Die Arbeit verfolgt einen eher konventionellen städtebaulichen Ansatz, der jedoch als klar, tragfähig und robust betrachtet wird. Zur Straße N1 hin werden geschlossene Blockränder formuliert, zu den rückwärtigen Grünflächen lösen sich diese auf und es werden teilweise Solitärbauten angeboten. Der hier vorgeschlagene Gebäudetyp der offenen Hofbebauung wird als praktikabler Baustein beurteilt. Die Geschossigkeit (i.d.R. IV bis VI) wird als angemessen für den Ort empfunden. Die relativ geringe bauliche Ausnutzung wird jedoch kritisiert.
Der lange Gebäuderiegel entlang der Nord- bzw. Nordwest-Seite des Netzelements 1 wirkt in der plangraphischen Darstellung zu linear und massiv. Der Baukörper sollte stärker gegliedert werden und an seinem nördlichen Ende einen prägnanten Abschluss erhalten um die überzeichnete Richtungsbetonung zu brechen.
Die Herstellung und Bezugnahme auf eine untergeordnete Wegeverbindung für Fuß- und Radverkehr über die Hödurstraße in Richtung der im Nordosten liegenden Nachbarschaften wird positiv beurteilt. Der davor liegende Platz bedarf einer weiteren funktionalen und gestalterischen Präzisierung.
Der Straßenraum des Netzelements 1 wirkt ebenfalls konventionell in seiner Gestaltung. Die städtebaulichen Raumkanten erzeugen am Netzelement 1 durch Vor- und Rücksprünge nebengeordnete Platzflächen, die als Schnittstellen zum öffentlichen Raum genutzt werden. Sie sind in ihrer Größe, Anzahl und Funktionalität zu überprüfen. Die vorgeschlagene Hauptquerungsstelle in der zentralen Lage im Kurvenbereich des Netzelements 1 ist aufgrund der fehlenden Einsehbarkeit nicht umsetzbar.
Der einseitige Stellplatznachweis in Tiefgaragen erscheint nicht zielführend für ein zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept. Der relativ hohe gewerbliche Anteil in den Erdgeschossen stellt aus Sicht des Preisgerichts ein Überangebot dar.
Die Leitidee, die (Zitat) „romantisch verwilderte ‚Alte Gärtenerei‘“ in privaten grünen Höfen weiterleben zu lassen, ist der Ausgangspunkt für die Entwicklung aufeinander bezogener grüner Höfe. Der Arbeit gelingt es in besonderer Weise, die bestehenden Grünflächen und Bäume zu integrieren sowie die neuen privaten und gemeinschaftlichen Freiräume in ein solides Netzwerk öffentlicher Räume einzubinden.
Die öffentlichen Grünflächen (wohnungsnahes Grün und Spielflächen) unterschreiten die quantitativen Vorgaben, während das Angebot an privatem Grün als angemessen bewertet wird.
Herzstück des Entwurfs ist die Quartiersmitte, die als innenliegender, öffentlicher Freiraum im TB 7 und TB 8 platziert und durch angrenzende, öffentlichkeitsaffine Nutzungen gestärkt wird. Sie verspricht ein hohes Identifikationspotenzial. In Kombination mit guten sozial abgestuften Raumöffentlichkeiten lassen die Blockinnenbereiche eine hohe Qualität für die dort im Schwerpunkt angestrebte Wohnnutzung, soziale Infrastruktureinrichtungen (Kita, KiFAZ) und ergänzende Angebote (z.B. Fahrradwerkstatt) erwarten. Auf den privaten Bauflächen werden Spielflächen für Kinder und Jugendliche sinnfällig den Schnittstellenbereichen zugeordnet.
Das Motiv der gemeinsamen Quartiersmitte könnte durch eine Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs (keine Stellplätze und Tiefgaragenzufahrt) deutlich gestärkt werden. Hiervon könnten die wohnungsnahen, öffentlichen Grünflächen profitieren. Durch die verschiedenen Wege wird die Quartiersmitte mit den benachbarten Quartieren und Straßen gut vernetzt. Die Quartiersmitte als Rückzugsraum jenseits der Straßen wird positiv bewertet.
Die städtebauliche Haltung der Neubauten an der Romain-Rolland-Straße mit dem Zurückweichen der Eckbebauung und der Freistellung des historischen Bestandsgebäudes wird ebenfalls positiv bewertet. Der dort entstehende Vorplatz hat Potenzial für ein gutes, öffentliches Raumangebot.
Die drei Gartenhäuser (III) auf den heutigen Gartenflächen der 1920er Bebauung (TB 1) stellen ein Angebot an die Eigentümer dar. Ihre Dimensionierung wäre in der weiteren Planung zu überprüfen. Die Anreicherung der grün geprägten Hoflage durch eingestellte Punktgebäude ist mit den Qualitäten einer ruhigen Hoflage zu synchronisieren.
Der Beitrag schafft gute Voraussetzungen für die standortgerechte Übersetzung eines wassersensiblen Städtebaus durch dezentrale Regenwasserbewirtschaftung (+N1).
Es wird ebenfalls begrüßt, dass die Verfasser:innen ein Energiekonzept für das neue Quartier vorgeschlagen haben.
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ein ausgewogenes Bebauungs- und Freiraumkonzept, das in der Umsetzung viele Qualitäten für das neue Quartier erwarten lässt.