leider weder barrierefrei noch verschattet ausbildet wurden. Der nördliche Bereich der Sitzmauern im Osten des Platzes engt den stark frequentierten Bereich zum Übergang zur Tramhaltestelle etwas ein.
Die Anzahl der Bushaltestellen an der Invalidenstraße wurde zu gering vorgesehen. Die Größe der Warteflächen und die Erreichbarkeit durch den unmittelbar anliegenden Radweg funktionieren nur eingeschränkt.
Eine stärkere Auseinandersetzung mit Themen der Nachhaltigkeit – insbesondere des Regenwassermanagements – wäre ebenfalls wünschenswert gewesen.
Somit gelingt es der Arbeit nur in Teilen, ein eigenständiges und überzeugendes Bild für den Europaplatz Süd zu entwickeln.
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Beurteilung durch die Jury
Die vielen guten Vorsätze dieser Arbeit werden gewürdigt, die inhaltliche Ausformulierung und Weiterentwicklung dagegen kritisch diskutiert.
Zunächst wirkt die Maßstäblichkeit der stadträumlichen Setzung grundsätzlich zu kleinteilig und das zu erwartende Zusammenspiel mit dem Bahnhofsgebäude nicht stimmig. Der gewählten Ordnungsstruktur und seine barocke Anmutung wird durch die Baumwahl (Trauerweide) positiv entgegengewirkt, ist dennoch nur sehr bedingt nachvollziehbar und für zukünftige Anpassungen wenig entwicklungsfähig. Durch die vielen unterschiedlichen Materialien und Elemente geht hier weiter die Großzügigkeit verloren.
Die relativ schmalen Korridore wirken gemessen an dem Besucheraufkommen zu eng und lassen im Evakuierungsfall negative Effekte befürchten. Das großzügige Sitzangebot wirkt beliebig verortet und vom Angebot insgesamt etwas überzogen. Auch die dahinterliegenden Grünflächen sind potentielle Entstehungsräume für soziale Biotope.
Die Fahrradabstellanlage im Osten ist auch in der Überarbeitung noch schematisch und insgesamt zu knapp dimensioniert.
Im südlichsten Teil, der für Baumpflanzungen vorgesehenen Flächen, scheint der Aufbau nicht ausreichend zu sein. Ebenso werden die fehlenden Sichtbeziehungen bei den Fluchtwegen (Seitenflügel) als problematisch angesehen.
Kosteneinsparungen durch den Erhalt von Bestandselementen (Unterbau und Entwässerungsinfrastruktur) scheinen im Bereich vor der Nordfassade des Bahnhofs realistisch. Der Unterhaltungsaufwand wird dagegen im oberen Bereich eingestuft.Insgesamt kann das vorgeschlagene Konzept nicht überzeugen.
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Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe