Das war im Sommer 2015. Inzwischen ist Iraki 29 Jahre alt und hat trotz rund einhundert abgeschickter Bewerbungen nie ein vernünftiges Jobangebot bekommen. »Drei Jahre lang habe ich mein Deutsch verbessert und mich gleichzeitig überall beworben, aber leider nichts gefunden«, erzählt sie. Lediglich Praktika wurden ihr angeboten: Einmal drei Monate lang in einer Kita, ein anderes Mal zwei Monate in einem Sanitätshaus. Selbst auf Ausschreibungen für Büroassistenzen, für die sie eigentlich überqualifiziert ist, bekam sie nur abschlägige Antworten.
Dass jemand mit Irakis Ausbildung keine Arbeit findet, ist ungewöhnlich. Sie hat einen Studienabschluss in der Tasche und spricht drei Sprachen: Arabisch, Englisch und Deutsch. In der Fünfzimmerwohnung, die sie zusammen mit den Eltern und ihren vier jüngeren Geschwistern bewohnt, wird ein Mischmasch aus allen drei Sprachen gesprochen. Die Familie liebt das gesellige Zusammenleben, häufig wird gemeinsam gekocht.
»Ich kann überall in der Verwaltung arbeiten«, sagt Iraki, »in Büros, am Flughafen, in Krankenhäusern. Auch im Organisationsmanagement und sogar in der Buchhaltung kann ich eingesetzt werden. Zwar habe ich nicht explizit Buchhaltung studiert, aber einige entsprechende Kurse belegt. Ich mag alles, was mit Logistik zu tun hat – ich liebe es, zu organisieren und Dinge zu erledigen. Dabei ist es mir wichtig, nicht den ganzen Tag im Büro zu sitzen, sondern auch mit Kunden zu arbeiten. Ich brauche den Austausch mit Menschen.«
In dem Sanitätshaus, wo sie eines ihrer Praktika absolvierte, hätte Iraki gern weitergearbeitet. Aber dort wollte man ihr keinen vollwertigen Vertrag geben. Stattdessen kam vom Jobcenter der Hinweis auf die im Rahmen des Solidarischen Grundeinkommens (SGE) geschaffenen Stellen. »Wahrscheinlich haben sie im Jobcenter gesehen, wo ich mich überall beworben hatte, und mein Engagement gewürdigt«, sagt Iraki. »Auf jeden Fall bekam ich plötzlich den Anruf einer Vermittlerin, die mich fragte, ob ich vielleicht im SGE-Programm arbeiten wolle – mit Vertrag und einer festen Stelle für fünf Jahre. Sie erzählte mir alles über SGE. Ich dachte, ja, das klingt gut, warum nicht!«