Werkstattverfahren Alt-Friedrichsfelde 60, Lichtenberg Berlin
Ausschreibung
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Aufgabe
Im östlichen Teil des Verwaltungs- und Bildungsstandortes Alt-Friedrichsfelde 60 sollen eine neue Schwerpunktfeuerwache der Berliner Feuerwehr sowie ein Bürodienstgebäude für das Bezirksamt Lichtenberg gebaut werden. Für 2021 ist dafür die parallele Durchführung von zwei getrennten Hochbauwettbewerben geplant.
Mit dem Werkstattverfahren sollten die städtebaulichen Grundlagen für diese Realisierungswettbewerbe geschaffen werden. Ziel des Werkstattverfahrens war es, städtebauliche Festlegungen für die beiden geplanten Nutzungen Feuerwache und Bürodienstgebäude zu treffen, die die beiden Bauvorhaben als auch die zukünftige Entwicklung des Gesamtareals optimal ermöglichen. Ein städtebaulicher Vorentwurf für den östlichen Teilbereich des Geländes sollte erstellt werden.
Weiterhin bestand die Aufgabe darin, Ideen für Entwicklungsszenarien des Gesamtgeländes aufzuzeigen (mittelfristig und langfristig).
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Auslobung
Steckbrief
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Kategorie
Städtebau
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Typologie
Infrastruktur, Arbeiten, öffentlicher Raum
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Ort
Lichtenberg, Berlin
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Verfahrenstitel
Werkstattverfahren Alt-Friedrichsfelde 60
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Verfahrensart
nicht-anonymes, konkurrierendes städtebauliches Werkstattverfahren als Mehrfachbeauftragung mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb
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Teilnehmerkreis
Architekt:innen und / oder Stadtplaner:innen in
Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekt:innen im Rahmen eines qualifizierten Teilnahmewettbewerbs -
Auslober:in
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Abteilung Städtebau und Projekte,
BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH -
Bauherr:in
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Abteilung Hochbau,
Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Abteilung Personal, Finanzen, Immobilien und Kultur -
Ausgewählter Beitrag
Städtebau: Studio Wessendorf
Verfasser: Jörg Wessendorf
Mitarbeit: Maximilian Mohr, Nina Rickert, Moritz UngerLandschaftsarchitektur: STUDIO RW
Verfasser: Heiko Ruddigkeit
Mitarbeit: Florian Rüster, Kim Feder, Adi Cohen
Terminübersicht
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Bekanntmachung und Auslobung
19.10.2020
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Erster Werkstatttermin (Zwischenkolloquium)
14.12.2020
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Zweiter Werkstatttermin (Abschlusskolloquium)
28.01.2021
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Protokoll Abschlusskolloquium
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Protokoll Zwischenkolloquium
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Anlage Feuerwehr zum Protokoll Zwischenkolloquium
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Beurteilung durch die Jury
Das Projekt wird in seiner Maßstäblichkeit und Erschließung als angemessen beurteilt. Die zentrale Achse, die sich aus dem Bestand eher netzartig nach Osten entwickelt, überzeugt. Die Anordnung der neuen Plätze und Grünräume an dieser Achse ist sehr differenziert. Das Gremium sieht in dem Konzept spannende Qualitäten aus Fußgängerperspektive und großes Potential für die Entwicklung des Gesamtareals zu einem lebendigen Quartier. In seiner städtebaulichen Komposition wird es als sehr gelungen und gut ausgearbeitet gewürdigt.
Feuerwehr: Die Kreuzung der ausrückenden Einsatzfahrzeuge mit den zurückkehrenden Fahrzeugen ist nicht optimal, kann aber als akzeptabel eingestuft werden. Die Lage des Übungshofs direkt an der Ausfahrt wird ebenfalls als nicht optimal gesehen. Eine Verlegung nach Osten sollte geprüft werden, sowie eine separate Zufahrt zu den Stellplätzen der Feuerwehr. Die Nutzung des Höhensprungs für Fahrradabstellboxen müsste in der weiteren Planung überprüft werden.
Mit der zweiseitigen Orientierung des Gebäudes zum „Eingangsplatz“ nach Süden sowie zum Feuerwehrgelände nach Norden und der teilweisen Verlagerung der Geländetopographie in das Gebäude bietet das Projekt als einziges einen Vorschlag zur umfänglichen Integration der Feuerwache in das Quartier und stellt somit eine urbane Anordnung der beiden Neubauten dar. Freiräumliche Elemente wie etwa der Biotopgarten werden positiv gesehen und zeigen das Gestaltungspotenzial für die Freianlagen.
Insgesamt erscheint das vorgeschlagene Freiflächenkonzept sehr tauglich für die weitere Entwicklung des Grundstücks. Dies gilt sowohl für die erste Realisierungsphase (Feuerwache und Bürodienstgebäude) wie auch für die längerfristige Entwicklung des gesamten Grundstücks. Die vorgeschlagenen Bautypologien sind flexibel und geeignet für eine differenzierte Ausarbeitung und Anpassung an verschiedene Nutzungen.
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Beurteilung durch die Jury
Die zentrale Campusachse wird konsequent weiterentwickelt, allerdings wirkt sie nun wenig differenziert gegenüber den angrenzenden Außenräumen (Hochschulplatz, Platz am Tierpark).
Die Ausbildung des südlichen Bereiches entlang der Mauer und die beschriebene „Öffnung“ zum Tierpark bleiben skizzenhaft.
Kritisch werden die beiden vorgeschlagenen Bauvolumina für Bürogebäude und Feuerwehr beurteilt. Der nahezu identische Fußabdruck erschwert eine – im Realisierungsprozess notwendige – Differenzierung und eigenständige Ausbildung der beiden Projekte. Die Erschließung des Bürogebäudes von der Schmalseite wird als ungünstig beurteilt. Der vorgeschlagene Aufenthaltsbereich / die Terrassennutzung auf dem südlichen Anbau des BDGs wird gelobt.
Die verkehrliche Anbindung der Feuerwehr ist gut gelöst. Die Anordnung der Feuerwehr-Stellplätze außerhalb der Feuerwehrfläche wird kritisch gesehen. Der vorgeschlagene Übungsturm wird nicht benötigt.
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Beurteilung durch die Jury
Das Projekt setzt ganz auf eine Erschließung entlang der Süd- und Ostgrenze des Grundstücks. Dies wird vom Gremium grundsätzlich kritisch gesehen, da die tatsächlichen Besucherströme von Nordwesten damit nicht adäquat aufgenommen werden. Zudem ist bei dieser Anordnung nur eine einseitige Anbindung an diese Achse möglich. Das Innere des Quartiers kann so nicht optimal erschlossen werden.
Die Baufelder im Innern sind als Konsequenz sehr großmaßstäblich ausgebildet, bilden dadurch aber wenig attraktive Zwischenräume aus. Insbesondere die Nord-Süd ausgerichteten Zwischenräume, z.B. zwischen der Quartiergarage/Supermarkt und der Feuerwehr, erscheinen als zu eng gefasst und führen teilweise entlang unattraktiver Rückseiten oder Mauern. Es entsteht die Anmutung gewerblicher Strukturen mit industriellem Charakter. Die Anbindung an die bestehende Achse der HWR („Nalbach-Achse“) an das östlich angrenzende Konglomerat aus Alt- und Neubauten bleibt auch auf Nachfrage unklar.
Die vorgeschlagenen Baukörper entlang der Straße Alt-Friedrichsfelde im dritten Schritt erscheinen wiederum eher kleinteilig.
Die vorgeschlagene verkehrstechnische Umgestaltung der Gensinger Straße ist sehr aufwändig und unangemessen. Das Bürogebäude am östlichen Rand stellt sich nach wie vor nicht optimal angebunden an das Gesamtareal dar und wirkt durch die Lage der Feuerwache etwas abgeschnitten. Die Dimensionierung scheint insgesamt zu groß zu sein.
Die Feuerwache wird mit langen Mauern unnötig vom Rest des Geländes isoliert. Die Feuerwehrzufahrt ist eher eng dimensioniert.
Positiv werden die Überlegungen zur neutralen Umschichtung der Erdmassen und zur unabhängigen Baustellenlogistik gewertet.
Kontakt
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe