Los 1 „Eckhaus Breite Straße/ Scharrenstraße"

1. Preis: 14.000 €

AFF Architekten, Berlin
Verfasser:in: Ulrike Dix, Monic Frahn, Martin Fröhlich, Sven Fröhlich
Mitarbeitende: Martin Gille, Michael Strixner

Beratende Fachplaner:
Brandschutzplanung: Peter Stanek
Tragwerksplanung: Kai Petzold
SCHNETZER PUSKAS BERLIN GMBH

  • Beurteilung durch die Jury

    Das Projekt 1005 beeindruckt mit seiner klaren architektonischen Sprache. Die Qualitäten des Projekts lassen sich in drei Bereiche unterteilen: Öffentlichkeitskultur, große Flexibilität und Gestaltungswille. Diese Bereiche bilden zwar eigenständige Aspekte, fügen sich jedoch zu einer harmonischen Einheit im Gesamtprojekt zusammen.

    Die Sprache des Architekten ist das Bauen. Bei der Auseinandersetzung mit dem Projekt wird schnell deutlich, dass der Wettbewerbsbeitrag die Aufgabe verfolgt, die Fassade in Sockel, Obergeschosse und Dach zu gliedern und dieses klassische Architekturthema neu zu überarbeiten. Das Resultat ist eher ein Verlauf als eine klare Gliederung. Es gibt weniger Dreifaltigkeit, sondern eine Vielfältigkeit. Die tektonischen sowie Gravitationsgesetze werden jedoch nicht hinterfragt. Das Gebäude ist fest im Boden verankert und wird zum Dach hin leichter. Die architektonische Sprache beruht bewusst auf historischen Elementen wie Gesims, Sturz, Attika und Fensterpfeiler, um sich im historischen Kontext zu verankern. Obwohl der historische Kontext tatsächlich nicht vorhanden ist, wird das Projekt im Sinne einer Erinnerung an einen historischen Kontext entworfen – wie ein gedanklicher Dialog mit der Vergangenheit.

    Der Gestaltungswille oder vielleicht sogar die Gestaltungsliebe zeigt eine hohe Handwerklichkeit und Interesse an Konstruktion und Material der Entwurfsverfasser:innen. Die Frivolität im Umgang mit der Architektursprache bringt eine gewisse Leichtigkeit in die Gestaltung, ohne die funktionale Klarheit zu beeinträchtigen. Das Projekt zeichnet sich durch eine sehr klare und pragmatische Haltung in der Organisation aus, was zu einem hohen Grad an Flexibilität und Qualität führt. Der zentrale Kern mit der Treppe und den Installationen, die natürliches Licht erhalten, sowie die visuelle Verbindung zum Besprechungsraum verleihen dem Inneren des Hauses Qualität und schaffen trotz Pragmatismus einen besonderen Raum im Inneren.

    Vielleicht entsteht die besondere Qualität des Projekts durch die Betrachtung des Hauses als Ganzes und nicht nur als Stadt- oder Hoffassade. Im Hof spiegelt sich die Stadtfassade wider, obwohl die Materialien dort nicht so hochwertig sind wie zur Straßenseite hin – der Unterschied ist unscharf, subtil und elegant.

    Das Projekt präsentiert sich als öffentliches Stadthaus. Auch die Organisation im Erdgeschoss fördert Nutzungen, die die Öffentlichkeit rundum (Breite Straße, Scharrenstraße und Hofpassage) einbeziehen sollte.
    Obwohl die architektonische Sprache stark an die Vergangenheit angelehnt ist, ahnt man und wünscht sich, dass der Gestaltungswille und die Handwerklichkeit des Entwurfs auch in der Innovation von Material und Konstruktion in der weiteren Bearbeitung des Projektes zum Ausdruck kommen sollten.

    Mit einer Abweichung von +1% liegen die Bauwerkskosten im Budget, obwohl die Kosten für Rohbau und Technische Anlagen im Vergleich der Entwürfe untereinander als überdurchschnittlich eingeschätzt werden.

  • Los 1 1. Preis Modellfoto

    Modellfoto

  • Los 1 1. Preis Ansicht BS

    Ansicht Breite Straße

  • Los 1 1. Preis Ansicht Scharrenstr

    Ansicht Scharrenstraße

  • Los 1 1. Preis Schnitt

    Schnitt

  • Los 1 1. Preis Grundriss EG

    Grundriss EG

  • Los 1 1. Preis Grundriss 3OG

    Grundriss 3. OG

  • Los 1 1. Preis Grundriss 5OG

    Grundriss 5. OG

2. Preis: 10.500 €

BLK2 Architekten, Hamburg
Verfasser:in: Lutz-Matthias Keßling, Dipl. Ing. Arch. BDA
Detlev Kozian, Dipl.Ing.Arch.

Beratung Tragwerksplanung: WTM Engineers GmbH, Hamburg
Beratung Brandschutz: WTM Engineers GmbH, Hamburg
Modellbau: Phase 2 Modellbau GmbH, Hamburg

  • Beurteilung durch die Jury

    Städtische Gelassenheit könnte als Idee und Thema über dem vorliegenden Projekt als Leitsatz stehen. Regelhaft gefügte monolithische Klinkersteinfassaden bilden das repräsentative und gleichzeitig auf Gleichmaß ausgerichtete Bild des Eckhauses. Subtil eingearbeitete Differenzen, sei dies in der Setzung und Verteilung der Fensterachsen oder in der Verarbeitung des vorgeschlagenen Klinkersteins gliedern den Baukörper. Sockel, Mittelteil oder Dach werden so erkenn- und wahrnehmbar. Kleine Ideen, sei dies für die Formulierung der Brüstungen oder die Variation der Fenstergrößen bereichern die Grammatik der Fassade wohltuend indem sie von Feinheit und Maßstäblichkeit im städtischen Raum zu erzählen vermögen.

    Der beidseitigen Öffentlichkeit des Erdgeschosses wird durch die Setzung eines repräsentativen Eingangsraumes, der überraschender Weise auf die Rückseite des Hauses liegt, Rechnung getragen. Erschlossen wird dieser Raum nicht nur, naheliegender Weise, über den Hof, sondern über einen Zugang, lateral des Hauses an der Breite Straße. Diese durchaus mutige Entscheidung, ermöglicht vor allem die Nutzung eines durchgehenden Erdgeschosses mit Bezug zu den Straßenfassaden. Leider schränkt die Lage des Müllraums die Verbindung von Erdgeschossnutzung und Hof ein und mindert die Attraktivität der Hofpassage.

    Die aufgehenden Geschosse werden durch das in die Kniekehle gelegte Treppenhaus flexibel erschlossen. Leider verfügt dieses Treppenhaus nicht über den für die Genehmigungsfähigkeit nötigen Abschluss mit Vorraum zu den Büronutzungen. Büroräume entlang den Straßenfassaden werden in dem frei möblierbaren Geschossflächen durch die sanitären Räume sinnfällig zu Raumeinheiten ergänzt. Der grundrissliche Aufbau ist wenig vorbestimmt und eröffnet Freiräume für die Nutzung als auch für die Gestaltung der Büroeinheiten.

    Der konstruktive Aufbau folgt dem vorgeschlagenen architektonischen Konzept indem der Klinkerstein von einem monolithischen Backsteinmauerwerk konstruktiv begleitet wird und so die gesuchte solide und ruhige Erscheinung bis in die Laibungen getragen werden kann. Die Erscheinung des Hauses auf der Hofseite überträgt die solide Anmutung der Vorderfassade durch die Verwendung von unterschiedlichen Putzfassaden in den Hofraum.

    Bezüglich der Kennzahlen zu den Erstellungskosten liegt das Projekt ungefähr 4 % über dem Zielwert. Die Werte der zur Verfügung gestellten Nutzungsflächen liegen im Mittel der vorgelegten Arbeiten.

  • Los 1 2. Preis Modellfoto

    Modellfoto

  • Los 1 2. Preis Ansicht BS

    Ansicht Breite Straße

  • Los 1 2. Preis Ansicht Scharrenstr

    Ansicht Scharrenstraße

  • Los 1 2. Preis Schnitt

    Schnitt

  • Los 1 2. Preis Grundriss EG

    Grundriss EG

  • Los 1 2. Preis Grundriss 3OG

    Grundriss 3. OG

  • Los 1 2. Preis Grundriss 5OG

    Grundriss 5. OG

3. Preis: 7.500 €

Baumschlager Eberle Architekten, Berlin
Verfasser:in: Prof. Gerd Jäger
Mitarbeitende: Sameh Zayed, Nicolas Morales Ocampo,
Edoardo Comotti, Michele Marini, Hagen Brandt

  • Beurteilung durch die Jury

    Der Entwurf zeichnet sich durch einen klaren Stadtbaustein aus, der sich selbstverständlich aus der klassischen Volumetrie eines typischen Berliner Eckgebäudes ableitet.

    Durch die prägnante Gebäudeform mit runder Eckausbildung wird am südlichen Blockende ein großstädtischer Auftritt in die Breite Straße geschaffen.

    Konsequent unterstreicht der umlaufende Rücksprung die Gebäudeform, mit der Staffelung zur Scharrenstraße weicht dieses Konzept allerdings von den Festsetzungen der zulässigen Traufhöhe ab.

    Der klare und kompakte Baukörper nimmt die Gliederung der Gestaltungsleitlinien auf.

    Die gewünschte Dreigliedrigkeit der Fassadenstruktur ist zu beiden Straßenseiten klar ablesbar ausgebildet.

    Eine Besonderheit ist die differenzierte Ausbildung der Fassadenöffnungen im Wechsel mit kraftvoll wirkenden Pfeilern, die dem Gebäude eine plastische hochwertige Anmutung verleiht.

    Nicht nachvollziehbar bleibt die schuppenartige Ausbildung der Fassaden im Staffelgeschoss.

    Den Verfassern gelingt es, mit nur wenigen Fassadenmaterialien ein hochwertiges, Identität stiftendes Erscheinungsbild zu schaffen. In dieser Konsequenz werden sowohl die Straßen- als auch die Hoffassaden in Edelputz mit Klinkerelementen ausgeführt.

    Überzeugend ist die Adressbildung und der Eingangsbereich an der Breite Straße, der die Erschließung des zentralen Treppenraums und eine direkte Durchwegung in den Hof sicherstellt.

    Durch den kompakten, effizienten Treppenraum werden in den Obergeschossen 3 Büroeinheiten erschlossen, eine Zusammenlegung einzelner Büroflächen ist nicht möglich. Dem Treppenraum fehlt der notwendige Vorraum, die Anforderungen an den Sicherheitstreppenraum sind nicht gewährleistet.

    Auch wenn Gebäudeform und Gliederung in dem architektonischen Ausdruck und Ausprägung des Eckgebäudes überzeugen, fehlen in der Grundrissstruktur die entsprechenden Bezüge, Grundriss und Gebäudegliederung sind nicht synchron.

    Die ermittelten Baukosten liegen im Rahmen des vorgegebenen Budgets.

    Insgesamt überzeugt der Entwurf in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht.

  • Los 1 3. Preis Modellfoto

    Modellfoto

  • Los 1 3. Preis Ansicht BS

    Ansicht Breite Straße

  • Los 1 3. Preis Ansicht Scharrenstr

    Ansicht Scharrenstraße

  • Los 1 3. Preis Schnitt

    Schnitt

  • Los 1 3. Preis Grundriss EG

    Grundriss EG

  • Los 1 3. Preis Grundriss 3OG

    Grundriss 3. OG

  • Los 1 3. Preis Grundriss 5OG

    Grundriss 5. OG