Bild: Franziska Libuda
Bürgerveranstaltungen
Im Zeitraum vom 02.07.2020 bis 05.07.2020 fanden öffentliche Bürgerbeteiligungen (Online und vor Ort) zur Information der Bürgerinnen und Bürger über die Machbarkeitsstudie statt. Weitere Informationen
Die Kunsthochschule Berlin (Weißensee) – Hochschule für Gestaltung (KHB) plante die Erweiterung des Standorts Bühringstraße 20 in 13086 Berlin. In diesem Wissenschafts- und Kreativstandort Campus Weißensee sollten neben den benötigten Erweiterungsflächen für die Ausbildung der KHB neue Wohnräume inkl. Atelierwohnungen für Studierende, Atelier- und Arbeitsräume für Künstler und Designer, gastronomische Angebote und ein räumliches Verbindungs- und Begegnungselement sowie soziokulturelle Flächen und Flächen für kreativ-gewerbliche Nutzungen entstehen.
Kategorie
Städtebau
Typologie
Bildung
Ort
Pankow, Berlin
Verfahrenstitel
Wissenschafts- und Kreativstandort Campus Weißensee
Verfahrensart
Städtebauliche Machbarkeitsstudie in Form eines kooperativen Werkstattverfahrens mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb
Teilnehmerkreis
Stadtplaner:innen und/oder Architekt:innen
Auslober:in
Der Regierende Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung, Referat Wissenschaftsbauten, Finanzierung baulicher Investitionen für die Hochschulen
Kunsthochschule Berlin (Weißensee) – Hochschule für Gestaltung
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Abteilung Wohnungsneubau – Projektmanagement und Bauleitplanung
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Abteilung Städtebau und Projekte, Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe
Ausgewählter Beitrag
Städtebau: MLA+ Müller Michael Architekten PartGmbB, Berlin
Landschaftsarchitektur: Lohrengel Landschaft, Berlin
Bekanntmachung und Auslobung
10.02.2020
Zwischenkolloquium: Vorstellung des Arbeitsstands
24.06.2020
Abschlusskolloquium: Vorstellung der Ergebnisse
10.08.2020
Das Projekt leitet seine grundlegende Struktur stringent aus der Umgebung ab. Die Verfasser beschreiben es als im Spannungsfeld von offenem Campus und Hortus conclusus. Die Offenheit begründet sich zum einen aus der Fortführung des vorhandenen Grünzugs in Ost-West-Richtung, der selbstverständlich durch das Gebiet hindurchgeführt wird und die benachbarten Quartiere gut vernetzt. Zum anderen bindet die Erweiterung den vorhandenen Campus an einer sinnvollen Stelle orthogonal dazu an. Der „Schnitt“ im Bestand ermöglicht eine enge Verzahnung von Alt und Neu. Es entsteht insgesamt eine einfache Grundordnung aus vier Quadranten mit einer klaren, gut proportionierten Mitte, die aus einem zweigeteilten Platz mit einer landschaftlichen und einer städtischen Seite gebildet wird. Diese Fokussierung auf einen Platzraum erscheint richtig. Die Eingangssituation zur Campuserweiterung ist selbstverständlich an der Schnittstelle zwischen Bestand und Erweiterung gelöst, und macht den Platz zur Drehscheibe der Durchwegung des neuen Campus.
Ausgehend von dieser Grunddisposition entwickeln die Verfasser sehr nachvollziehbar ein Regelwerk für die vier Cluster, für die das Bild des Hortus conclusus gewählt wurde. Wesentlicher Aspekt ist eine konsequente Nutzungsmischung bei drei der vier Cluster, die jeweils einen Wohnanteil und eine Hochschulnutzung bzw. hochschulnahe Nutzung kombinieren. Die Modellierung der Baukörper folgt dabei einem subtraktiven Prinzip von Masse und Hohlraum, angelehnt an ein bildhauerisches Arbeiten „aus dem Volumen“. Dieses Prinzip ermöglicht eine situativ angepasste Ausformulierung der Baukörper und gezielte Reaktionen auf angrenzende Nutzungen. Explizit wird diese Herangehensweise mit der Idee der Werkhöfe in seinen Prinzipien geschätzt und als gute Basis einer zukünftigen Weiterentwicklung des Projekts angesehen. Aufgrund der sehr kleinen Höfe und der mangelnden Belichtung werden sie in der gezeigten Ausformulierung in ihrer Qualität in der Diskussion angezweifelt. Die hohe Dichte innerhalb der Baufelder wird kritisch betrachtet, ebenso wie das relativ enge Profil der begrünten Durchgänge. Die perspektivischen Darstellungen sind nicht dazu geeignet, die gewünschte Qualität von gestalterischer Offenheit und Robustheit der Bauten nachzuweisen.
In den kommenden Arbeitsschritten gilt es, die Prinzipien der Cluster und die Idee der Werkhöfe weiter zu entwickeln und ihre räumliche Qualität bei verträglicher Dichte nachzuweisen. Hierbei gilt es auch, mögliche Konflikte zwischen den unterschiedlichen Nutzungen (Wohnen und Arbeiten) zu lösen, sowie die grüne Durchwegung zwischen den Gebäuden offener zu gestalten.
Die Erdgeschosse sind insgesamt stark nutzungsgemischt angelegt und erscheinen in dieser Form machbar. Die Mischung sollte weiter auf Durchführbarkeit im Rahmen Bauherren-/ Betreiberkonzepte entwickelt werden, so dass auch flexible Nutzungen möglich bleiben. Die publikumswirksamen Nutzungen sind sinnfällig an den strategischen Orten, zum Beispiel am zentralen Platz, verortet. Die Jury lobt die breite Auseinandersetzung mit der Belebung des Campus in verschiedenen Zeiträumen (Vorlesungszeit, vorlesungsfreie Zeit) des Jahres und den „Ideenpool“ zur Integration möglicher, über das konkrete Raumprogramm hinausgehender soziokultureller Angebote in das Quartier. Im Ganzen sollte die Durchmischung nicht zu kleinteilig werden und auch hier Betreiberkonzepte geprüft werden.
Kontrovers diskutiert wird die Setzung der Hochpunkte um den zentralen Platz. Sie erscheinen im Kontext der bereits recht hohen Ausnutzung der Baufelder als verzichtbar.
Die Ausformulierung des Grünzugs ist mit 15 m im Verhältnis zur dichten Bebauung sehr schmal und ist im weiteren Verfahren aufzuwerten. Das Prinzip der unterschiedlichen Obstbaumsetzungen als Referenz an die vorhandenen Obstgärten ist gefällig. Die Ansätze zur Dachbegrünung und die Regengärten genannten Versickerungsräume sind sinnvoll und im weiteren Verfahren zu präzisieren.
Nicht abschließend gelöst erscheint die Erschließung des „gefangenen“ Baufeldes mit Kooperationsflächen. Hier wird die Prüfung einer Erschließung über die als Skulpturengarten bezeichnete Fuge zwischen Alt und Neu im Sinne einer Mehrfachnutzung angeregt.
Insgesamt verspricht der Beitrag eine robuste und anpassungsfähige Basis für eine Weiterentwicklung im Bebauungsplanverfahren und den weiteren Planungsschritten. Die Jury empfiehlt aufgrund der anspruchsvollen Aufgabe die Durchführung weiterer, qualitätssichernder Maßnahmen in Form einer Begleitplanung (z.B. Gestaltungshandbuch) und hochbaulicher Wettbewerbe.
Die Stärke dieser Arbeit liegt in der inhaltlichen Auseinandersetzung und der konzeptionellen Umsetzung der städtebaulichen Struktur.
Mit einem eigenständigen Ansatz wird das städtebauliche Umfeld interpretiert und ein identitätsstiftendes Bild für den neuen Hochschulcampus entwickelt.
Das Konzept lebt von den Kontrasten, der produktiven Dichte und dem großzügigen Obsthain, der für die Kunsthochschule und die Öffentlichkeit vielfältige Nutzungen bietet.
Der Freiraum, der über die Nutzungsangebote auch räumliche Verbindungen mit dem städtebaulichen Umfeld schafft, überzeugt. Die Idee, diesen als potentielle Nachverdichtung zu nutzen, wird kritisch bewertet.
Auf der Grundlage eines einheitlichen Achsrasters entsteht ein Wechsel von Werkstraßen und Einzelbaukörpern. Die Einzelbaukörper sind zeichenhaft und symbolisieren die Inhalte der Hochschule.
Die konsequente Freihaltung der Erdgeschosse schafft Transparenz und Offenheit. Die Werkstraßen werden zu Kommunikationsorten.
Die radikale und gleichzeitig sensible Ausformulierung des städtebaulichen Konzepts fasziniert. Es gelingt den Verfassern, eine komplexe Struktur zu entwickeln, die das Patchwork der bestehenden Hochschulbauten aufnimmt und mit der Eigenständigkeit auch über den Standort hinaus strahlen kann.
Die Umsetzung dieses Konzepts setzt ein hohes Maß an Konsequenz voraus. Für die Einzelbaukörper mit hohen Erdgeschosszonen und der Gestaltung der Werkstraßen müssen Gestaltungsrichtlinien festgesetzt und diese zwischen den öffentlichen und privaten Bauherren koordiniert werden.
In der abschließenden Diskussion werden die Grundlagen für die Aufstellung des Bebauungsplans diskutiert. Der Entwurf von Heide & von Beckerath besticht in der differenzierten Ausformulierung, die mit den Instrumenten des Bebauungsplans nicht gesichert werden können.
Das Planungsteam verfolgt den Ansatz des „städtebaulichen Weiterbauens“, indem vorhandene bauliche Figuren als Struktur für das neue Areal genutzt werden. Für die Hochschulerweiterung wird die Hofstruktur des vorhandenen Gebäudeensembles ergänzt. Ebenfalls entsteht zur westlichen Abgrenzung des Wohngebietes für die Hochschulnutzung ein U-förmiges Gebäude, gruppiert um einen Atelierhof.
Nördlich des Areals werden die Zeilenbauten der Wohnbebauung durch vier langgestreckte Gebäude ergänzt. Sie bilden den Abschluss zum Kleingartenareal im Norden am Steinberg. Die mittleren beiden Gebäuderiegel beinhalten ebenfalls Hochschulnutzungen. Aufgrund des Flächenbedarfs sind sie im Erdgeschoss vollflächig miteinander verbunden. Die neuen riegelförmigen Baukörper haben eine größere Breite als die vorhandenen Wohnbauten. Damit findet eine gewisse Transformation dieser Gebäudetypologie statt.
Die Freiräume gliedern sich in die beiden Höfe „Forum“ und „Atelierhof“. Weiterhin entsteht eine Ateliergasse als Erschließung für das Areal von Ost nach West und als Fortsetzung der Grünverbindung südlich der Wohnanlage. Ein Skulpturengarten schließt die Ateliergasse zur Bühringstraße ab. Zwischen den Gebäuderiegeln im Norden gibt es zwei funktionale Erschließungsstraßen mit Fahrradabstellplätzen.
Positiv bewertet wurde, dass das neue „Forum“ innerhalb der Erweiterung der Kunsthochschule sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die Hochschule einen gemeinsamen Raum schafft. Es wurde jedoch angemerkt, dass innerhalb der Schließungszeiten der Hochschule dort kein attraktives Angebot für die Öffentlichkeit vorhanden sei.
Weitere Themen des Konzeptes wurden kritisch bewertet:
Die Typologien des städtebaulichen Entwurfs wurden nur bedingt als geeignet angesehen. Gleiche Typologien werden mit unterschiedlichen Nutzungen versehen. Damit wird keine erkennbare Identität für die Hochschulnutzung geschaffen. Eine Erweiterbarkeit der Hochschule wäre typologisch schwierig.
Die unterschiedliche Höhenstaffelung der Gebäude erscheint beliebig und überkomplex. Die große Anzahl der Terrassen wurde aus Kostengründen in Frage gestellt. Außerdem wurde bezweifelt, dass diese ausreichend bespielt werden können.
Die Reihung der Baukörper entlang der Straße am Steinberg erscheint als Abschluss des Areals unattraktiv.
Da der ursprüngliche Eingang der Hochschule weiterhin als Haupteingang fungieren soll, erscheint der Skulpturengarten in Konkurrenz dazu und vom räumlichen Angebot unangemessen. Strukturell ist nicht erkennbar, an welcher Stelle der Schwerpunkt der Hochschule zukünftig sein wird.
Die Ateliergasse muss, so wie von den Planern dargestellt, viel leisten. Das Auswahlgremium war der Meinung, dass sich diese unterschiedlichen Nutzungsangebote (Regenentwässerung, Aufenthaltsbereich, Grünverbindung) auf diesem engen Raum nicht miteinander vereinbaren lassen.
Entlang der Bühringstraße entsteht kein attraktiver Straßenraum.
Bezüglich der Nutzungsverteilung wurde der Kita-Standort kritisch gesehen.
Die Aufsichtspflicht kann ohne Einfriedung nicht erfüllt werden. Außerdem bietet eine Kita-Nutzung kein urbanes Ambiente.
Die Doppelanlage Forum und Atelierhof, beides mit Hochschulnutzungen versehen, baut eine räumliche Konkurrenz auf.
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe