Zunächst arbeitete sie bei einem Begleitdienst für Blinde und Menschen mit Down-Syndrom. »Es hat durchaus Spaß gemacht, wieder mit Menschen zu tun zu haben, diesmal mit ganz anderen. An die speziellen Bedürfnisse von Blinden musste ich mich erst gewöhnen, aber ich habe viel gelernt. Doch nach drei Jahren war Schluss. Ich stand wieder da, und dann kam die nächste Maßnahme.« Für drei Monate verteilte sie rund um den Ku’damm Biotonnen an alle Haushalte. Mit einem Bulli wurden die Tonnen zu den Häusern gebracht, dann ging Andrea Lange von Tür zu Tür, um sie an den Mann und die Frau zu bringen.
Danach folgte die nächste Maßnahme: wieder ein Begleitdienst, dieses Mal beim Roten Kreuz. Andrea Lange half älteren Menschen bei Besorgungen oder Arztbesuchen. »Da habe ich viele neue Leute kennengelernt und konnte quatschen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.« Den Vorschriften gemäß war jedoch nach drei Jahren und nach der Höchstzahl von Verlängerungen der Maßnahme erneut Schluss.
Andrea Langes nächste Station war eine Kita, in der sie einen 1,50-Euro-Job bekam. Sie arbeitete in der Küche, schälte Kartoffeln und Mohrrüben, kochte Pudding und bereitete morgens den Kakao für die Kinder zu. »Die Kinder schienen mich zu mögen und hingen bald nur noch bei mir rum«, erzählt sie. »Deshalb wurde ich aus der Küche herausgeholt, stieg zu einer Art Kitahelferin auf und begleitete letztlich zwei Gruppen bis zur Schule.« Als Helferin unterstützte sie die Erzieherinnen bei Ausflügen, bastelte mit den Kleinen und war da, wenn eine oder einer von ihnen besonderen Zuspruch oder Trost benötigte.
Nie war gewiss, ob die Maßnahme verlängert werden würde. Vor jeder neuen Zitterpartie bereiteten die Kinder schon die Abschiedsgeschenke vor. Nach drei Jahren in der Kita hätte es um ein Haar zum ersten Mal mit einer Festanstellung geklappt. Doch ein Schicksalsschlag brutalster Art machte alle Hoffnungen zunichte: Einmal im Monat leistete sich Andrea Lange einen Kneipenbesuch. Bei einem solchen wurde sie von einem Hund angefallen, der sich im Blutrausch in ihren Unterschenkel verbiss und ihn schwer lädierte. Drei Wochen lag sie im Krankenhaus. Es dauerte sage und schreibe zwei Jahre, bis das offene Bein verheilt war. Der Arbeitsvertrag mit der Kita war danach hinfällig.