Zuerst probierte er es als Verkäufer für Handyverträge. »Das war gut bezahlt, und ich musste weniger Stunden als in der Küche arbeiten«, sagt Katsch. »Aber ich war nicht gut darin.« Menschen Knebelverträge aufzuschwatzen und sie über den Tisch zu ziehen, ging ihm gegen den Strich. Er unterschrieb lieber bei einem Sicherheitsdienst, der ihn als Objektschützer, Ladendetektiv und Rausschmeißer einsetzte. Das dürftige Gehalt besserte Katsch mit Gelegenheitsjobs auf dem Bau auf. Während dieser Zeit wohnte er in WG-Zimmern, weil er sich keine Wohnung leisten konnte. Zwischendurch kam er bei Freundinnen oder bei seiner Mutter unter.
Katsch wechselte erneut den Job, als er durch die Vermittlung durch einen Bekannten eine Stelle in einer Firma für Facility-Management bekam. Vom Prinzip her ein Hausmeisterjob, der allerdings in Akkordarbeit ausuferte. »Im Grunde erledigte ich drei Jobs in einem, das war übel«, sagt Katsch. Neben der Hausmeistertätigkeit musste er die Reinigung der Hausflure, Winterdienste und Gartenarbeiten übernehmen.
2017 erfuhr sein Leben eine grundlegende Wendung: Mario Katsch wurde Vater. »Ich wollte meinen Sohn aufwachsen sehen, Zeit mit ihm verbringen, nicht erst spätabends abgekämpft von der Arbeit kommen«, sagt er. »Der Zufall wollte es, dass meine Firma Aufträge verlor und mir kündigte. So hatte ich Anspruch darauf, ein Jahr lang Arbeitslosengeld zu beziehen – Zeit, um mich um meinen Sohn zu kümmern.«
Schnell war das Jahr herum. Die Beziehung zur Mutter seines Sohnes zerbrach, und Katsch sollte aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. »Als Arbeitsloser eine Wohnung zu finden, ist fast aussichtslos«, sagt er. »Wir schliefen bei Freunden auf der Couch, was schon wegen meines Sohnes keine Dauerlösung sein konnte.« Schließlich zog Katsch wieder zu seiner Mutter, die eine Vierzimmerwohnung hat. Dort kann er seinem Sohn ein Zuhause bieten und ihn – im Wechsel mit der Mutter des Kindes – jede zweite Woche betreuen. »Das ist eine Herausforderung, funktioniert aber ziemlich gut«, sagt Katsch. »Es liegt nur zu viel Spielzeug herum. Ich kaufe Lego und Playmobil für meinen Sohn, wenn ich es irgendwo im Angebot sehe; ich verwöhne ihn gern auf diese Weise. Wann immer wir Zeit haben, spielen wir gemeinsam damit, und er erfindet kleine Geschichten.«