Um sich über Wasser zu halten, jobbte Schmidt an einer Tankstelle und half im Supermarkt aus. »Ich habe alles angenommen, was es gab.« So landete er zum ersten Mal in einem Callcenter. »Das war bei Quelle. Ich mochte das eigentlich«, erzählt er. »Weil es kein Verkauf war, sondern die Bestellannahme. Hier konnte ich Kundinnen und Kunden helfen, zu bekommen, was sie haben wollen, anstatt ihnen etwas zu verkaufen, was sie eventuell gar nicht benötigen.« Bei Quelle blieb er anderthalb Jahre.
Anfang 1997 schlug ihm das damalige Arbeitsamt eine Ausbildung zum Fachinformatiker in der Anwendungsentwicklung bei einem Bildungsträger in Neukölln vor. Für den technikaffinen Schmidt war das genau das Richtige. Frohgemut trat er den Ausbildungsplatz an. Doch das Schicksal machte ihm erneut einen Strich durch die Rechnung: Er wurde krank. Die Krankheit zog sich länger als vierzig Tage hin, womit ein vertraglich festgelegtes Limit überschritten war. Schmidt flog raus und durfte die Ausbildung nicht beenden.
Eine zweite Chance gab es nicht, die Arbeitsamtsregularien standen dagegen. »Dabei hätte ich eine wirklich spannende Perspektive gehabt«, sagt Schmidt. »Es ging ja genau um jenes Berufsfeld, von dem es immer hieß: Dafür holen wir Menschen aus Indien ins Land. Dass ich in dieses Feld nachher wegen meiner Krankheit nicht mehr hineinkam, hat mich zutiefst frustriert.«
Als auch noch die Beziehung zu seiner damaligen Lebensgefährtin zerbrach, verließ Schmidt die letzte Kraft. Er verfiel in Lethargie. Manchmal traf er sich noch mit Freundinnen und Freunden, aber um seine berufliche Entwicklung bemühte er sich nicht länger. »Das grenzte schon an Verweigerung, aber ich wollte einfach nicht mehr«, sagt er. »Es war eine gruselige Zeit. Von da an habe ich nur noch rumgehangen, oder ganz ehrlich: Ich war faul. Ob Finanzinspektion, Fotogeschäft oder Informatik-Ausbildung – ich hatte das Gefühl, dass mir alles, was ich angefangen hatte, immer weggenommen worden war.«