Los 5 „Eckhaus Breite Straße/ Neumannsgasse"

1. Preis: 14.000 €

Springer Architekten, Berlin
Verfasser:in: Prof. Jörg Springer, Dipl.-Ing. Architekt BDA
Mitarbeitende: Tornike Kublashvili, Maximilian Küchler

  • Beurteilung durch die Jury

    Das selbstbewusste Erscheinungsbild des kompakten Eckgebäudes überzeugt durch einen selbstverständlichen, gut erfassbaren, kräftigen Auftritt. Die mit Keramikelementen abwechslungsreich bekleidete Fassade gliedert sich in einen zweigeschossigen, massiven Sockel, geprägt durch liegende Fensterformate und stärkere Wandpfeiler und vier darüberliegenden kleinteiliger gegliederter Geschosse, mit stehenden Fensterformaten, wobei das oberste Geschoß eine 30 cm Überhöhung hat. Die Rückstaffelung an der Neumannsgasse ergibt sich selbstverständlich aus der Gebäudekomposition selbst.

    Schlüssig liegen die beiden Eingänge, zum Bürogebäude und der Gastronomie, an der Breite Straße, dies auch, damit die drei Schaufenster an der Neumannsgasse alleine dem Erleben des archäologischen Fensters gewidmet bleiben. Die Besonderheit des Zugangs zur Hofpassage an der Neumannsgasse verdiente jedoch deutlich mehr architektonische Aufmerksamkeit. Die tiefen Fensterbänke der Schaufensteranlagen in Sitzhöhe im Erdgeschoßen laden Passanten zum Verweilen ein.

    Eine Übergangszone im Eingangsbereich der Gastronomie auf Straßenniveau ermöglicht eine publikumswirksame, attraktive Anordnung einer innenliegenden Bar mit Außengastronomie.

    Die besondere Prägung des Hauses durch die archäologischen Funde im Untergeschoss des alten Ermeler Hauses werden mit diesem Entwurf deutlich räumlich in Wert gesetzt und inszeniert. Dies nicht nur für die Besucher des Restaurants, sondern auch für die Büronutzenden, wird ein Einblick in das Herz des Hauses in drei unterschiedlichen Höhen geschaffen. Dieses Raumspektakel wird ermöglicht durch gestapelte Nebenräume über drei Etagen, die den Luftraum flankieren und durch die Notwendigkeit eine Tieferlegung der Sohle um 30 Zentimeter. Dies wird aus denkmalpflegerischer Sicht kritisch bewertet und steht unter dem Vorbehalt , dass dies technisch und konservatorisch umsetzbar ist.

    Die Bürogeschosse mit der Möglichkeit bis zu drei selbständige Büroeinheiten zu bilden, bieten eine, auf einem relativ kleinen Raum große Flexibilität. Die Grundrissorganisation ist funktional. Die tagesbelichteten Mittelbereiche bieten für die Büronutzenden eine hohe Aufenthaltsqualität.
    Das Gebäude überschreitet die laut Bauvorbescheid in Aussicht gestellte maximale Gebäudehöhe. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, warum das oberste Geschoß überhöht ist.

    Für die Kosten, für die keine spezifischen Kostenausreißer benannt werden, sind ferner leicht überhöhte Ausbaukosten durch die Lehmbauweise zu konstatieren.

  • Los 5 1. Preis Modellfoto

    Modellfoto

  • Los 5 1. Preis Ansicht BS

    Ansicht Breite Straße

  • Los 5 1. Preis Ansicht Neumannsgasse

    Ansicht Neumannsgasse

  • Los 5 1. Preis Schnitt 1

    Schnitt

  • Los 5 1. Preis Schnitt 2

    Schnitt

  • Los 5 1. Preis Grundriss UG

    Grundriss UG

  • Los 5 1. Preis Grundriss EG

    Grundriss EG

  • Los 5 1. Preis Grundriss RG

    Grundriss RG

  • Los 5 1. Preis Grundriss 5OG

    Grundriss 5. OG

2. Preis: 10.500 €

Baumschlager Eberle Architekten, Berlin
Verfasser:in: Prof. Gerd Jäger
Mitarbeitende: Hagen Brandt, Edoardo Comotti,
Tchavdar Todorov, Sameh Zayed

  • Beurteilung durch die Jury

    Die Eleganz und Leichtigkeit, mit der das Projekt das Grundstück des Los 5 angeht, ist konsequent und reichhaltig. Es beginnt zunächst mit dem Umgang mit der Vergangenheit, insbesondere mit den Funden des Ermelerhauses, das an dieser Stelle stand. Die Erinnerung an das Ermelerhaus bildet den Entwurfsansatz für das neue Gebäude.

    Die Erinnerung bezieht sich einerseits auf das Volumen und andererseits auf den Verlauf der ehemaligen Breite Straße. Der Umgang mit der Erinnerung und dem Denkmal hat mit Störung zu tun. Es geht um die Zerstörung der Vergangenheit und das Wiedererleben einer Zeit. Die Antwort dieses Projekts ist nicht Schwere, sondern eine leichte Störung – eine leichte Unebenheit en passant. Die Jury diskutiert kontrovers, über den subtilen Ansatz dieser Entwurfsidee. Das Projekt macht durch eine leichte Drehung in der Fassade das Volumen des Ermelerhauses wieder sichtbar und wandelt die problematische einseitige Staffelung in einem Eckhaus in eine elegante, leichte schräge Staffelung auf beiden Seiten um – jedoch nicht vollständig.

    Der Eingang zur Gastronomie wird mittig zum neu gestalteten Baukörper über eine Treppe nach unten fast pompös geführt. Die Jury wünscht sich einen deutlicheren Ausdruck der Treppe.

    Der Umgang mit der Einfahrt in die Hofpassage, u. a. als archäologischer Pfad mit Blick auf die Funde wird begrüßt, da die Funde nicht nur kommerziell erlebbar sind, sondern auch informell, en passant.

    Der Eingang ins Bürogebäude erfolgt ebenfalls über das „neue Ermelerhaus“. Die Schwächung durch diesen zweiten Eingang neben dem eigentlichen Gastronomiezugang in diesem Fassadenabschnitt wird kritisiert.

    Der großzügige Lichteinfall über zwei Fensterachsen in den Treppenraum wird gewürdigt.

    Die Detaillierung der Fassade wirkt eher unprätentiös, mehr Aufmerksamkeit in Sinne von Unebenheit bis Opulenz wäre angebracht.
    Der Umgang mit den archäologischen Funden ist elegant und großzügig. Alle Räume nehmen Bezug zu den archäologischen Funden des Ermelerhauses auf: Hofpassage, Eingangsbereich, Nebenräume und Gastronomie. Die Tragkonstruktion im Bereich der Funde ist ebenfalls pragmatisch und elegant über drei Stützen gelöst, was wiederrum eine Irritation erzeugt durch die freie Platzierung ohne erkennbares Raster oder Richtung.

    Die ermittelten Baukosten werden mit + 6 % über dem Budget angegeben, was u. a. den überdurchschnittlichen Ausbaukosten durch Lehmbau zuzuschreiben ist.

  • Los 5 2. Preis Modellfoto

    Modellfoto

  • Los 5 2. Preis Ansicht BS

    Ansicht Breite Straße

  • Los 5 2. Preis Ansicht Neumannsgasse

    Ansicht Neumannsgasse

  • Los 5 2. Preis Schnitt 1

    Schnitt

  • Los 5 2. Preis Schnitt 2

    Schnitt

  • Los 5 2. Preis Grundriss UG

    Grundriss UG

  • Los 5 2. Preis Grundriss EG

    Grundriss EG

  • Los 5 2. Preis Grundriss 3OG

    Grundriss 3. OG

  • Los 5 2. Preis Grundriss 5OG

    Grundriss 5. OG

3. Preis: 7.500 €

studioinges Architektur und Städtebau BDA, Berlin
Verfasser:in: Francesca Saetti, Prof. Thomas Bochmann, Stefan Schwirtz
Mitarbeitende: Meike Elzer

  • Beurteilung durch die Jury

    Die äußere Gestalt des vorgeschlagenen Baukörpers nimmt in seinem Fassadenaufbau Bezug auf das ehemalige Ermelerhaus. Dies artikuliert sich in der Anordnung eines Mittelrisalites an der Fassade der Breite Straße. Die ohnehin durch vor- und rückspringende horizontale und vertikale Bauglieder recht plastisch wirkenden Fassaden aus Klinker erhält hierdurch eine weitere sich auf den Vorgängerbau beziehende Dimension an der Breite Straße.

    Dieser historische Bezug wird von der Jury positiv hervorgehoben. Problematisch wird bewertet, dass dieses Motiv nicht konsequent durch eine mittige Positionierung des Gebäudeeingangs auf das Erdgeschoss übertragen wird, ebenso, dass die innere Grundrissorganisation nicht auf die Lage des Risalits Bezug nimmt. Kontrovers wird ferner die Gestaltung der Erdgeschosszone insbesondere entlang der Neumannsgasse diskutiert.

    Die innere Erschließung ist, nach dem Betreten des Gebäudes, durch eine von der Breite Straße bis zur Hoffassade durchgesteckte Passage geprägt, die durch Anordnung mehrerer Öffnungen in der Trennwand zum Restaurantbereich Sichtbeziehungen zu den archäologischen Funden ermöglicht.

    Die Ausrichtung des Durchgangs im Gebäude und der sich hieraus entwickelnde Zuschnitt der Restaurantfläche greift die leichte Schrägstellung der Befunde, die aus dem früheren Verlauf der Breite Straße herrühren, auf, und schafft hierdurch eine gewissen Spannung im Raumzuschnitt.

    Angrenzend an diese Passage befindet sich ein dreiläufiges Treppenhaus, welches das Gebäude über alle Geschosse vertikal erschließt. Im Treppenauge wurde der Aufzug positioniert. Der so konzipierte Erschließungskern führt aufgrund seinen üppigen Abmessungen zu nicht zufrieden stellenden Flächenaufteilungen und unglücklichen Raumzuschnitten in den Büroetagen.

    Die ermittelten Baukosten liegen unterhalb des vorgegebenen Budgets. Durch die Bezugnahme auf das historische Ermelerhaus liefert dieser Entwurf – trotz mehrerer Kritikpunkte – nach Auffassung der Jury einen wertvollen Beitrag in der Diskussion über die künftige Erscheinung der Breite Straße.

  • Los 5 3. Preis Modellfoto

    Modellfoto

  • Los 5 3. Preis Ansicht BS

    Ansicht Breite Straße

  • Los 5 3. Preis Ansicht Neumannsgasse

    Ansicht Neumannsgasse

  • Los 5 3. Preis Schnitt 1

    Schnitt

  • Los 5 3. Preis Schnitt 2

    Schnitt

  • Los 5 3. Preis Grundriss UG

    Grundriss UG

  • Los 5 3. Preis Grundriss EG

    Grundriss EG

  • Los 5 3. Preis Grundriss 3OG

    Grundriss 3. OG

  • Los 5 3. Preis Grundriss 5OG

    Grundriss 5. OG