Umgestaltung Franz-Neumann-Platz, Reinickendorf Berlin
Ausschreibung
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Aufgabe
Ziel des Wettbewerbs war es, einen atmosphärischen, lebendigen, zukunftsfähigen und charakterstarken Stadtraum zu schaffen, der multifunktionale Nutzungsansprüche weitestgehend konfliktfrei bedient, aber auch mit den Herausforderungen des Klima- und Lärmimmissionsschutzes umgehen kann.
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Auslobung
Steckbrief
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Kategorie
Landschaftsarchitektur
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Typologie
Öffentlicher Raum
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Ort
Reinickendorf, Berlin
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Verfahrenstitel
Umgestaltung Franz-Neumann-Platz
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Verfahrensart
Offener Realisierungswettbewerb mit Ideenteil
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Teilnehmerkreis
Landschaftsarchitekten
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Auslober:in
Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Reinickendorf von Berlin
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Bauherr:in
Land Berlin, vertreten durch Bezirksamt Reinickendorf von Berlin Straßen- und Grünflächenamt
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Ausgewählter Beitrag
Landschaftsarchitektur: Grieger Harzer Landschaftsarchitekten GbR, Berlin
Verfasser:innen: Stefan Grieger, Norman Harzer
Mitarbeit: Philipp Steinbacher, Hakan Sarac,
Markus Storch, Christian Marrero
Terminübersicht
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Bekanntmachung und Auslobung
16.03.2020
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Abgabe
15.06.2020
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Jurysitzung
23.07.2020
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Ausstellung der Beiträge
09. bis 23.09.2020
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Ergebnisprotokoll
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Beurteilung durch die Jury
Die EntwurfsverfasserInnen beschränken sich auf wenige Entwurfselemente und eine einfache Grunddisposition. Vorgeschlagen wird eine Zweiteilung der Platzfläche: Zu den Platzrändern hin angeordnete ‚grüne Kissen‘ fassen eine steinern geprägte Platzmitte ein.
Trotz dieser zurückhaltenden Setzung gelingt es eine Vielfalt unterschiedlicher Raumsituationen zu generieren. Dazu gehören sowohl kleinteilige und verschattete Bereiche als auch offene und sonnenexponierte Flächen. Damit verbunden entstehen zudem unterschiedliche Nutzungsangebote.
Die Platzfläche wird durch einen einheitlichen Belag bestimmt, der von der Markstraße bis Randbebauung reicht. Eine Gruppe aus ‚Rasenkissen‘ fasst die Platzränder ein. Bewusst bezieht der Entwurf damit die Markstraße als städtischen Raum mit ein.
Die vorgeschlagenen Querungen stellen eine gute Durchlässigkeit zwischen Stadt- und Platzflächen sicher. Die freie Anordnung der ‚Rasenkissen‘ sowie die konvex ausgeprägten Ränder bieten unterschiedliche Aufenthaltsbereiche an und vereinfachen damit auch das Nebeneinander von Gruppen von Menschen in unterschiedlichen sozialen Lebenslagen.
Nordöstlich schließt sich eine befestige Fläche an, die für unterschiedliche Platzbespielungen offen ist. Wasser ist ein wichtiger Bestandteil dieser Fläche und wird selbstverständlich und beiläufig in Form von begehbaren Wasserlinsen eingesetzt. Die Bronzefiguren fügen sich in diesen neuen Kontext ein.
Das sich anschließende ‚Laufband‘ unterstützt die Orientierung und ermöglicht eine rasche und bequeme Querung der Platzfläche. Den Erdgeschosszonen vor der Gebäudeflucht wird eine angemessene Fläche zur Außenbewirtschaftung eingeräumt. Gleichzeitig bleibt dabei die Beziehung zu den anschließenden Platzflächen erhalten.
Im Norden im Anschluss zum U-Bahn-Eingang wäre eine weniger beengte Zugangssituation wünschenswert. Auch der Standort des WCs hier erscheint nicht gut gewählt. Das Abknicken des ‚Laufbandes‘ im Anschluss zur Fahlandgasse ist fragwürdig. Kritisch diskutiert werden die Belagswahl für das ‚Laufband’ sowie die Beleuchtung in Form von Pendelleuchten und Seilkonstruktion. Zu prüfen ist die Höhe der ‚Kissenflächen‘ sowie der Standort des Denkmals.
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Beurteilung durch die Jury
Der Franz-Neumann-Platz stellt sich als multifunktionale, baumüberstandene und transparente Platzfläche dar. Die Intarsie aus Granitplatten im zentralen Platzbereich gliedert die Platzfläche angenehm. Die Abschirmung gegenüber der Straße durch die beiden Wiesenrücken sowie die Zugänge zum Platz sind gut platziert, es ist eine einfache Orientierung möglich. Die Leitidee des Entwurfes wurde schlüssig umgesetzt und die Vernetzung mit den umliegenden Freiräumen mitgedacht.
Die Setzung des Brunnens im zentralen Bereich ist gut gewählt, der Erhalt der Brunnenskulpturen wird begrüßt.
Der Pavillon sitzt mit seiner Lage im eher ruhigen südlichen Platzbereich an einer guten Stelle. Die Lage der öffentlichen Toilettenanlage so nah an der Wohnbebauung und mit geringer sozialer Kontrolle wird kritisch gesehen.
Der mittige Plattenbelag bildet eine robuste und auch gut barrierefrei nutzbare Fläche, auf der eine Nutzung u.a. durch einen Wochenmarkt o.Ä. denkbar ist.
Die beidseitig nutzbaren Bänke entlang dem Bereich zur angrenzenden Bebauung bilden eine ausgewogene Mischung aus Abschirmung und Durchlässigkeit zwischen den Bereichen.
Die Anzahl der Fahrradabstellmöglichkeiten wird erhöht, die Verortung an der Holländerstraße wird jedoch in seiner Lage in Frage gestellt.
Das Franz-Neumann-Denkmal wird vom Verfasser nicht verortet – ein geeigneter Standort auf der Platzfläche wäre wünschenswert.
Der vorgesehene Lärmschutz wird eher zurückhaltend berücksichtigt. Der Ansatz in Bezug auf die Regenwassernutzung ist begrüßenswert, müsste aber im weiteren Prozess detaillierter ausgearbeitet werden.
Der Radweg entlang der beiden Hauptstraßen wird auf dem Gehweg geführt, die potenzielle Kollisionsstelle mit der Bushaltestelle besteht weiterhin. Radfahrer, die über den Platz fahren, werden vermutlich den Weg über die FW-Zufahrt nutzen, somit ist hier ein möglicher Konflikt entschärft. Die Platzfläche ist von allen Seiten aus barrierefrei zugänglich und über die gesamte Fläche nutzbar.
Im Ideenteil findet sich der Mosaik-Bodenbelag wieder, Letteallee und Fahlandgasse werden höhengleich aufgepflastert. Somit findet der Ideenteil gestalterisch Anschluss zum Franz-Neumann-Platz, bleibt jedoch weiter eine eigenständige, kleine Platzfläche.
Die vorgeschlagenen Baumarten für die Neupflanzungen nehmen zwar Bezug auf den nahen Schäfersee, jedoch ist die Frage nach der Eignung für den Standort auf einem Stadtplatz zu klären.
Die Arbeit überschreitet den vorgegebenen Kostenrahmen deutlich, dies liegt insbesondere an den teuren Bodenbelagsmaterialien, allen voran die trapezförmigen Granitplatten. Zudem ist zu überlegen, ob das gewählte Material für den Ort angemessen ist. Die Fläche für die Feuerwehr wird hinsichtlich ihrer Befahrbarkeit (Mosaikpflaster!) in Frage gestellt. Die Folgekosten für Pflege und Unterhaltung erscheinen für die Zukunft vertretbar.
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Beurteilung durch die Jury
Die Setzung der „Rasenlinse“ als grüner, baumüberstandener Schwerpunkt wird als eigenständiger Entwurfsansatz positiv bewertet.
Die entstehenden Platzräume und Atmosphären der offenen Rasenfläche, des nördlichen Baumhains und der Platzfläche zur östlichen Gebäudekante erzeugen verschiedene Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten.
Die Führung des Platzbelags von Straßen- bis zur Bebauungskante unterstützt die Wahrnehmung als einheitliche Platzfläche. Das Wasserspiel verknüpft geschickt die unterschiedlichen Bereiche. Die Varianz in dem Bodenbelag zwischen Geh- und Aufenthaltsbereichen belebt und strukturiert den Platz.
Die Setzung des optionalen Pavillons überzeugt. Die unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten und -ausrichtungen um die Rasenfläche sind positiv hervorzuheben.
Der umlaufende Sitzrand verhindert jedoch einen barrierefreien Zugang zur Rasenfläche. Ob die räumliche und akustische Abgrenzung durch die „Rasenlinse“ gegenüber der Markstraße ausreichend gewährleistet wird, wird kontrovers diskutiert.
Kritisch wird ebenso der Pflegeaufwand für die schräge Rasenfläche gesehen. Die Verortung der Spiel- und Bewegungselemente an der Markstraße wird aufgrund der Lärmbelastung und der Nähe zum Straßenraum kritisch hinterfragt. Der Umgang mit Regenwasser wird nicht ausreichend betrachtet.
Die Arbeit stellt einen modernen und eigenständigen Beitrag dar. Die mutige Geste und das Geschick, mit einem platzdefinierendem Element vielfältige Raumsituationen zu schaffen, wird ausdrücklich gewürdigt!
Kontakt
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Referat Architektur, Stadtgestaltung, Wettbewerbe